Tod auf der Themse
brüllte er, als sie gleich wieder
aufging.
Benedicta kam herein. Watkin
wich zurück, und seine Hände baumelten herunter. Er ließ
den Kopf hängen wie ein ungezogener Junge.
»Mistress Benedicta…«
Er scharrte mit den großen, schlammigen Stiefeln. »Euch habe
ich nicht gemeint.«
Die Witwe lächelte. Als
sie Athelstans blasses, unrasiertes Gesicht sah, nahm sie einen Schlüssel
vom Haken neben der Tür.
»Watkin, schließ
die Kirche auf, damit ihr mit eurer Arbeit fortfahren und die Bühne für
das Spiel bereitmachen könnt. Sag den Leuten, Bruder Athelstan wird
gleich kommen. Geh schon.«
Der Mistsammler huschte an
ihr vorbei. Als er draußen war, verkündete er gleich großartig,
er habe nun das Kommando über die Kirche; er werde Pater Athelstans
Geheimnisse bewahren, und alle sollten tun, was er sagte. Pike, der
Grabenbauer, erhob sofort Einwände. Athelstan lächelte, als der
übliche Streit ausbrach. Die Stimmen verhallten in der Ferne.
Benedicta kam und hockte sich vor ihn.
»Für einen Helden
seht Ihr gar nicht übel aus«, sagte sie leise.
»Ich bin kein Held,
Benedicta. Ich hatte Angst. Ich bin auf dem Deck ausgerutscht, und mehr
habe ich nicht getan. Ein Franzose wollte
mich töten, doch dann grinste er und wandte sich ab.« Athelstan
starrte in das verlöschende Feuer. »Hoffentlich ist er
davongekommen. Hoffentlich kann er zu seinen Lieben heimkehren. Ich werde
seiner in der Messe gedenken.«
»Und Sir John?«
Athelstan schüttelte den
Kopf. »Der Mann ist ein Berg von Legenden. Er rülpst wie ein
Schwein und säuft, als wäre morgen der letzte Tag, aber er hat
das Herz eines Löwen.«
Und mit kurzen Worten erzählte
Athelstan, was Cranston vollbracht hatte.
»Oh Gott«, sagte
Benedicta, als er fertig war. »Da wird er platzen vor Angeberei.«
»Das hat er verdient«,
sagte Athelstan. »Und erinnert mich daran, daß ich eines nicht
vergesse: Moleskin muß belohnt werden. Wenn er nicht gewesen wäre,
dann hätten die Franzosen uns überrascht.«
»Was habt Ihr jetzt
vor, Pater?«
»Ich gehe nach oben.
Ich muß mich waschen, rasieren, umziehen, und dann muß ich die
Messe lesen. Ach, übrigens, wo ist Bonaventura?«
»Er ist bei Ashby«,
sagte Benedicta. »Lady Aveline hat ihren Liebsten mit allen
Behaglichkeiten des Lebens versorgt, auch mit einem Krug kalter Milch.
Bonaventura kann sein Glück kaum fassen.«
»Cranston hat recht«,
brummte Athelstan. »Dieser Kater ist ein verdammter kleiner Söldner.«
Er sah Benedicta an. »Aber Ihr solltet nicht hier sein. Die Leute
werden reden.«
»Über Euch?«
Benedicta lächelte.
»Das würde mich
nicht kratzen«, antwortete Athelstan. »Ich denke dabei an
Euch.«
Benedicta wandte sich lächelnd
ab und kauerte sich vors Feuer. Sie
streute ein paar Späne hinein, legte ein frisches Scheit auf und
grinste ihn über die Schulter an.
»Sie können reden,
was sie wollen, aber von Euch werden sie nichts Schlechtes glauben. Wie
Pike, der Grabenbauer, es so wortgewandt ausdrückte: Man könnte
Bruder Athelstan in ein Zimmer voller Huren sperren, und er wüßte
nicht, was er tun soll.«
Athelstan errötete und
stieg die Treppe hinauf. Benedicta ging, immer noch leise lachend, in die
Speisekammer und bereitete das Frühstück zu.
Eine Stunde später begab
sich Athelstan, rasiert und sehr viel frischer, hinüber in die
Kirche, wo er die Messe las. Seine Gemeinde, angelockt von den Gerüchten
über die Heldentaten des Pfarrers, drängte sich in das
Gotteshaus. Aber Athelstan hatte sich gelobt, nichts zu sagen. Er wollte
eben die Hand heben, um sie zu entlassen, als er Watkins gekränktes
Gesicht sah. Er ließ die Hand sinken und lächelte.
»Es tut mir leid, daß
ich verschlafen habe«, sagte er. »Ich war letzte Nacht in der
Schlacht auf dem Fluß. Doch ein Held war ich nicht.«
»Unfug!« rief
Tab, der Kesselflicker.
»Aber Sir John war
einer«, fuhr Athelstan fort.
»Der gute alte
Fettarsch!« schrie jemand.
»Gut gemacht, Roßzermalmer!«
zwitscherte Crim.
Athelstan schaute sie
stirnrunzelnd an. »Ihr seid hier im Haus Gottes«, tadelte er.
»Sir John ist ein sehr tapferer Mann, und Moleskin ebenfalls;
vielleicht bekommt er einen Brief vom Bürgermeister, von einer
angemessenen Belohnung ganz zu schweigen.«
Athelstan schaute hinüber
zu Ashby, der im Chor auf einem Sims saß. Der junge Mann war
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