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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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ein.
Jetzt hatte er wieder ein gutes Gefühl, denn jetzt war er konzentriert bei der
Sache.
    Heute könnte es klappen, dachte er. Das Ufer war lang, und er konnte – mit kleinen Pausen – geduldig zwei Stunden lang seinen Kunstköder auswerfen.
Ich werd es euch schon zeigen, Kameraden, frohlockte Wassmuth innerlich. Ich
hab ein gutes Gefühl, auf was richtig Großes zu stoßen.
    Er ahnte nicht, wie recht er behalten sollte.
    ***
    Wassmuth befand sich immer noch etwa fünfzehn Meter vom Ufer
entfernt, als er zum sechsten Mal seinen Köder auswarf, um ihn entlang der
nördlich von ihm verlaufenden Schilfkante vorbeizuziehen. Es sollte auch das
letzte Mal sein, hatte er entschieden. Befände sich hier ein Hecht, so hätte
dieser sich sicher schon auf das verlockende Fischimitat gestürzt.
    Wieder stand er vorsichtig auf, holte aus und schwang den Kunstköder
mit einer schnellen Bewegung nach vorn. Der Wobbler platschte wie gehabt ins
Wasser, und Wassmuth fing an zu kurbeln. Im nächsten Augenblick gab es einen
heftigen Ruck, der sich vom Köder über die Schnur bis zum Angler übertrug. Da
Wassmuth noch stand, wäre er fast aus dem Gleichgewicht geraten. Doch er setzte
sich schnell genug und war erleichtert, dass er nicht im Wasser gelandet war.
Stattdessen spürte er jetzt deutlich den Zug an der Schnur. Und dann kamen die
Schläge. Da war ein Hecht an der Angel, der mit dem Kopf ruckartig hin und her
zuckte, um von diesem Widerstand loszukommen. Aber Wassmuth hielt auf Spannung.
Der Fisch erhöhte den Druck und flüchtete ins tiefere Wasser. Wassmuth parierte
ein wenig und hielt dagegen, um den Fisch müde zu machen. Langsam drillte er
ihn zu sich ans Boot. Noch einmal widersetzte sich der Fisch und zog einen
Halbkreis um das Boot in Richtung Seemitte.
    Kein ganz Großer, dachte Wassmuth. Aber ein kräftiger Kerl, der sich
zu wehren weiß.
    Wieder holte er langsam Schnur ein, und der Fisch folgte eine Weile
ohne Gegenwehr. Bis er in die Nähe des Bootes kam, da flüchtete er erneut.
Dieser Hecht wollte sich nicht so schnell ergeben. Aber das war ja das
Reizvolle an der Hechtangelei. Es waren kraftvolle Fische, die einiges an
Gegenwehr leisten konnten, bis sie sich ergaben. Das schätzten Wassmuth und
seine Kameraden.
    Nach ein paar Minuten wurden die Fluchten des Fisches schwächer. Der
beständige Zug der Schnur und die Anstrengung, die seine Gegenwehr erforderte,
hatten ihn müde gemacht. Einmal noch brach der Hecht aus, als er sich plötzlich
dem Kescher gegenübersah, den Wassmuth ins Wasser hielt. Beim zweiten Versuch
legte sich das Tier auf die Seite, und er zog es über das große Netzmaul. Jetzt
gab es kein Entkommen mehr.
    Wassmuth hob den Hecht aus dem Wasser ins Boot hinein. Er taxierte
ihn auf etwa achtzig Zentimeter und vier Kilo Gewicht. Ein schöner Fang für
viele Angler. Aber nicht für ihn. Für Wassmuth zählten nur die Großen, die es
auf über zehn Kilo brachten. Alle unter fünf waren »Kleinfische«, die man nicht
weiter erwähnen musste. Die Frage war nur, wie dieser Hecht gehakt war. Hatte
er sich zu sehr verbissen und schon tiefer geschluckt, dann war an eine Rettung
kaum zu denken. Dann musste er wohl mit, für den Kochtopf. Das war die häufigste
Variante. Aber vielleicht ließ er sich auch leicht lösen und konnte
zurückgesetzt werden.
    Glücklicherweise hing der Fisch nur an zwei der drei Drillingshaken,
und zwar seitlich im vorderen Maulbereich. Glück gehabt, dachte Wassmuth. Er
nahm den Hakenlöser und packte den Fisch am Kopf hinter den Kiemen. Da das Tier
nicht ahnen konnte, dass es um seine Rettung ging, schlug es heftig aus mit der
Schwanzflosse. Wassmuth fluchte.
    »Ich kann dich auch kaltmachen und mitnehmen«, raunzte er unwirsch
und packte noch einmal zu. Als habe der Fisch verstanden, verhielt er sich nun
ruhig, und die Haken kamen schnell frei. »Na bitte«, sagte Wassmuth zufrieden
und hob den Fisch mit dem Netz wieder über Bord. »Und jetzt schick deinen Opa
vorbei!« Er wendete das Netz, und der Fisch war frei.
    Einen Moment lang sah Wassmuth den dunklen Torpedokörper unbeweglich
im Wasser stehen, als müsse sich der Hecht nach der Irritation durch den Fang
vor dem Losschwimmen noch einmal auf seinen Namen und seine Adresse besinnen.
Dann schoss er davon, als sei der Teufel hinter ihm her.
    »Na also, geht doch«, murmelte Wassmuth und betrachtete seine
schleimigen Hände. Die wollte er so nicht lassen. Er kniete sich langsam auf
den Boden und beugte sich über den

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