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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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erörtert. Vor
     einem Gericht würde die Sache allerdings anders aussehen. Manch einer
     würde sogar behaupten, Ashby und Aveline hätten sich
     verschworen, Sir Henry zu ihrem eigenen Vorteil zu ermorden. Sie mußte
     gewußt haben, daß Sir Henry gegen eine solche Liebesverbindung
     sein würde. Ashby war auf frischer Tat ertappt worden. Wenn er sein
     Schweigen bewahrte, würde er am Galgen hängen. Wenn er sich zu
     verteidigen versuchte, würde Aveline ihm womöglich Gesellschaft
     leisten, weil sich habgierige Verwandte, die darauf brannten, ihren Anteil
     von Sir Henrys Reichtum zu ergattern, ihrer auf diese Weise entledigen
     wollten.
    Athelstan blieb am Fuße
     der Altartreppe stehen und betrachtete die bangen, blassen Gesichter des
     Liebespaares.
    »Habt Ihr irgendeinen
     Beweis?« fragte er.
    »Ich dachte mir, daß
     Ihr danach fragen würdet«, sagte Aveline.
    Bevor Athelstan sie daran
     hindern konnte, knöpfte sie ihr Mieder auf und zog es herunter.
     »Nur das hier«, sagte sie. »Es kam später hervor.«
     Und Athelstan sah einen violetten Bluterguß an ihrer milchweißen
     Schulter.
    »Dort hat Sir Henry
     mich gepackt«, sagte sie, zog ohne jede Verlegenheit das Kleid
     wieder hoch und knüpfte die kleinen Schleifen zu. »Habe ich
     mich einer großen Sünde schuldig gemacht, Pater?«
    Athelstan starrte die nun
     wieder verhüllte Schulter an. Diesen Fleck konnte sie sich niemals
     selbst beigebracht haben. Da er glaubte, daß sie und Ashby die
     Wahrheit gesagt hatten, machte er das Kreuzzeichen über sie.
    »Ich spreche Euch los
     von Euren Sünden«, sagte er. »Der Himmel weiß, was
     ich jetzt tun werde.«
    »Ihr könntet für
     uns sprechen«, meinte Aveline hollnungsvoll.
    »Wer würde mir
     denn glauben?« erwiderte Athelstan. »Und was Ihr mir erzählt
     habt, steht unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses. Nein, nein. Ich muß
     jetzt sorgfältig und kühl nach einer Lösung für all
     das suchen. Wir wollen die Sache für den Augenblick beiseite lassen.
     Ich möchte Euch noch über etwas anderes befragen. Sir Henry hat
     Kapitän Roffel und das Schiff God’s Bright Light finanziert,
     nicht wahr?«
    Ashby nickte.
    »Und Ihr seid im
     September an Bord gekommen, aber als das Schiff in Dover anlegte, wieder
     an Land gegangen?«
    »Ja.«
    »Ist auf der Reise
     irgend etwas geschehen?«
    »Ich sagte schon,
     Roffel war wie immer, verdrießlich und verschlossen - nur nicht,
     nachdem das Fischerboot gekapert worden war.«
    »Was wißt Ihr
     sonst noch über Roffel?«
    »Er hat viel getrunken.«
     Ashby lächelte düster. »Nicht nur Wein oder Bier wie wir
     anderen. Das natürlich auch, aber er hatte noch eine besondere
     Flasche mit einem sehr feurigen Getränk. Usquebaugh nannte er es. Vor
     jeder Reise ging er an Land und ließ sich die Flasche hinter einem
     Lagerhaus in Queen’s Hithe, in der Schenke ›Zu den gekreuzten
     Schlüsseln‹, damit füllen.«
    »Er selbst?«
    »Oh ja, Pater. Wo
     Roffel hinging, da ging auch diese Flasche hin.«   
    Athelstan lächelte, als
     er an Cranstons Weinschlauch dachte. »Also durfte niemand sonst die
     Flasche füllen?«
    »Das sagte ich doch,
     Pater. Aber wir wußten, daß er daraus trank. Sein Atem roch
     danach. Er trank es in sehr kleinen Quentchen. Einmal erzählte er
     mir, es sei fünfmal so stark wie jeder Wein, und es wärme ihn
     nachts, wenn es kalt sei auf See.«
    »Und Roffel war zu
     Anfang der Reise guter Dinge?«
    »Ja. Sir Henry hatte
     mir einen versiegelten Umschlag für ihn mitgegeben, doch ich weiß
     nicht, was er enthielt.«
    »Wißt Ihr es,
     Lady Aveline?« fragte Athelstan.
    »Nein. Aber mein
     Stiefvater war anscheinend sehr zufrieden mit sich.«
    »Und dann?«
    Sie schüttelte den Kopf.
     »Ich weiß es nicht.«
    »Ich habe oft solche
     Umschläge mitgenommen«, sagte Ashby. »Roffel las, was sie
     enthielten, und warf sie dann ins Meer.«
    »Halt!« Avcline
     beugte sich vor. »Ja, jetzt fallt es mir ein. Als die God’s
     Bright Light ihre Reise begann, war mein Stiefvater sehr, sehr zufrieden,
     aber als Nicholas zurückkam, änderte sich seine Stimmung. Ich hörte,
     wie er sagte, daß er kein Vertrauen zu Roffel habe. Er behauptete,
     der Kapitän betrüge ihn. Er fuhr nach London, um Roffel zur Rede
     zu stellen, und da…« Sie sprach nicht zu Ende.
    »Gibt es noch etwas?«
     fragte Athelstan.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Athelstan hockte sich nieder
     und nahm ihre Hand.
    »Ihr seid die Erbin
     Eures

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