Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
Berger lachte auf, »ich habe meine beiden Hände
voll damit zu tun, nicht selbst so ein von Ihnen zitiertes Arschloch zu
werden.«
»Das ist ein durchaus ehrenwertes Ziel, Señor. Aber dann bitte ich
Sie herzlich, sich nicht wie eines zu benehmen.«
Als sie eine gute Stunde später mit dem Boot des Bischofs in der
Hafenbucht von Cabrera anlegten, wurden sie schon von dem aufgeregten Andrea
Bastos erwartet.
»Wir sind fündig geworden, Chef. Wir haben ein weiteres Schmugglernest
ausgehoben.«
»Wo?«
»In der Codolar de Estells.«
»Wo ist das?«, fragte García Vidal nach.
»Die Codolar de Estells ist eine kleine Felsenbucht an der Westseite
der Südküste«, beantwortete Berger seine Frage.
»Kommen wir da von der Seeseite aus ran?«
» Sí , Comisario.«
»Dann kommen sie an Bord Bastos, wir fahren sofort hin.«
Da sie kein Schnellboot besaßen, dauerte die Fahrt fast eine Stunde,
aber durch das Funkgerät, das Andrea Bastos bei sich hatte, konnten sie die
Geschehnisse auf der Insel wie ein Hörspiel verfolgen. García Vidal und Berger
setzten die einzelnen Funkmeldungen wie ein Puzzle zusammen und hatten dadurch
bei ihrer Ankunft in der Bucht bereits einen relativ exakten Lagebericht.
Ein Schlauchboot der Guardia Civil brachte
sie von der Llaut zu einem kleinen Felsplateau, von wo aus man, wieder durch
eine künstliche Pinie versteckt, in ein weiteres Höhlenlabyrinth gelangte.
Auch hier war es möglich, eine Art Hafenhöhle mit einem kleinen U-Boot
zu befahren. Nur war das kleine U-Boot, von dem der Hafenmeister berichtet
hatte, wieder nirgends zu finden. An den Wänden hingen die gleichen uralten
Bunkerlampen, die anscheinend schon den Nazis beim Laden ihrer Penizillinfracht
geleuchtet hatten, wie in der anderen Höhle. Und man erreichte ebenfalls durch
einen Verbindungsgang eine Art Felsenlager, in dem diverse Stahltüren zu finden
waren. In den Lagerräumen dahinter fanden die Beamten streng voneinander
getrennt das, wonach sie eigentlich die ganze Zeit gesucht hatten, nämlich
kistenweise künstliche Drogen wie Crack und Ecstasy sowie fast zwei Zentner
halluzinogene Pilze in kleinen Tütchen. Der weitaus größere und wertvollere
Fund aber bestand aus zusammengerechnet fast einer halben Tonne Heroin und
Kokain und zwei mit Haschischplatten befüllten Europaletten.
»Meine Herren«, entfuhr es García Vidal. »Stellen Sie sich das einmal
versilbert vor. Dafür muss eine alte Frau sehr lange stricken.«
»Damit hat allerdings weder ein Álvarez noch ein Bauzá zu tun.
Schauen Sie sich doch mal um. Was hier lagert, sind keine Peanuts. Und dann
auch noch Menschenhandel? No , Señor. Hier und da ein
paar Touristen verarschen, den Zoll linken, das Finanzamt betrügen, dafür sind
unsere alten mallorquinischen Schmuggler jederzeit gut, aber Drogen,
Menschenhandel und Mord? Niemals.«
»Ich bin ja Ihrer Meinung, Miguel, aber ich muss nach Faktenlage
ermitteln.«
»Wenn es nur danach ginge, müssten sie beide Familien sofort komplett
verhaften, verhören und damit auch diskreditieren.«
»Dann drücken Sie mir heute Abend bitte die Daumen, Señor.
Vielleicht gelingt mir ja ein kleines Wunder.«
»Ein Wunder?«, hakte Crasaghi erstaunt nach. »Darf es nicht auch
eine Nummer kleiner sein?«
»Nein, Exzellenz. In diesem Falle nicht.«
***
In dem luxuriösen Rolls-Royce hatten Mira, die Großherzogin und
Gräfin Rosa ihre Fahrt nach Marratxí, circa sieben Kilometer nordöstlich von
Palma gelegen, ausgiebig genossen. Mira musste sich ständig kneifen, um zu
begreifen, dass das, was sie da erlebte, wirklich Realität war. Der schwere
Wagen bog langsam bei Construcciones Náuticas VS S. L. in Marratxi ein. Gräfin Rosa hatte beschlossen, ihr Vorhaben, dem Residente ein
neues Boot zu kaufen, gleich heute in die Tat umzusetzen.
Die Tatsache allein, dass da ein »Rolls« vorfuhr, reichte nicht, um
die Herren Geschäftsführer hinter ihren Schreibtischen hervorzulocken. Aber
dass eine echte Großherzogin angemeldet war, noch dazu eine Freundin,
vielleicht sogar eine Verwandte des Königs, das ließ sie sofort strammstehen.
Die Erste, die aus der schweren Karosse herauskletterte, war jedoch eine kleine
Tierärztin aus Israel. Man wollte sich schon enttäuscht abwenden, da stieg die
große alte Dame aus Deutschland aus dem Wagen, gefolgt von ihrer Nichte, der Gräfin.
»Kind, wir sollten uns nicht mit irgendwelchen Grußadressen aufhalten.
Wir wollen einfach ein Boot kaufen und wieder
Weitere Kostenlose Bücher