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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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besuchen, könntet Ihr den
     Schein weiter wahren, und für jede Verwirrung gäbe es eine Erklärung.«
     Athelstan schob seinen Bierkrug beiseite; er hatte ihn nicht angerührt
     und würde es auch weiter nicht tun. »Als Pater Stephen plötzlich
     während meiner Anwesenheit hier erschien, wurde Euch klar, daß
     dies kein Zufall war. Pater Stephen konnte deutlich erkennen, wer ihm da
     die Tür öffnete.«
    »Ach, fahrt doch bitte
     fort«, flüsterte Emma Roffel. Sie saß zurückgelehnt
     auf ihrem Stuhl, angespannt und das Kinn angriffslustig vorgereckt.
     »Wie war das also an Bord der God’s Bright Light?«
    Athelstan sammelte für
     einen Augenblick seine Gedanken, aber dabei behielt er Emma Roffels Hände,
     die in den Ärmeln ihres Gewandes steckten, die ganze Zeit sorgfältig
     im Auge.
    »Ja, an Bord der God’s
     Bright Light«, sagte er, »habt Ihr Euch vor den beiden
     Matrosen der Wache versteckt, und auch vor Sir Jacob Crawley, als er das
     Schilf besuchte. Trotzdem war dem Admiral unbehaglich zumute. Als er
     wieder von Bord gegangen war, habt Ihr Euren Plan ausgeführt und
     Bracklebury und seine Matrosen umgebracht.«
    »Ich, ein zartes Weib?«
    »Wer hat etwas von
     Zartheit gesagt?« fragte Athelstan. »Ihr seid vielleicht nicht
     mehr jung, aber Ihr seid stark und voller Lebenskraft - eben eine
     Fischerstochter. Außerdem ist es nicht schwierig, mit betäubten
     Männern umzugehen. Nur Bracklebury hatte Zugang zu der Kajüte,
     in der Ihr Euch verborgen hattet. Ihr würdet behaupten, Ihr hättet
     bei der Suche keinen Erfolg gehabt, wärt aber weiterhin guter
     Hoffnung. Ja, Ihr habt nur darauf gewartet, Bracklebury und die anderen
     Zeugen ermorden zu können, um das Rätsel so noch weiter zu
     verwirren.« Athelstan machte eine Pause; hoffentlich kam Cranston
     bald. »Ihr habt ein starkes Schlafmittel in die Becher gegeben, aus
     denen Bracklebury und die beiden anderen Männer tranken. Sie sind in
     einen betäubten Schlummer versunken, Ihr habt ihnen die Gewichte an
     den Hals gebunden und sie über die Reling geworfen. Ich bezweifle, daß
     die armen Seelen das Bewußtsein noch einmal wiedererlangt haben.«
     Athelstan starrte die Lampe über dem Herd an. »Der dichte Flußnebel
     wird all Euer Treiben verborgen haben. Eben dieser Nebel und auch das
     Sprachrohr haben Eure Stimme unkenntlich gemacht. Ihr hattet gehört,
     wie Bracklebury die Parole und die Blinkzeichen weitergab, und so habt Ihr
     dafür gesorgt, daß alles weiter seinen gewohnten Gang gehen
     konnte. Dann aber« - Athelstan straffte sich - »kam dieser
     Matrose lachend und singend mit seiner Dirne zurück. Etwa um die
     gleiche Zeit seid Ihr verschwunden, in einer nebligen, kalten Morgendämmerung,
     als die Matrosen auf den beiden Nachbarschiffen schläfrig waren und
     der Kai verlassen dalag.«
    »Und wie habe ich das
     gemacht?« rief Emma Roffel. »Bin ich geflogen?«
    »Nein, Mistress Roffel.
     Ihr habt Euch den Silbergürtel an den Hals gehängt, seid auf der
     dem Kai abgewandten Seite ins Wasser geglitten und habt Euch von der Strömung
     flußabwärts tragen lassen, bevor Ihr weit weg von Queen’s
     Hithe und den wachsamen Augen des Menschenfischers ans Ufer geschwommen
     seid. Dann habt Ihr Euch umgezogen. Tabitha war mit frischen Kleidern zur
     Stelle, und bald wart Ihr wieder zu Hause und spieltet weiter die zurückgezogen
     trauernde Witwe.« Athelstan hielt inne und lauschte dem Knarren und
     Ächzen des alten Hauses. »Es muß Euch Spaß gemacht
     haben, Mistress Roffel, zuzusehen, wie alle Welt blindlings im Kreis herum
     rannte, wie Anschuldigungen verteilt wurden und wie Cabe sich fragte, wo
     Bracklebury war. Ihr seid eine starke Frau, Mistress Roffel.«
    »Aber nicht stark
     genug, um zu schwimmen, wie Ihr es mir zugute haltet.«
    »Unfug«,
     widersprach Athelstan. »Ihr seid eine Fischerstochter. Ihr konntet
     schwimmen, bevor Ihr laufen lerntet; Ihr wart ja immer auf dem Wasser und
     habt Eurem Vater mit den Netzen geholfen. Ich habe Eure Hand gefühlt,
     als Ihr das Lagerhaus des Menschenfischers verließt - sie war rauh
     und ziemlich schwielig. Ihr seid mit Meerwasser im Blut zur Welt gekommen.
     Wahrscheinlich konntet Ihr besser schwimmen als irgendeiner der Männer
     an Bord der Schiffe, die da auf der Themse liegen. Ihr habt zugeschaut,
     wie wir alle im Kreis herum liefen wie die Mäuse im Käfig. Und Ihr
     habt Euch gedacht, Ihr könntet das Wasser noch trüber machen und
     Euch

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