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Tod auf der Donau

Titel: Tod auf der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michal Hvorecky
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dünnen, jedoch festen Papier aus. Einen Hundertdollarschein hielt er sich sogar an die Nase: In God We Trust. Als er alles zusammengezählt hatte, wurde ihm beinahe schwindlig. In drei Wochen hatte er mehr Geld verdient als mit vier Übersetzungen. Er konnte es nicht fassen. Zwischen diesen zwei Welten, seiner vorherigen Tätigkeit und der Tourismusindustrie klaffte ein riesiger Abgrund.
    Es verwunderte ihn kaum, dass seine Kollegen nur übers Geld sprachen, bis zum Überdruss, immer, überall, sie hofften, dass ihnen das Geld alles ermöglichte, wonach sie sich sehnten und woran sie glaubten. In ihren Augen konnte er erkennen, dass sie von einem anderen Leben träumten, in dem sie nichts mehr abzählen mussten, weder Banknoten noch Kalenderblätter.
    Martin wurde durch das penetrante Läuten seines Handys geweckt. Er hatte verschlafen! Es war ein tiefer Schlaf gewesen, und er fühlte sich wie ein Hundertjähriger. Er sprang auf und griff schnell zum Telefon, das neben dem Bett lag.
    »Martin, wo bist du? Sie sind zurück!«
    Mehr musste er nicht wissen. Zum Glück hatte ihm die Rezeptionsdame Mirela das Leben gerettet. Blitzschnell war er hellwach. Er zog ein sauberes Hemd an, wobei er gleich dreimal den Ärmel verfehlte. Danach lief er zur Rezeption. Die Pensionisten schlurften Martin entgegen. Er begrüßte jeden einzeln und versammelte sie im Salon.
    »Welcome back, verehrte Gäste! Wie war Ihre exzellente Besichtigungstour? Bitte setzen Sie nochmals Ihre Headsets auf, ich brauche Ihre ganze Aufmerksamkeit«, sagte er. Er sprach in ein kleines Mikrophon, damit ihn auch alle in ihren Kopfhörern hörten.
    »Wir danken dir, Martin, es war großartig! Regensburg ist eine wundervolle Stadt. Wir haben sie zuvor nicht gekannt, müssen jedoch gestehen, dass es eine Reise wert ist! Fast so schön wie Bismarck in North-Dakota!«, erklärte Ashley Rose.
    »Ich danke Ihnen von ganzem Herzen. Diesen Vergleich würden die hiesigen Einwohner bestimmt schätzen!«
    Die todmüden Amerikaner konnten es gar nicht mehr erwarten, sich zu setzen. Und das schon am ersten Reisetag!
    Fünfzehn Minuten widmete er allerlei Sicherheitshinweisen. Er zeigte ihnen, wie man sich schnell die Rettungsweste anzog, wo sich die Signalpfeife befand und wie man am Schiff den Alarm aktivierte. Er erklärte die Lage der Rettungsboote, den Einstieg, und wie man sie ins Wasser ließ.
    Am Monitor zeigte er die Fluchtwege für den Fall einer Evakuierung. Als er ihre kreidebleichen Gesichter sah, versicherte er umgehend, dass die
America
das sicherste Wasserfahrzeug seiner Klasse sei.
    »Nach dem Mittagessen stehe ich Ihnen sofort zur Verfügung. Sie finden mich am kleinen Schalter gegenüber der Rezeption. Dort ist auch die Tafel mit dem Programm ausgehängt. Beim Mittagessen können Sie zwischen einem Rindsbraten, einer im eigenen Saft gekochten Leberwurst oder Faschiertem aus Fleisch und Gemüse an Ahornsirup sowie vielen anderen Köstlichkeiten wählen. Genießen Sie Bayern! Guten Appetit!«, brachte er seine Ansprache zu Ende.
    Den Nachmittag verbrachte er hinter dem Tresen. Auf dem Tisch breitete er Stadtpläne von Regensburg aus, mit einer markierten Strecke zum Schiff, verschiedene Reiseführer und Kopien der bayerischen Rezepte. Ständig kamen Passagiere mit irgendwelchen Fragen zu ihm. Sie wollten wissen, wie man das mittelalterliche Goliathhaus mit dem Wandgemälde
David gegen Goliath
, das alte Rathaus oder die Don-Juan-Statue finden konnte. Foxy navigierte er zur Krypta des heiligen Wolfgang, der 973 die Gründung des ersten Prager Bistums ermöglichte.
    »Martin, bitte, was ist Barock? Die Frau Reiseführerin hat es einige Male erwähnt«, fragte Jeffrey und beugte sich über den Schalter.
    »Darüber brauchst du dir nicht den Kopf zu zerbrechen. Das habt ihr in Amerika nicht.«
    »Wirklich nicht?«
    »Barock war eine italienisch-politische Diktatur, die noch vor der Gotik in Europa herrschte. Sehr böse, obskur und gefährlich!«
    »Gut, dass wir das in Amerika nicht haben! So was brauchen wir auch nicht. Was wir jetzt brauchen, ist eine gute Wirtschaftslage und Ordnung.«
    »Du sprichst mir aus der Seele, Jeffrey«, antwortete Martin.
    Einen Kunden zu korrigieren, reduzierte die Chance auf gutes Trinkgeld und vor allem auf ein positives Rating. Also stimmte er jedem Unsinn zu und verlautbarte, was immer sie hören wollten, so verging die Zeit auch schneller. Laut einem Viertel der Amerikaner seien Winston Churchill, Gándhí und Charles

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