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Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition)

Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition)

Titel: Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Murdoch
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Netz nicht richtig traf, sie schlug auf die straff gespannte Kante auf, schrie spitz und hoch auf und fiel dann mit einem seltsamen Geräusch zu Boden in die Manege. Blut färbte das Sägemehl rot, und ein allgemeiner Aufschrei aus dem Publikum hallte durch die Luft.
    Im gleichen Moment ließ Stuart sich von seiner Schaukel ins Netz fallen und schwang sich sofort auf den Boden, wo er sich über seine Frau beugte. Pat tat es ihm nach und war gleich darauf ebenfalls bei Eve. Sie war bewusstlos, aus einer Wunde am Kopf und aus dem Mundwinkel sickerte Blut, ebenso aus einem Ohr. Stuart war kreidebleich, und Pat zitterte am ganzen Körper.
    Das Publikum versuchte sich dorthin zu drängen, um mehr zu sehen – eine sensationslüsterne Meute.
Cedric stand längst schon am Mikrofon und versuchte, die Menschen zu beruhigen. Sofort, als er sah, dass der Sprung danebenging, hatte er jemanden abgebrüllt einen Krankenwagen zu rufen, und jetzt bemühte er sich verzweifelt darum, unter dem Publikum keine Panik aufkommen zu lassen. Ein Mann aus dem Publikum stellte sich als Arzt vor und unternahm erste Ansätze zur Hilfe. Zwei Helfer kamen auch schon mit einer Trage und betteten Eve nach den Anweisungen des Arztes vorsichtig darauf, um die Frau aus der Manege, fort von den lüsternen Augen, zu bringen.
    Gott sei Dank war der Krankenwagen schnell zur Stelle, und Eve wurde in rasender Fahrt weggebracht. Stuart hatte sich mit in den Wagen hineingedrängt. Aber Pat stand jetzt allein, verloren, zitternd und bleich auf dem Platz und starrte dem Wagen hinterher, bis Angus kam und sie in die Arme nahm.
    „Mach jetzt ja nicht schlapp, hörst du? So was kann passieren, das weißt du doch. Vielleicht war Eve unkonzentriert, vielleicht hat sie sich auch verzählt. Das darf aber keine Auswirkungen auf dich haben.“
    Pat schüttelte den Kopf. „Irgendetwas stimmte da nicht, es sah aus, als wäre sie schief geflogen.“
    „So ein Unsinn“, brummte Angus. „Man kann über meine Schwiegertochter sagen, was man will – sie ist manchmal sicher ein wenig zickig und vielleicht sogar herrschsüchtig, aber solche Fehler macht sie seit ihren Anfangstagen nicht mehr.“
    Pat zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht. Jetzt können wir nur hoffen und beten.“
     
    *
     
    „Nein, Mutter, ich bleibe die Woche über in der Stadt. Es ist mir einfach zu anstrengend jeden Abend hier herauszufahren, ich brauche dazu fast eine Stunde. Und da ich nicht immer pünktlich Feierabend habe, wie du weißt...“
    „Keith, du musst dich nicht vor mir rechtfertigen“, unterbrach Lady Marjorie Anne Frances Lithgow ihren Sohn mit einem nachsichtigen Lächeln. „Ich wollte doch nur wissen, ob du heute Abend zum Essen zuhause bist.“
    Lady Marjorie, die Herrin auf Glencarrick Castle, war eine hochgewachsene, schlanke Frau von herber Schönheit, gesegnet mit hoher Intelligenz und gesundem Wortwitz, sowie einer fast unerschöpflichen Geduld. Seit dem Tode ihres Mannes lebte sie allein im Schloss und umsorgte zusammen mit dem Personal ihren Sohn Keith. Der war, obwohl er es aus finanziellen Gründen nicht nötig hatte, in einem geordneten Beruf tätig. Einer Neigung folgend, war er schon in jungen Jahren zur Polizei gegangen und hatte es mittlerweile zum Inspector gebracht. Im täglichen Leben legte er wenig Wert darauf als „Seine Lordschaft“ angesprochen zu werden, bediente sich stattdessen des Familiennamens Lamont. Nicht einmal alle seine Mitarbeiter wussten, dass er adelig war.
    Es war Montag früh, der Tag nach dem Unglück im Zirkus, von dem Keith Lamont noch gar nichts wusste. Doch eine unbestimmte Ahnung sagte ihm, dass diese Woche anstrengend und aufreibend würde, und so hatte er nicht vor, jeden Abend nach Glencarrick Castle nach Hause zu fahren, sondern würde in seinem Appartement in der Stadt bleiben. Dadurch war er auch unabhängig von bestimmten Essenszeiten und konnte sich ganz seiner Arbeit widmen, die nicht immer mit einem Acht-Stunden-Tag beendet war.
    Es tat ihm leid, dass seine Mutter jetzt die ganze Woche allein bleiben würde. Anderseits hatte er sie schon oft genug gebeten auch mal allein unter die Leute zu gehen oder sich einen Freund zu suchen, doch Lady Marjorie hatte immer wieder lachend abgelehnt. Sie hatte ihren Mann Gregory sehr geliebt und war nicht der Meinung, dass man ein solches Glück zweimal im Leben haben könnte.
    Und so fühlte sie sich wohl auf Glencarrick Castle, hatte sich einen bemerkenswerten Rosengarten angelegt,

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