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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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überdies an der Hure Bernicia rächen. Tabitha hat jenen
     Brief an Cabe geschrieben, der vorgeblich von Bracklebury kam und Bernicia
     beschuldigte. Und die ganze Zeit habt Ihr Eure Abreise vorbereitet. Ihr
     habt Euch als Seemann verkleidet und vermummt und dann ein wenig von dem
     Silber zu einem Goldschmied getragen. Damit habt Ihr nicht nur das
     Geheimnis weiter vertieft, sondern Euch und Tabitha das nötige Geld
     verschafft, um London zu verlassen.« Athelstan beugte sich vor und
     erklärte anklagend: »Der einzige Makel in Eurem Plan bestand
     darin, daß Brackleburys Leiche entdeckt wurde.«
    Tabitha klatschte höhnisch
     in die Hände. »Ihr habt recht, Mistress. Ein schlauer kleiner
     Pfaffe.«
    »Woher kanntet Ihr
     Brackleburys Zeichen, das Ihr in dem Brief an Bernicia verwandtet?«
     fragte Athelstan. »Ich nehme an, Ihr habt es in den Dokumenten Eures
     Gatten gefunden.« Er sah sich im Zimmer um. »So ordentlich«,
     sagte er leise. »Das hat Sir Jacob Crawley gesagt. Er meinte damit,
     daß die Kombüse so ordentlich war. Alle Becher und Teller gespült.
     Als wäre nicht nur eine Mörderin, sondern auch eine gute
     Hausfrau dagewesen, die die Spuren ihres Tuns verwischt hatte.«
    »Schlau!«
     murmelte Emma Roffel.
    »Eigentlich gar nicht«,
     sagte Athelstan. »Es ist eher ein bunter Flickenteppich -
     Brackleburys Leichnam, Eure schwielige Hand, die sauber aufgeräumte
     Kombüse, Eure Erzählungen über Eure Jugend, das Stundenbuch
     Eures Gemahls. Und natürlich das ungeheure Gewicht der Logik.«
    Emma Roffel schaute lächelnd
     in die Flammen des Feuers, und Tabitha
     beugte sich vor und streichelte ihr sanft das Knie.
    »Wart Ihr schon einmal
     in der Hölle, Pater?« murmelte sie.
    »Zuweilen«,
     antwortete Athelstan sofort, ohne nachzudenken.
    Emma Roffel verzog höhnisch
     den Mund. »Komisch. Ich habe Euch nie dort gesehen.« Sie
     schaute den Ordensbruder wütend an. »Aber ich war da, Pater.
     Ich habe alles aufgegeben für Roffel, für diesen amtsenthobenen
     Priester, bis sich zeigte, daß er im innersten Kern verfault war. Für
     einen Mann, der mich benutzte wie einen Hund seine Hündin und, damit
     nicht zufrieden, ein ganzes Heer hübscher Lustknaben bezahlte. Für
     einen Mann, der den Tod in meinen Schoß trug und aus meinem Herzen
     eine Wüste machte. Jawohl, ich habe den Dreckskerl umgebracht!
     Bracklebury hat mir sofort erzählt, was sich zugetragen hatte; er war
     wütend und brannte darauf, das Silber zu finden. Ich spielte mit ihm
     wie mit einem Fisch an der Angel. Und alles andere war so, wie Ihr sagt.«
     Ihre Miene glättete sich. »Ich ging mit den Huren an Bord und
     versteckte mich. Erst im Laderaum, dann in der Kajüte. Ich hörte
     die Parole, sah die Lichtsignale.« Sie grinste. »Es war ganz
     leicht. Ich betäubte die Wache und beschmierte mich von Kopf bis Fuß
     mit Talg - ein altes Mittel der Fischer, um
     den Körper vor der Kälte zu schützen. Dann wartete ich bis
     zur Gezeitenwende und schwamm wie nie zuvor - schwamm in die Freiheit!«
     Ihre Stimme hob sich. »Freiheit von der Männerwelt! Tabitha
     erwartete mich mit einem Mantel und etwas Usquebaugh, und ich war in
     Sicherheit. Es war so leicht!« Sie funkelte Athelstan an. »Bis
     Ihr daherkamt, Ihr mit Eurem dunklen Gesicht und dem verschleierten Blick. Unser Leben
     ist ruiniert, nicht wahr, Tabitha? Ruiniert von schlauen Pfaffen, die
     nicht sind, was sie zu sein scheinen.« Emma Roffel sog die Luft
     zwischen den Zähnen ein. »Schlau, so schlau!«
    Mit einer jähen Bewegung
     zuckte ihre Hand aus dem Ärmel ihres Gewandes, und der Dolch stach
     geradewegs nach Athelstan, aber der Ordensbruder wich behende aus; er
     packte den Bierkrug und schleuderte ihn nach ihr, und zugleich duckte er
     sich seitwärts, als Tabitha nach seinem Mantel griff. Er und die Zofe
     stürzten zu Boden und wälzten sich in der Binsenstreu, während
     er versuchte, sich loszureißen. Mit einem kurzen Seitenblick sah er
     den Saum von Emma Roffels Kleid; sie kam auf ihn zu.    
    »Oh, Herr des Himmels!«
     donnerte eine Stimme.
    Tabitha wurde hochgerissen
     und zur Seite geschleudert, und dann grinste der Coroner boshaft auf ihn
     herab.
    »Bruder, was würden
     denn deine Pfarrkinder dazu sagen?«
    Athelstan rappelte sich auf.
     Emma Roffel wurde von einem stämmigen Gerichtsdiener festgehalten,
     und Shawditch, der Untersheriff, half Tabitha auf die Beine.
    »Weiß der Himmel,
     was meine Pfarrkinder sagen

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