Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
Vom Netzwerk:
nicht.
Das sagte ihm seine Intuition.
    In diesem Moment hob der Taucher den Hund auf und hielt ihm das Tier
hin.
    »Tut mir leid, das mit Ihrem Hund«, sagte er und machte einen
Schritt auf ihn zu, um ihm den Hund in die Arme zu legen.
    Der alte Mann zweifelte einen Augenblick an seinem Misstrauen. Er
musterte seinen kleinen treuen Gefährten, der nun leblos und erschlafft auf
seinen Händen lag. Ein Fuchs hatte ihn totgebissen. Er musste ihn an der Kehle
erwischt haben. Aber … da war keine Verletzung zu sehen. Und auch kein Blut.
    Irritiert hob der Mann den Kopf und schaute in die dunklen Augen des
Tauchers. Da sah er, dass ihn seine Intuition nicht getrogen hatte. Und dass es
jetzt zu spät war.
    Blitzschnell streckte der Taucher seine Arme aus und packte ihn am
Kopf. Er wird mich umbringen, war der letzte Gedanke des alten Mannes, bevor
sein Genick brach.
    ***
    »Was macht denn um die Zeit ein Köter im Wald?«, fragte Jensen,
als das Hundebellen einsetzte.
    »Wird ein Jäger sein. Was sonst?«, erwiderte Brück.
    »Ach so, ja, das könnte sein. Aber dem kann das doch auch nicht
recht sein, dass seine Töle einen derartigen Lärm macht. Der verscheucht doch
alle Viecher.«
    »Vielleicht hat er ja eins dieser ›Viecher‹ gestellt, ’ne Wildsau
vielleicht. Und da gehört das Verbellen und Lautgeben dazu. Damit der Jäger
weiß, wo er hinkommen soll.«
    »Aber das zum Schluss war doch ein merkwürdiger Ton. Jedenfalls
hätte ich an diesem wunderbaren ruhigen Morgen auf dieses Konzert verzichten
können«, meckerte Jensen weiter.
    »Ist doch schon wieder still«, bemerkte Brück. »Der Einzige, der
jetzt noch Lärm macht, bist du selbst. Also bleib ruhig, und alles ist gut.«
    ***
    Wassmuth hatte das Bellen und Jaulen viel stärker wahrgenommen
als seine beiden Kameraden, denn er war viel näher dran an der Uferstelle, von
der die Geräusche gekommen waren. Er blickte sich um und versuchte zu erkennen,
was da los war. Aber er war zu weit entfernt, um im fahlen Licht zwischen den
Uferbäumen Details ausmachen zu können.
    Eigenartig, dachte Wassmuth. Das hatte irgendwie nicht gut
geklungen. Ein bisschen so, als sei ein Tier in eine Falle geraten und schwer
verletzt oder getötet worden. Warum sonst sollte es so plötzlich verstummt
sein? Vielleicht hatte eine Wildsau einen Jagdhund fertiggemacht. Er wusste, es
gab immer wieder Jagdunfälle mit verletzten oder getöteten Hunden bei der
Wildschweinjagd. Wassmuth drehte sich noch einmal um und fixierte den
Uferbereich, in dem er den Ursprung der Geräusche vermutete. Für einen kurzen
Augenblick dachte er, es würde ein schwarzer Schatten zwischen den Bäumen
hindurchhuschen. Aber es blieb alles ruhig, und er sah auch keine Bewegungen
mehr.
    Wassmuth fühlte sich herausgerissen aus seiner bisher von Ruhe
getragenen Begeisterung für seine große Fischsafari entlang des Ufers. Eine
solche Störung war nicht vorgesehen gewesen. Er versuchte, das Gefühl des
Unbehagens durch die hoffnungsvollen Gedanken an einen kräftigen Hechtbiss
abzuschütteln. Aber so recht wollte ihm das nicht gelingen.
    Nachdem er bei größerem Abstand vom Ufer schon etwas im tieferen
Wasser gefischt hatte, ruderte er nun weiter darauf zu. Immer wieder schaute er
über die Schulter zum näher kommenden Uferwald. Aber er konnte nichts
Ungewöhnliches erkennen. Dicht unter Land zog er dann vor einem Schilfabschnitt
die Ruder ein und nahm eine der beiden Angeln in seine Hände. Er öffnete seinen
alten schwarzen Kunststoff-Angelkasten, der ihn schon seit über zwanzig Jahren
auf seinen Angeltouren begleitete, und betrachtete seine Kunstködersammlung.
Schließlich entschied er sich für einen finnischen Rapala-Hecht-Wobbler, den
dreizehn Zentimeter langen und sechsundvierzig Gramm schweren »X-Rap Jointed
Clown«. Wozu die etwas zu üppig anmutenden Bezeichnungen auch gut sein mochten,
diese Fischimitation hatte ihm schon manch dicken Hecht gebracht. Da das Wasser
hier in Ufernähe nur wenige Meter tief war, war der etwa einen Meter unter der
Wasseroberfläche laufende Köder die angemessene Wahl für beim Schilf lauernde
Hechte.
    Er hakte den Wobbler ans Ende des Stahlvorfaches und richtete sich
in dem leicht wankenden Boot auf. Dann warf er den künstlichen Fisch parallel
zum Ufer aus. Er schlug etwa fünfundzwanzig Meter entfernt auf die
Wasseroberfläche auf. Wassmuth ließ sich langsam auf die Holzbank zurücksinken
und holte Schnur und Köder mit schnellen Kurbelumdrehungen seiner Rolle

Weitere Kostenlose Bücher