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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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abzuspielen. Dieser
Einwand wurde regelmäßig ignoriert, und das Ganze mündete schließlich darin,
dass der Protest durch eine noch lautere »Gegenmusik« begleitet wurde.
    Das Abtauchen unter
die Bettdecke half in solchen Fällen nicht. Wie oft hatten sich Margit und
Lüder gewünscht, in ein Wochenende ohne die Geräuschkulisse des Nachwuchses
starten zu können.
    Jetzt fehlte Lüder
das muntere Treiben seiner Familie. Fast missmutig erledigte er den
morgendlichen Besuch im Bad.
    Im Tiefkühler fand
er zwei Rundstücke zum Aufbacken. Natürlich hatte er nicht in den Kühlschrank
gesehen, ob noch ausreichend Nahrungsmittel fürs Wochenende vorhanden waren.
Aber bei so einer großen Familie gab es immer genügend Vorräte.
    Erst der Duft aus
der blubbernden Kaffeemaschine stimmte ihn versöhnlicher, wenn ihn auch während
des Frühstücks die Gedanken wieder zu seinem Fall führten.
    Lüder wollte mit den
weiteren Ermittlungen nicht bis zum Montag warten. Es war kurz nach zehn Uhr,
als er vor dem Appartementhaus hielt, in dem der argentinische Kapitänleutnant
wohnte.
    Martin Alfredo
Heimberger öffnete die Tür. Er war bereits komplett in Zivil gekleidet.
    Mit mürrischem
Gesicht fragte er Lüder: »Sind die Deutschen so eifrig, dass sie nicht den
heiligen Sonntag achten?«
    »Wir freuen uns auf
die freien Tage wie jede andere Nation. Aber es gibt Dinge, die uns noch
wichtiger sind.«
    »Und? Das wäre?«
    »Wir mögen es
überhaupt nicht, wenn man unsere Gäste ersticht oder unsere Staatsanwälte
erschießt.«
    Heimberger bat ihn
in die Wohnung und bot ihm einen Kaffee an.
    »Wurde beim
gestrigen Einbruch in Ihre Wohnung etwas Wichtiges gestohlen?«
    Der Argentinier
schüttelte den Kopf.
    »Nichts Wertvolles.
Ein wenig Geld, mein Notebook. Zwei T-Shirts und ein paar unbedeutende
Kleinigkeiten. Leute, die sich am Eigentum anderer vergreifen, gibt es überall
auf der Welt.«
    »Haben Sie schon
Anzeige erstattet?«
    »Nein. Das bringt
nichts.«
    »Trauen Sie der
Polizei nichts zu?«
    Der Marineoffizier
sah Lüder aus dunklen Augen an. »Konzentrieren Sie die Suche zu den Mörder von
meinen Commodore.«
    »Deshalb bin ich
hier.«
    »Wieso suchen Sie
bei mich? Halten Sie mich für einen Mörder?«
    »Grundsätzlich ist
jeder im Umfeld des Opfers verdächtig.«
    Heimberger richtete
sich mit einem Ruck auf und saß kerzengerade.
    »Glauben Sie, ich
habe meinen Commodore getötet?«
    Lüder ließ die Frage
unbeantwortet.
    »Kennen Sie Jesus
Raúl Urquía?«
    In den Augen
Heimbergers blitzte es auf. »Woher haben Sie diesen Namen?«
    »Hier stelle ich die
Fragen. Also, was ist? Kennen Sie ihn?«
    Der Kapitänleutnant
sagte etwas auf Spanisch. Lüder verstand nichts. Von der Stimmlage her klang es
nicht freundlich.
    »Nu, wat is, min
Jung? Schall ick di dat no mol verpusemantuckeln, wat ick eben seegt hebbt?«,
fragte Lüder.
    Heimberger sah ihn
irritiert an.
    »Jetzt habe ich Sie
nicht versteht.«
    »Dann sind wir ja
quitt. Noch einmal. Woher kennen Sie Urquía?« Nach dem Ausweichmanöver des
Argentiniers war Lüder klar, dass sich die beiden kannten.
    Heimberger zögerte.
Lüder sah ihm an, dass der Mann mit sich kämpfte.
    »Der Bastard hat
sich bei mir gemeldet.«
    »Und? Was wollte
er?«
    Der Kapitänleutnant
biss die Zähne zusammen. Lüder ließ ihm Zeit. Bedrängen würde nicht
weiterführen. Nach einer ganzen Weile atmete Heimberger tief durch.
    »Das ist eine
argentinische Angelegenheit. Das geht die deutsche Polizei von Kiel nichts an.«
    »Da irren Sie sich.
Wenn Sie meine Fragen nicht beantworten wollen, werde ich Sie zum Verhör auf
das Revier bringen lassen.«
    Erneut traf Lüder
ein böser Blick.
    »Das können Sie
nicht. Ich bin ein Offizier.«
    Lüder lachte laut.
Ihm war nicht nach Spaß zumute. Es diente lediglich der Verunsicherung seines
Gegenübers.
    »Wir sind hier nicht
auf einem Schlachtfeld. Obwohl die Täter, die hinter diesem Verbrechen stehen,
ein solches angerichtet haben. Genfer Konventionen mit besonderen Rechten für
Offiziere gelten hier nicht. Maßgebend ist deutsches Recht. Und das hat nach
abendländischer Tradition seinen Ursprung im kanonischen Recht, was sich ja aus
der Bibel ableitet.«
    »Ich verstehe Sie
nicht.«
    »Siehste, Junge. Im
alten Testament steht ›Aug um Auge, Zahn um Zahn‹. Das müsst Ihr Südamerikaner
besser wissen als wir Holsteiner. Ihr seid doch katholisch. Wir sind nur
Protestanten.«
    Lüder hatte den
Eindruck, dass Heimberger ihm nicht mehr folgen konnte.

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