Tod auf der Themse
überdies an der Hure Bernicia rächen. Tabitha hat jenen
Brief an Cabe geschrieben, der vorgeblich von Bracklebury kam und Bernicia
beschuldigte. Und die ganze Zeit habt Ihr Eure Abreise vorbereitet. Ihr
habt Euch als Seemann verkleidet und vermummt und dann ein wenig von dem
Silber zu einem Goldschmied getragen. Damit habt Ihr nicht nur das
Geheimnis weiter vertieft, sondern Euch und Tabitha das nötige Geld
verschafft, um London zu verlassen.« Athelstan beugte sich vor und
erklärte anklagend: »Der einzige Makel in Eurem Plan bestand
darin, daß Brackleburys Leiche entdeckt wurde.«
Tabitha klatschte höhnisch
in die Hände. »Ihr habt recht, Mistress. Ein schlauer kleiner
Pfaffe.«
»Woher kanntet Ihr
Brackleburys Zeichen, das Ihr in dem Brief an Bernicia verwandtet?«
fragte Athelstan. »Ich nehme an, Ihr habt es in den Dokumenten Eures
Gatten gefunden.« Er sah sich im Zimmer um. »So ordentlich«,
sagte er leise. »Das hat Sir Jacob Crawley gesagt. Er meinte damit,
daß die Kombüse so ordentlich war. Alle Becher und Teller gespült.
Als wäre nicht nur eine Mörderin, sondern auch eine gute
Hausfrau dagewesen, die die Spuren ihres Tuns verwischt hatte.«
»Schlau!«
murmelte Emma Roffel.
»Eigentlich gar nicht«,
sagte Athelstan. »Es ist eher ein bunter Flickenteppich -
Brackleburys Leichnam, Eure schwielige Hand, die sauber aufgeräumte
Kombüse, Eure Erzählungen über Eure Jugend, das Stundenbuch
Eures Gemahls. Und natürlich das ungeheure Gewicht der Logik.«
Emma Roffel schaute lächelnd
in die Flammen des Feuers, und Tabitha
beugte sich vor und streichelte ihr sanft das Knie.
»Wart Ihr schon einmal
in der Hölle, Pater?« murmelte sie.
»Zuweilen«,
antwortete Athelstan sofort, ohne nachzudenken.
Emma Roffel verzog höhnisch
den Mund. »Komisch. Ich habe Euch nie dort gesehen.« Sie
schaute den Ordensbruder wütend an. »Aber ich war da, Pater.
Ich habe alles aufgegeben für Roffel, für diesen amtsenthobenen
Priester, bis sich zeigte, daß er im innersten Kern verfault war. Für
einen Mann, der mich benutzte wie einen Hund seine Hündin und, damit
nicht zufrieden, ein ganzes Heer hübscher Lustknaben bezahlte. Für
einen Mann, der den Tod in meinen Schoß trug und aus meinem Herzen
eine Wüste machte. Jawohl, ich habe den Dreckskerl umgebracht!
Bracklebury hat mir sofort erzählt, was sich zugetragen hatte; er war
wütend und brannte darauf, das Silber zu finden. Ich spielte mit ihm
wie mit einem Fisch an der Angel. Und alles andere war so, wie Ihr sagt.«
Ihre Miene glättete sich. »Ich ging mit den Huren an Bord und
versteckte mich. Erst im Laderaum, dann in der Kajüte. Ich hörte
die Parole, sah die Lichtsignale.« Sie grinste. »Es war ganz
leicht. Ich betäubte die Wache und beschmierte mich von Kopf bis Fuß
mit Talg - ein altes Mittel der Fischer, um
den Körper vor der Kälte zu schützen. Dann wartete ich bis
zur Gezeitenwende und schwamm wie nie zuvor - schwamm in die Freiheit!«
Ihre Stimme hob sich. »Freiheit von der Männerwelt! Tabitha
erwartete mich mit einem Mantel und etwas Usquebaugh, und ich war in
Sicherheit. Es war so leicht!« Sie funkelte Athelstan an. »Bis
Ihr daherkamt, Ihr mit Eurem dunklen Gesicht und dem verschleierten Blick. Unser Leben
ist ruiniert, nicht wahr, Tabitha? Ruiniert von schlauen Pfaffen, die
nicht sind, was sie zu sein scheinen.« Emma Roffel sog die Luft
zwischen den Zähnen ein. »Schlau, so schlau!«
Mit einer jähen Bewegung
zuckte ihre Hand aus dem Ärmel ihres Gewandes, und der Dolch stach
geradewegs nach Athelstan, aber der Ordensbruder wich behende aus; er
packte den Bierkrug und schleuderte ihn nach ihr, und zugleich duckte er
sich seitwärts, als Tabitha nach seinem Mantel griff. Er und die Zofe
stürzten zu Boden und wälzten sich in der Binsenstreu, während
er versuchte, sich loszureißen. Mit einem kurzen Seitenblick sah er
den Saum von Emma Roffels Kleid; sie kam auf ihn zu.
»Oh, Herr des Himmels!«
donnerte eine Stimme.
Tabitha wurde hochgerissen
und zur Seite geschleudert, und dann grinste der Coroner boshaft auf ihn
herab.
»Bruder, was würden
denn deine Pfarrkinder dazu sagen?«
Athelstan rappelte sich auf.
Emma Roffel wurde von einem stämmigen Gerichtsdiener festgehalten,
und Shawditch, der Untersheriff, half Tabitha auf die Beine.
»Weiß der Himmel,
was meine Pfarrkinder sagen
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