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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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würden«, murmelte Athelstan.
     »Sir John, habt Ihr alles gehört?«
    »Allerdings«,
     sagte der Coroner fröhlich und schaute Emma Roffel an. »Ich
     habe auch schon mit Pfarrer Stephen gesprochen. Er erklärte
     kategorisch, daß die Person, die ihm heute hier die Tür geöffnet
     hat, nicht dieselbe sei, die in jener Nacht bei Roffels Leichnam in der
     Kirche St. Mary Magdalene gewacht hat.
    Schafft sie weg!«
     befahl er Shawditch. »Und dann kommt wieder her und durchsucht
     dieses Haus vom Keller bis zum Dachboden.«      
    »Was sollen wir denn
     suchen, Sir John?«
    »Weißes Arsenik«,
     sagte Athelstan. »Weißes Pulver jeglicher Art, das Ihr
     versteckt findet. Und mehr Silber, Master Shawditch, als Ihr je im Leben
     gesehen habt.«
    Der Untersheriff machte
     Anstalten, die beiden Frauen abzuführen, aber Emma Roffel sträubte
     sich und riß sich noch einmal los. »Sir John, ich nehme es auf
     meinen Eid, daß Tabitha mit den Morden nichts zu tun hat!«
    Sir John trat auf sie zu.
     »Wenn das so ist, wird sie vielleicht freigelassen. Aber Ihr,
     Mistress Roffel, habt den Tod verdient.« Er lachte finster. »Nicht
     wegen Bracklebury, aber um der beiden Matrosen willen -brave, hart
     arbeitende Männer und treue Untertanen ihres Königs. Die armen
     Schweine haben Eure Habgier und mörderische Bosheit mit ihrem Leben
     bezahlen müssen.«
    Er kehrte zu Athelstan zurück.
     »Shawditch!« rief er über die Schulter. »Schafft
     sie beide ins Fleet-Gefängnis.«
    Cranston wartete, bis die Tür
     sich hinter ihnen geschlossen hatte. Dann war es still im Haus, und der
     Coroner grinste den Ordensbruder betreten an. »Weißt du,
     Bruder, ich habe nicht geglaubt, daß du in Gefahr schwebst, aber
     dann fiel mir ein, daß ihr Mann ja Priester war. Da fragte ich mich,
     was wohl passieren würde, wenn ein anderer Priester sie wegen ihrer
     Verbrechen zur Rede stellen würde.« Er rieb sich den
     Oberschenkel. »Ich werde zu alt, um über Mauern zu klettern.
     Aber genug davon. Athelstan, mein Sohn, du schuldest mir einen Becher
     Wein!«
    Drei Tage später
     wanderte Athelstan müde durch die Ropery, wandte sich an der Bridge
     Street nach rechts und ging über die verstopfte Brücke zurück
     nach Southwark. Den Nachmittag hatte er in Blackfriars verbracht und dem
     Prior berichtet, was sich in der Pfarrei und bei seiner Arbeit mit
     Cranston begeben hatte. Der alte Dominikaner hatte aufmerksam bis zum
     Schluß zugehört und einen leisen Pfiff ausgestoßen, als
     Athelstan von dem Rätsel um die God’s Bright Light erzählt
     hatte.
    »Man muß dir
     gratulieren, Bruder Athelstan«, sagte er. »Dir und Sir John.
     Denn weder Mann noch Weib sollte morden und sich dann vor der Hand Gottes
     verbergen dürfen.« Strahlend schaute er über den Tisch und
     drohte Athelstan mit knochigem Finger. »Du warst immer schon
     scharfsinnig, Bruder.« Er lehnte sich zurück und legte den
     Finger an die Lippen. »Bist du dieser Arbeit müde, Bruder?«
    »Nein, Pater Prior. Es
     ist Gottes Arbeit.«
    »Aber Gottes Weinberg
     ist groß. Möchtest du gern hierher zurückkommen? Du könntest
     Vorlesungen halten, über Logik, Philosophie und Astronomie. Ich weiß,
     man würde deine Talente zu schätzen wissen, sogar in den Hallen
     von Oxford.«
    Athelstan starrte ihn verblüfft
     an. »Ihr wollt, daß ich St. Erconwald verlasse, Pater Prior?«
    Der alte Mann lächelte.
     »Es geht nicht um das, was ich will, Bruder«, antwortete er
     ruhig. »Genau wie ich, hast du dem Orden Gehorsam gelobt. Aber hier
     geht es um das, was du willst. Denke darüber nach.«
    Das hatte Athelstan getan,
     und als er sich jetzt durch das Gedränge auf der Brücke kämpfte,
     spürte er die Versuchung, die in den Worten des Priors lag. Schluß
     mit Schmutz und Mordtaten. Er dachte an Emma Roffel, an die bleiche Maske
     der Wut über dem spitzen Messer. Für einen Augenblick trat er in
     die Kirche von St. Thomas Becket, die über die Brücke
     hinausragte. Gleich hinter dem Eingang kniete er nieder und schaute zu dem
     roten Ewigen Licht, ohne mit der Wimper zu zucken. Er dachte an all die
     Gewalttätigkeit - an den ermordeten Kaufmann Springall, an Sir Ralph
     Witton, der im Tower umgebracht worden war, und an andere Mordtaten in
     Southwark und in Blackfriars. Athelstan nagte an der Unterlippe und lehnte
     das Gesicht an die kalte Mauer. Andererseits brachte das alles auch seinen
     Lohn. Ashby und Aveline waren begnadigt worden. Die

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