Tod am Kanal
zu Rantzau. Die schwere
Körperverletzung, die dem Mädchen zugefügt wurde, ist auch noch nicht
aufgeklärt.«
»Ist das alles? Oder habt ihr sonst noch was auf der
Latte?« Nico stand auf. »Ihr könnt mich alle. Glaubt ihr, das pisst mich an?«
»Melde dich morgen auf dem Einwohnermeldeamt in Pisa.
Trottel wie du können nur dort wohnen«, rief ihm Große Jäger hinterher.
»Arschloch«, antwortete der Junge und verschwand ins
Haus.
Feichtshofer machte mit der linken Hand eine
Wischbewegung vor seiner Stirn. »Der ist doch total plemplem. Kein Wunder.
Isabelle hat ihm immer nur alles hinten reingesteckt. Der ist so was von
verwöhnt – das glaubt man nicht.«
»Wie gut, dass Sie ein Unschuldslamm sind«, sagte
Große Jäger. »Warum haben Sie Nico Ina Wiechers’ Handy gegeben? Und woher haben
Sie es?«
Feichtshofer sah abwechselnd Christoph und den
Oberkommissar an. »Scheiße. Ich hab es bei der Schule gefunden.«
»Wann?«
»Montag. Abends.«
»Was wollten Sie dort?«
»Mich interessierte Rebecca.«
»Was wollten Sie von dem Mädchen?«
»Mensch – was wohl. Alle Welt erzählt, dass die
asiatischen Mädchen anatomisch besonders gebaut sind. Nico hatte von ihr
erzählt. Rebecca ist mit ihrer klassischen Musik abgehoben. Die hat nichts
anderes im Kopf und verpasst ihre Jugend.«
»Und da wollten Sie den barmherzigen Samariter
spielen?«
»Ich wollte ihr auf den richtigen Weg helfen. Disco,
Ungezwungenheit. Es gibt doch noch mehr auf der Welt, als an der Klimperkommode
zu hocken.«
»Waren Sie mit Rebecca verabredet?«
»Natürlich nicht. Ich wusste, dass sie in der Schule
war. Die haben da irgendwas vorbereitet. So eine Schulparty für Sponsoren.«
»Woher kannten Sie Rebecca?«
»Ich hatte sie früher mal gesehen. So ein richtig
heißes Ding.«
»Was hat Ihre Geliebte dazu gesagt?«
Feichtshofer hielt einen Moment irritiert inne.
»Geliebte? Sie meinen Isabelle?«
»Ina Wiechers.«
»Die hat das zuerst nicht mitgekriegt. Dann war sie
stinksauer und so, weil das Mädchen noch minderjährig war und in ihrer
schulischen Obhut stand. Die hat mir gedroht.«
»Womit?«
»Sie wollte es Rebeccas Vater erzählen, wenn ich nicht
augenblicklich die Finger von dem Mädchen lassen würde. Ihr Alter ist ein
bekannter Anwalt und würde mir die Hölle heißmachen.«
»Und so ist es zu einer handfesten Auseinandersetzung
zwischen Ihnen und Ina Wiechers gekommen, weil Sie Rebecca weiter
nachstellten.«
»Ehrlich: Ich habe sofort damit aufgehört. Ich wollte
keinen Putz mit Ina. Und auch nicht mit Isabelle. Der wollte Ina es auch
erzählen.«
»Dann hätte Frau von der Hardt Sie hinausgeworfen. Das
wäre bitter gewesen. Sie hätten nicht gewusst, wohin Sie gehen sollten.«
»So ist das nicht. Ich habe …« Feichtshofer hielt
mitten im Satz inne. Offensichtlich war ihm bewusst geworden, dass er keine
vernünftige Erklärung würde abgeben können.
»War Ina Wiechers eifersüchtig auf Rebecca?«
Der Mann zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Dabei
hat sie es auch mit anderen Männern getrieben. Ina war kein Kind von
Traurigkeit.«
»Mir wem?«
»Keine Ahnung. Ich bin ihr doch nicht
hinterhergelaufen.«
»Warum betrügen Sie Isabelle von der Hardt? Sie werden
hier gut versorgt. Es scheint Ihnen an nichts zu mangeln.«
Feichtshofer setzte ein Grinsen auf, das für Vertrauen
»unter Männern« sorgen sollte. Dann machte er mit der linken Hand eine
anzügliche Geste in seinem Schritt. »Ich stehe nun einmal auf junges
unverbrauchtes Fleisch.«
»Auch auf Maike?«
»Sie meinen die Tochter von diesem Lehrer?«
»Immerhin kennen Sie das Mädchen. Haben Sie sich auch
an Maike Hauffe herangemacht?«
Feichtshofer grinste. »Sie trauen mir aber allerhand
zu.«
»Immerhin ist sie schwanger.«
Der Mann hob abwehrend beide Hände in die Höhe.
»Aber nicht von mir. Wo denken Sie hin?«
»Kennen Sie Fouad al-Shara?«
»Wer soll das sein? Um die Schule kurvt immer so ein
Ölauge – wie Nico sagt.«
»Ein Libanese. Kennen Sie ihn?«
»Ich habe nichts mit diesem Pack zu tun.«
»Vorsichtig!«, mischte sich Große Jäger ein. »Hast du
Landluft geschluckt?«
Feichtshofer sah den Oberkommissar verständnislos an.
»Weil so verdammt viel Mist über deine Lippen
blubbert.«
Die anschließende Verabschiedung fiel sehr frostig
aus.
»Mit Ausnahme der Tatsache, dass sich die beiden nicht
mögen, haben wir nur wenig Neues erfahren«, sagte Christoph, als sie im Auto
saßen.
»Das ist eine merkwürdige
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