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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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brüllte er, als sie gleich wieder
     aufging.
    Benedicta kam herein. Watkin
     wich zurück, und seine Hände baumelten herunter. Er ließ
     den Kopf hängen wie ein ungezogener Junge.
    »Mistress Benedicta…«
     Er scharrte mit den großen, schlammigen Stiefeln. »Euch habe
     ich nicht gemeint.«
    Die Witwe lächelte. Als
     sie Athelstans blasses, unrasiertes Gesicht sah, nahm sie einen Schlüssel
     vom Haken neben der Tür.
    »Watkin, schließ
     die Kirche auf, damit ihr mit eurer Arbeit fortfahren und die Bühne für
     das Spiel bereitmachen könnt. Sag den Leuten, Bruder Athelstan wird
     gleich kommen. Geh schon.«
    Der Mistsammler huschte an
     ihr vorbei. Als er draußen war, verkündete er gleich großartig,
     er habe nun das Kommando über die Kirche; er werde Pater Athelstans
     Geheimnisse bewahren, und alle sollten tun, was er sagte. Pike, der
     Grabenbauer, erhob sofort Einwände. Athelstan lächelte, als der
     übliche Streit ausbrach. Die Stimmen verhallten in der Ferne.
     Benedicta kam und hockte sich vor ihn.
    »Für einen Helden
     seht Ihr gar nicht übel aus«, sagte sie leise.
    »Ich bin kein Held,
     Benedicta. Ich hatte Angst. Ich bin auf dem Deck ausgerutscht, und mehr
     habe ich nicht getan. Ein Franzose wollte
     mich töten, doch dann grinste er und wandte sich ab.« Athelstan
     starrte in das verlöschende Feuer. »Hoffentlich ist er
     davongekommen. Hoffentlich kann er zu seinen Lieben heimkehren. Ich werde
     seiner in der Messe gedenken.«
    »Und Sir John?«
    Athelstan schüttelte den
     Kopf. »Der Mann ist ein Berg von Legenden. Er rülpst wie ein
     Schwein und säuft, als wäre morgen der letzte Tag, aber er hat
     das Herz eines Löwen.«
    Und mit kurzen Worten erzählte
     Athelstan, was Cranston vollbracht hatte.
    »Oh Gott«, sagte
     Benedicta, als er fertig war. »Da wird er platzen vor Angeberei.«
    »Das hat er verdient«,
     sagte Athelstan. »Und erinnert mich daran, daß ich eines nicht
     vergesse: Moleskin muß belohnt werden. Wenn er nicht gewesen wäre,
     dann hätten die Franzosen uns überrascht.«
    »Was habt Ihr jetzt
     vor, Pater?«
    »Ich gehe nach oben.
     Ich muß mich waschen, rasieren, umziehen, und dann muß ich die
     Messe lesen. Ach, übrigens, wo ist Bonaventura?«
    »Er ist bei Ashby«,
     sagte Benedicta. »Lady Aveline hat ihren Liebsten mit allen
     Behaglichkeiten des Lebens versorgt, auch mit einem Krug kalter Milch.
     Bonaventura kann sein Glück kaum fassen.«
    »Cranston hat recht«,
     brummte Athelstan. »Dieser Kater ist ein verdammter kleiner Söldner.«
     Er sah Benedicta an. »Aber Ihr solltet nicht hier sein. Die Leute
     werden reden.«
    »Über Euch?«
     Benedicta lächelte.
    »Das würde mich
     nicht kratzen«, antwortete Athelstan. »Ich denke dabei an
     Euch.«
    Benedicta wandte sich lächelnd
     ab und kauerte sich vors Feuer. Sie
     streute ein paar Späne hinein, legte ein frisches Scheit auf und
     grinste ihn über die Schulter an.
    »Sie können reden,
     was sie wollen, aber von Euch werden sie nichts Schlechtes glauben. Wie
     Pike, der Grabenbauer, es so wortgewandt ausdrückte: Man könnte
     Bruder Athelstan in ein Zimmer voller Huren sperren, und er wüßte
     nicht, was er tun soll.«
    Athelstan errötete und
     stieg die Treppe hinauf. Benedicta ging, immer noch leise lachend, in die
     Speisekammer und bereitete das Frühstück zu.
    Eine Stunde später begab
     sich Athelstan, rasiert und sehr viel frischer, hinüber in die
     Kirche, wo er die Messe las. Seine Gemeinde, angelockt von den Gerüchten
     über die Heldentaten des Pfarrers, drängte sich in das
     Gotteshaus. Aber Athelstan hatte sich gelobt, nichts zu sagen. Er wollte
     eben die Hand heben, um sie zu entlassen, als er Watkins gekränktes
     Gesicht sah. Er ließ die Hand sinken und lächelte.
    »Es tut mir leid, daß
     ich verschlafen habe«, sagte er. »Ich war letzte Nacht in der
     Schlacht auf dem Fluß. Doch ein Held war ich nicht.«
    »Unfug!« rief
     Tab, der Kesselflicker.
    »Aber Sir John war
     einer«, fuhr Athelstan fort.
    »Der gute alte
     Fettarsch!« schrie jemand.
    »Gut gemacht, Roßzermalmer!«
     zwitscherte Crim.
    Athelstan schaute sie
     stirnrunzelnd an. »Ihr seid hier im Haus Gottes«, tadelte er.
     »Sir John ist ein sehr tapferer Mann, und Moleskin ebenfalls;
     vielleicht bekommt er einen Brief vom Bürgermeister, von einer
     angemessenen Belohnung ganz zu schweigen.«
    Athelstan schaute hinüber
     zu Ashby, der im Chor auf einem Sims saß. Der junge Mann war

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