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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Juergen Sittig
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Er hielt
den Gegenstand triumphierend in die Höhe, doch Trobisch konnte nicht erkennen,
was es war.
    »Ein Colafläschchen ist es wohl nicht«, murmelte er, »sonst wäre es
sicher längst in deinem Mund verschwunden.«
    Wärmland ging zum Volvo und legte das unerfindliche Teil hinter das
linke Vorderrad. Irgendwie fühlte er sich wohler, nachdem er das erledigt
hatte. Er ging wieder zurück und sah den fragenden Blick seines Kollegen.
    »Wirst du mir sagen, was das zu bedeuten hat?«, fragte Trobisch mit
sichtlicher Neugier.
    »Nein«, sagte Wärmland kurz und bündig. »Nenn es eine intuitive
Handlung, die nichts weiter zu bedeuten hat. Ich verrate nur so viel: Man kann
Autoreifen mit einem zeitlich begrenzten Fluch belegen. Und jetzt habe ich
endlich die Gelegenheit, es auszuprobieren. Warten wir es ab.«
    Wärmland und Trobisch gingen weiter um das Gebäude herum. Hinten war
eine große Doppelgarage an das Gebäude angebaut. Davor befand sich rechts am
Haus eine weitere Tür, an der allerdings eine Klingel fehlte. Wärmland klopfte
dreimal heftig und rief: »Hallo, Herr Petry, hier ist die Kriminalpolizei.
Bitte öffnen Sie, wir haben ein paar Fragen an Sie!«
    Auch nach drei weiteren Schlägen und erneutem Rufen geschah nichts.
    Irgendwie war ihm danach, diese verdammte Tür zu öffnen. Aber ein
gewaltsames Eindringen war zu diesem Zeitpunkt nicht gerechtfertigt. Es bestand
keine unmittelbare Gefahr. Petry war ein möglicher Zeuge, mehr aber auch nicht.
    Wärmland schaute Trobisch an. »Was meinst du? Ist er da drin oder
nicht?«
    »Siehst du hier irgendwo meine Kristallkugel?«, fragte Trobisch
trocken.
    »Na, dann klopf du noch mal.«
    Trobisch hieb nun seinerseits gegen die stabile Metalltür. Sie
öffnete sich nicht, aber es entstand eine neue Situation. Beide hörten, wie
ganz in der Nähe ein Wagen angelassen wurde. Das Geräusch kam von vorne,
wahrscheinlich vom Volvo.
    »Herr Petry ist aufgewacht«, meinte Wärmland und begann
zurückzulaufen. Trobisch folgte ihm eilig, doch beide sahen den Kombi nur noch
von hinten.
    »Bin gespannt, wie weit er kommt«, sagte Wärmland. Da blieb der
Wagen auch schon stehen. Der Fahrer stieg aus, schaute auf seinen linken
vorderen Reifen und dann zu Wärmland und Trobisch.
    »Wer sind Sie?«, rief er ihnen zu.
    »Kripo Mayen«, antwortete Wärmland. Fast schien es ihm, als
entspannte sich der Beinaheflüchtling. Er setzte sich sogar in Bewegung und kam
mit langsamen Schritten auf sie zu, blieb aber ein paar Meter vor ihnen stehen.
Er wirkte irgendwie verlegen und suchte anscheinend nach passenden Worten.
    »Ich habe Sie für jemand anderen gehalten«, brachte er dann heraus.
    »Haben Sie häufiger Besuch, vor dem Sie flüchten? Ich zum Beispiel
kümmere mich in der Regel um meine Gäste und lass sie nicht allein vor der Tür
stehen«, gab Wärmland zur Antwort, bevor er ergänzte: »Wir sind eigentlich ganz
netter Besuch. Vor uns flüchtet man nur, wenn man ziemlich was ausgefressen
hat. Was haben Sie ausgefressen, Herr Petry?«
    Der Angesprochene wirkte irritiert und suchte eine geeignete
Antwort. Wärmland spürte seine Unsicherheit, aber sein Mitleid hielt sich in
Grenzen. Da musste es etwas geben, weshalb der Fischer auf und davon wollte.
Derartige Reaktionen hatten in der Regel einen nicht ganz legalen Hintergrund.
    »Vielleicht können wir ins Gebäude gehen, wenn es Ihnen recht ist«,
antwortete Petry, während er sich gehetzt umschaute, als befürchtete er,
belauscht zu werden.
    »Natürlich, wir nehmen Ihre Erläuterungen auch gern im Sitzen
entgegen.« Wärmland trat einen Schritt zur Seite, um Petry vorangehen zu
lassen. Der schritt zur Eingangstür, nestelte nervös einen Schlüsselbund aus
der grünen Latzhose und steckte umständlich den Schlüssel ins Schloss. Wärmland
nahm das alles sehr bewusst wahr. Er war sicher, dass auch Trobisch sah, von
welcher enormen Anspannung Petry geplagt wurde, und aktivierte den
Wahrnehmungsscanner für mögliche Täter oder, wie er es selbst nannte: das
Täterradar.
    Jedes Wesen, das in irgendeiner Weise persönlich, räumlich oder
zeitlich mit den Taten in Verbindung stand, wurde von Wärmland unwillkürlich
dem Täterradar ausgesetzt. Das Ergebnis war hier allerdings eher enttäuschend.
Die Erscheinung dieses nervösen und eher schmächtigen Mannes passte gar nicht
in das Bild, das Wärmland von »ihrem« Täter hatte. Auch wenn er in der Regel
vermied, sich zu früh ein genaues Bild zu machen, war es natürlich in

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