Tod auf der Koppel
Hatte er viel Geld im Haus?«
»Das weiß ich nicht. Aber es kann nicht sehr viel gewesen sein; er kam ja gerade von der Reise zurück.«
»Vielleicht hat er eine Menge Geld wieder mitgebracht«, gab Wright zu bedenken. »Er blieb ja viel kürzer, als er eigentlich vorgehabt hat. Deshalb hatte er möglicherweise noch einen größeren Betrag bei sich, als er gestern abend nach Hause kam.«
Simon zuckte die Achseln. »Das ist möglich. Aber in diesem Punkt kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Zudem halte ich es für ziemlich ausgeschlossen, daß ihn jemand nur wegen seines Geldes ermordet haben soll. Hier bei uns gibt es keine Verbrecher.«
»Aber vielleicht einen Mörder, Mr. Hawkins. Nun, diesen Albert Winter muß ich mir einmal ansehen. Er wohnt in dem Holzhaus dort drüben, nicht wahr?«
»Ja, aber er ist jetzt nicht da. Wenn Sie mich in einiger Zeit anrufen, mache ich inzwischen ein Treffen für Sie aus.«
»Das wird das Beste sein. Und jetzt wollen wir uns einmal um diesen Dalby Lord kümmern. Fahren Sie voraus, Miss Derwent; wir kommen Ihnen nach. Für heute darf ich mich verabschieden, Mr. Hawkins. Ich brauche Sie nicht extra zu bitten, diesem Winter nichts davon zu erzählen, was wir bisher herausgefunden haben. Und wenn Sie etwas hören oder sehen, das für uns wichtig sein könnte, dann rufen Sie uns bitte sofort an. Bis der Fall geklärt ist, wohne ich bei Mr. Millar.«
Sara konnte sich nicht bezähmen, sie fragte spitz: »Und wenn er nun nicht geklärt wird, Mr. Wright, was dann? Bleiben Sie dann für immer bei uns?«
Sie sah ihn spöttisch an, aber er erwiderte mit ausgesuchter Höflichkeit: »Wir werden ihn klären, Miss Derwent. Wir werden ihn ganz bestimmt klären. — Wollen wir jetzt gehen?«
Sie verließ rasch das Zimmer, wobei sie sich von Simon mit einem flüchtigen »Auf Wiedersehen!« und einem kurzen Blick verabschiedete. Simon war anscheinend ärgerlich auf sie. Hatte er denn wirklich von dem albernen Streit mit seinem Onkel erzählen wollen und nahm er es ihr übel, daß sie ihn daran gehindert hatte? Es war ihr gleich; jedenfalls hatte sie ihn zurückgehalten. Sie setzte sich in ihren Wagen und startete ungeduldig. Simon war einfach zu ehrlich.
Das Polizeiauto folgte ihr so dicht, daß sie fast gleichzeitig vor den Stallungen anlangten. Lord kam gerade aus der Box von Mermaid, als die beiden Wagen vorfuhren.
Millar machte ihn mit dem Inspektor bekannt. »Es handelt sich um Jock Hawkins, Mr. Lord. Inspektor Wright ist mit den Ermittlungen über seinen Tod betraut.«
»Ermittlungen? Da gibt es doch überhaupt keine Frage...« Lord verstummte und blickte überrascht von einem zum anderen.
»Bedauerlicherweise gibt es doch ein paar Zweifel«, erwiderte Inspektor Wright. »Ein paar Dinge geben uns ein Rätsel auf. Bitte ersparen Sie es mir, die ganze Geschichte noch einmal zu wiederholen. Sie sind wahrscheinlich die letzte Person, mit der Hawkins vor seinem Tod gesprochen hat. Soweit ich weiß, hat er Sie gestern abend angerufen?«
»Nein, ich habe ihn angerufen, wegen seines Heus. Ich brauche es ganz dringend, und er hatte welches übrig.«
»Also wußten Sie, daß er wieder da war?«
»Nein. Ich habe mit Simon telefoniert, und der berichtete mir, daß sein Onkel wieder zurück sei. Eigentlich hatte ich mit Simon verhandeln wollen. Zuerst war Miss Derwent zu dem jungen Mann hinübergefahren, um mit ihm zu reden, hatte ihn aber nirgends finden können.«
Inspektor Wright drehte sich zu Sara um. »Sie waren gestern auf Simon Hawkins’ Farm?« Der Vorwurf war nicht zu überhören.
Rasch antwortete sie: »Ja, aber Simon war nicht da, und ich habe nicht auf ihn gewartet.«
Er sah sie nachdenklich an, und sie fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg.
»Sie riefen also Simon am Abend an, Mr. Lord, und erfuhren, daß Jock Hawkins zurück war. Darauf wollten Sie das Geschäft mit ihm selbst abschließen. Wurden Sie sich einig?«
»Ja. Wir einigten uns über den Preis, und ich sagte ihm, daß ich es heute abholen lassen wolle.«
»War das Ihre ganze Unterhaltung?«
»Nein, nicht ganz. Ich fragte ihn noch, ob er eine gute Reise gehabt habe und wie es seiner Stute gehe, ob mit ihr alles in Ordnung sei. Er ließ sie nicht gern allein, wissen Sie.«
»Ich habe davon gehört. Erstaunlich, so etwas. Und was hat er geantwortet?«
»Er habe sie noch gar nicht gesehen, denn er habe sich verspätet.«
»Verspätet? Hat er sich denn mit noch jemand getroffen? Ich meine, abgesehen von
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