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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Osprings Knappe,
     ein Mann namens Ashby?«
    Bernicia schüttelte den
     Kopf.
    Cranston sah Athelstan an und
     verdrehte die Augen. Er nahm einen Schluck Wein, aber der schmeckte ihm
     bitter. Er verzog den Mund und stand auf.
    »Du weißt also
     überhaupt nichts?«
    »Nein, ich weiß
     nichts, Sir John«, flehte Bernicia, »Ihr werdet mein Geheimnis
     doch bewahren?«
    Der Coroner nickte.
    »Ich habe noch eine
     letzte Frage.« Athelstan nahm die Tasche mit dem Schreibzeug und
     barg sie an seiner Brust. »Heute abend waren wir in der Kirche von
     St. Mary Magdalene. Jemand war dort eingebrochen, hatte Roffels Leichnam
     aus dem Sarg gerissen, ihm die Kehle durchgeschnitten und ihn in den
     Apsisstuhl gesetzt. An seiner Brust steckte ein Stück Pergament mit
     dem Wort MÖRDER, geschrieben mit seinem eigenen Blut. Wer hat den
     Kapitän so gehaßt, daß er so etwas tun würde?«
    Bernicia verzog verächtlich
     das Gesicht. »Sir Henry Ospring mit Sicherheit.«
    »Der ist tot. Ebenfalls
     ermordet.«
    Bernicia lächelte.
     »Roffel wird sich freuen, daß er in der Hölle
     Gesellschaft hat.«
    »Wer noch?«
     Cranston blieb hartnäckig. »Von wem hat Roffel wütend oder
     erbost gesprochen?«
    »Ihr solltet noch
     einmal zur Flotte gehen, Sir John. Fragt den Admiral, Sir Jacob Crawley.
     Roffel hat immer gesagt, er hasse ihn.«
    »Wieso sollte Roffel
     denn Crawley hassen?«
    »Nein, anders herum.
     Crawley konnte unseren guten Kapitän nicht ausstehen. Ich glaube, es
     gab böses Blut zwischen ihnen. Roffel sagte einmal, Crawley habe ihn
     bezichtigt, ein Schiff versenkt zu haben, wobei ein Verwandter Crawleys zu
     Tode gekommen sei. Roffel meinte, er würde niemals mit einem Admiral
     essen oder trinken und ihm auch nie den Rücken zuwenden.«
    »Wenn das so ist,
     Mistress…« Cranston grinste säuerlich. »Jawohl,
     ich werde dich so nennen. Wenn das so ist, sagen wir Gute Nacht.«
    Als sie vor dem Haus standen,
     brach Cranston in ein brüllendes Gelächter aus, das wie eine große
     Glocke durch die enge Gasse hallte. Gegenüber öffnete jemand ein
     Fenster und verlangte laut nach Ruhe. Cranston bat um Entschuldigung,
     raffte den Mantel um sich und führte Athelstan zurück zur
     Cheapside.
    »So, so, so«,
     murmelte er. »Da hätten wir noch ein Geheimnis. Ein Mann, der
     sich wie eine Frau kleidet, behauptet, die Hure des toten Kapitäns
     gewesen zu sein.« Er gähnte, streckte sich und schaute zum
     Nachthimmel hinauf. »Morgen machen wir weiter«, sagte er.
     »Man spricht ja von den Rätseln der Meere. Aber ich sage dir, Bruder, was gestern
     nacht auf der God’s Bright Light geschehen ist, das ist ein Rätsel,
     das mit jeder Stunde unergründlicher wird.« Er klopfte dem
     Ordensbruder auf den Rücken. »Nun komm, Bruder, ich begleite
     dich noch bis zur London Bridge und erzähle dir eine sehr komische
     Geschichte über den Bischof, den Pfarrer und jemanden wie unsere
     junge Bernicia.«

 
    Fünf
    Athelstan las wie gewohnt die
     Frühmesse und sah dabei zu seiner Überraschung auch Aveline
     Ospring unter seiner spärlichen Gemeinde. Sie kniete vor dem Lettner,
     die Hände fromm gefaltet, ohne aber den jungen Ashby nur ein einziges
     Mal aus den Augen zu lassen; dieser half dem Altarjungen Crim während
     der Meßfeier. Nachher hängte Athelstan seine Gewänder auf,
     räumte den Altar ab und ging hinaus, wo Aveline und Ashby in leisem
     Gespräch auf den Altarstufen saßen.
    »Möchtet Ihr Frühstück?«
     fragte Athelstan.
    Ashby nickte. »Ich bin
     halb verhungert, Pater. Ist es möglich, ein Rasiermesser und ein
     wenig Seife zu bekommen? Lady Aveline« - er klopfte auf eine
     Satteltasche - »hat mir ein paar andere notwendige Dinge gebracht.«
    Athelstan ging zum Haus hinüber.
     Er fachte das Feuer an, und nachdem er dem stets hungrigen Philomel sein
     morgendliches Heubündel gebracht hatte, wusch er sich die Hände
     und trug ein Tablett mit Brot, Käse und Wein hinüber in die
     Kirche. Ashby aß hungrig. Hin und wieder nahm Aveline, die heute
     gefaßter und viel strahlender aussah als am Tag zuvor, einen Schluck
     aus Ashbys Becher oder knabberte ein wenig Brot und Käse.
    »Ich bin gekommen, um
     zu sehen, ob alles in Ordnung ist«, sagte sie schüchtern und
     schaute ihn unter langen Wimpern an.
    Athelstan nickte und schrak
     zusammen, als Bonaventura, der zwischen den Säulen geschlafen hatte,
     plötzlich aufstand, den Rücken krümmte und den Schwanz in
     die Höhe reckte;

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