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Tod auf Bestellung

Tod auf Bestellung

Titel: Tod auf Bestellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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sicher abpassen können.«
*
    Ein Dutzend Gestalten hatten sich vor dem Eingang des Hotels am Union Square versammelt. Die meisten waren jung und bunt gekleidet. Einige hielten Plakate in die Höhe:
    Wer will tote Babys anziehen?
    Stoppt den Robben-Raubmord!
    Zeigt dem Pelz die kalte Schulter!
    Cotton und Decker näherten sich dem Häuflein von hinten. Ein paar Passanten machten Halt, hielten aber Abstand zu den Protestierenden.
    »Wo haben Sie die Typen aufgetrieben?«, flüsterte Decker. »Kumpels von Ihnen?«
    »Bekannte … im weitesten Sinne.« Cotton grinste. »Den einen oder anderen durfte ich schon mal wegtragen, als ich noch beim NYPD war. Ich habe Zeery auf sie angesetzt, und er hat im Netzwerk der New Yorker Tierrechtler einen Eintrag eingeschmuggelt. Angeblich trifft sich eine Lobbygruppe von Pelzhändlern insgeheim im Union Square und berät darüber, wie sich frische Robbenfelle wieder in den US-Markt einbringen lassen. Ich wusste, dass ich in den Kreisen immer ein paar Typen finde, die auf jedes Gerücht anspringen – die ideale Ablenkung für unseren Einsatz.«
    »Sie sind ein eiskalter Zyniker, Cotton.« Decker schüttelte den Kopf. »Den Idealismus dieser jungen Leute auszunutzen!«
    Cotton verdrehte die Augen. »Dieser Auftritt ist vermutlich das Nützlichste, was dieser Haufen jemals zuwege gebracht hat. Und das auch nur, weil sie keine Ahnung haben, was sie in Wahrheit tun.«
    Cotton mischte sich in seiner Kunstfaserjacke unter die Gruppe. Die Jacke war ein Teil aus Windermeeres Fundus. Cotton hoffte nur, dass seine Verkleidung gut war. Er wollte wirklich nicht, dass jemand ihn in dieser Aufmachung sah.
    »Errr, hm, Pelztierschänder raus aus New York!«, rief er und schob sich langsam in die erste Reihe der Demonstranten vor, wobei er mit der linken Faust in der Luft wedelte. Er hatte das Gefühl, dass die Tierschützer ihn von beiden Seiten anstarrten. Aber er konnte ja nicht in der ersten Reihe stehen und unauffällig bleiben.
    Er hoffte, dass Mr Mercury bald Hunger bekam.
*
    Als Mercury auf die Straße trat, erkannte Cotton ihn sofort, obwohl der Killer wieder seine Garderobe gewechselt hatte. Er trug einen Nadelstreifenanzug aus Kaschmir, einen weiten Mantel und blank polierte Schuhe.
    Für die Tierrechtler hatte er nur einen beiläufigen Blick übrig.
    Cotton schob sich einen Schritt vor. Für Mercury musste er wie ein abgerissener Protestler in billiger Sportjacke und mit ungepflegtem Oberlippenbart aussehen. Cotton griff unter seine Jacke, zog einen Farbbeutel hervor und warf ihn auf Mercury.
    »Das ist einer der Pelztierbosse!«, rief er dabei. »Los, Leute, markieren wir sein Fell!«
    Mercury sprang zurück. Der Farbbeutel erwischte ihn trotzdem am Arm und zerplatzte. Die rechte Hand Mercurys fuhr unter den Mantel. Cotton spannte sich an. Einen Augenblick kreuzten sich ihre Blicke, und Cotton wandte sich rasch ab.
    Dann war der kritische Augenblick vorüber.
    Mercury straffte sich. Würdevoll rückte er seinen Mantel zurecht. Ein paar Demonstranten johlten und schwenkten ihre Plakate, andere schauten betroffen drein. Decker näherte sich Mercury. Sie war ebenfalls als Demonstrantin verkleidet.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte sie. »Wir kennen den Typen gar nicht. Wir demonstrieren hier gewaltfrei. Wenn Sie Hilfe brauchen …«
    Ein weiterer Mann trat an den Killer heran. Er zog ein Taschentuch hervor, wischte an dem Ärmel herum und verteilte damit die Farbe über den ganzen Mantel. »Lassen Sie mich helfen …«
    Mercury schaute sich um. Dann raffte er seinen Mantel um sich, stieß die hilfreichen Hände weg und ging auf Abstand zum Auflauf auf dem Bürgersteig. »Schon gut«, zischte er. »Ich brauche keine … he!«
    Er fuhr herum. Der Mann, der ihn mit dem Taschentuch bearbeitet hatte, ging eilig davon. Mit ein, zwei raschen Schritten war Mercury hinter ihm, packte ihn an der Schulter und zerrte ihn herum. »Für wie blöd halten Sie mich eigentlich?«
    Er riss dem Mann etwas aus der Hand, stieß ihn zu Boden und hielt dann eine Brieftasche in die Höhe. Mit einem kurzen Blick vergewisserte er sich, dass nichts fehlte.
    »Oh, er hat Ihnen die Brieftasche gestohlen!« Decker trat wieder auf ihn zu. »Wollen Sie die Polizei rufen? Ich habe alles gesehen.«
    Mercury schob sie zurück, wobei er sie misstrauisch anstarrte. »Schon gut«, sagte er. »Bleiben Sie mir bloß vom Leib.«
    Er eilte davon.
    Die Tierrechtler, die Cotton als Kulisse herbeigelockt hatte, waren verstummt. Sie

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