Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
gebohrt. Eine plausiblere Erklärung für Fatmas
Zustand fiel ihr derzeit nicht ein.
Die Taucher, die auf sie geschossen hatten, schienen die Felsspalte
nach ihnen abzusuchen. Immer wieder huschten die Lichtkegel ihrer Taucherlampen
an dem Höhleneinstieg vorbei, der von Algen und Seegras fast zugewachsen war.
Hinter dem Vorhang aus Grünzeug konnten sie sie nicht entdecken. Hätte sie
vorhin nicht ins Leere gegriffen, wäre sie ja selbst an der Öffnung vorbeigeschwommen.
Mira drückte sich und Fatma so dicht an die Felswand, wie es ihr mit den
Sauerstoffflaschen auf dem Rücken möglich war. Ihre Vermutung war richtig.
Sosehr sich die fremden Taucher auch bemühten, sie zu finden, die beiden Frauen
blieben für sie verborgen. Nach für Mira fast endlos wirkenden fünf Minuten
schienen sie sich wieder zurückgezogen zu haben. Jedenfalls blieb es vor der
Höhle dunkel.
Vorsichtig tauchte sie zum Höhleneinstieg hinab, um einen Blick nach
draußen zu riskieren. Es blieb dunkel. Die Wasseroberfläche zeigte ihr, dass
der Mond inzwischen herausgekommen war. Nirgends über ihr waren schwarze
Silhouetten von Tauchern zu sehen. Die Gefahr schien gebannt.
Um wirklich sicherzugehen, wartete sie noch eine Viertelstunde ab.
Miras Erfahrung war es wohl, die den beiden Frauen das Leben rettete,
denn die Angreifer warteten tatsächlich an der Wasseroberfläche auf ihre
vermeintlichen Opfer. Nach ein paar Minuten wurden sie ungeduldig.
»Hast du auch wirklich getroffen?«
»Natürlich. Bei der einen war es ein Volltreffer, bei der anderen
bin ich mir nicht ganz sicher. Getroffen habe ich aber beide, das steht fest.«
»Nun gut, würden sie noch leben, wären sie schon längst aufgetaucht.
Lass uns morgen früh nach den Leichen suchen, dann können wir sie neben den
Fischer hängen.«
Als sich oben an der Wasseroberfläche nichts tat, begannen die beiden
Frauen langsam mit dem Aufstieg. Dabei schwankte der Pfeil in Fatmas Hals
derart bedenklich hin und her, dass Mira befürchtete, durch die Bewegungen den
Mechanismus doch noch auszulösen. Vorsichtig griff sie nach dem Metall und zog
ihn mit einem kräftigen Ruck aus der kleinen Wunde. Kaum hatte sie ihn in der
Hand, explodierte die Spitze geradezu. Für kurze Zeit verschwanden sie förmlich
in einer riesigen Wolke kleinster Luftbläschen.
4
Mit kleiner Fahrt liefen sie bei tiefer Dunkelheit in den Hafen von
Palma ein. Eine Barkasse der Küstenwache erwartete sie am letzten Leuchtfeuer,
um sie zur Anlegestelle im Areal der Küstenwache zu geleiten.
Crasaghi pfiff anerkennend durch die Zähne. »Perfekt organisiert,
das muss Ihnen der Neid lassen, Señor Comisario.«
Berger lachte. »Hätten Sie das gemacht, hätte uns bestimmt ein
päpstlicher Flugzeugträger abgeholt.«
»Gibt’s denn so etwas überhaupt?« García Vidal schaute sich erstaunt
zu Crasaghi um.
Bevor der antworten konnte, ging Berger dazwischen. »Wenn Seine
Exzellenz mit dem Finger schnippen, dann haben die eine halbe Stunde später
sogar ein Spaceshuttle.«
»Oh nein, Señor Residente«, wehrte Crasaghi ab. »So ein Spaceshuttle
ist ein auslaufendes Modell.«
»Sí« , kam es trocken von Berger. »Das ist
Ihr Papst auch.«
Am Pier wurden sie bereits erwartet.
Gräfin Rosa nahm ihren Residente zur Begrüßung zärtlich in den Arm.
»Kann man Sie nicht einmal mehr mit einem Priester Boot fahren lassen, ohne
dass Sie gleich eine Leiche finden?«
»Nur eine ginge noch«, brummte Carmen missmutig. »Da wäre nur der
Tag versaut gewesen. Aber der Herr macht es ja nicht mehr unter drei, sodass
wir noch die Nacht dranhängen müssen.«
Berger zuckte mit den Achseln. »Was soll ich sagen? Wenn die sich
uns in diesem Zustand vor den Kiel werfen …«
Während Berger Carmen mit dem Bischof bekannt machte, schaute der
Comisario ein wenig geknickt auf das Begrüßungskomitee.
»Nun gucken Sie doch nicht so bedröppelt. Ihre Angela ist im Konsulat
und versucht, mehr über unsere Neonazis und unsere vermeintlichen Taliban
rauszubekommen.«
»Gibt’s denn da etwa entsprechende Anhaltspunkte?«
Sie bestiegen Carmens Dienstwagen.
»Leider ja, aber nur vage. Es scheinen sich augenblicklich einige rechte
Gruppierungen und seltsamerweise auch die Taliban für Cabrera zu
interessieren.«
»Und woher wissen Sie das?«
»Durch die Spuren, die sie im Internet hinterlassen.«
Berger konnte es kaum glauben. »Taliban und Nazis. Was wollen die
denn ausgerechnet auf Cabrera? Hat Rudolf Heß auf dem Weg nach
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