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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Kopf.«
    Athelstan ging lächelnd
     weiter. Der graue Tag neigte sich bereits dem Ende zu, aber die schäbigen
     Stände und Marktbuden trieben immer noch munteren Handel, und in den
     Bierschenken drängten sich ausgelassene Gäste, die den Sieg der
     vergangenen Nacht feierten. Athelstan huschte still vorüber und
     weiter zur London Bridge. Am Torhaus sah er sich brutal an die Schlacht
     erinnert. Etliche der französischen Piraten waren enthauptet worden,
     und ihre Köpfe hatte man auf Stangen gespießt, die auf dem
     Torhaus aufgerichtet wurden. Robert Burdon, der kleinwüchsige Torhüter,
     tanzte umher und beaufsichtigte das grausige Spektakel. »Stellt den
     dorthin!« brüllte er einen Gehilfen an. »Nein, du Idiot -
     umdrehen sollst du ihn, damit er zu unseren Schiffen hinausschaut!«
     Er erblickte Athelstan. »Ein arbeitsreicher Tag, ein sehr
     arbeitsreicher Tag, Pater. Es heißt, es seien hundert Franzosen
     gefallen. Hundert, Pater, aber wie viele Köpfe habe ich? Nicht mehr
     als ein Dutzend. Schrecklich, was? Diese verfluchten Beamten! Köpfe
     sollten da sein, wo sie hingehören! Als Warnung für alle
     anderen!«
    Athelstan schloß die
     Augen, machte ein Kreuzzeichen über den Mann und hastete weiter. Er
     war froh, Southwark hinter sich zu lassen, als er sich auf der anderen
     Seite durch die Menge drängte. Das »Heilige Lamm Gottes«
     in der Cheapside war gerammelt voll. Cranston saß an seinem
     Lieblingsplatz, prachtvoll gekleidet in seiner besten Seidenjacke, einem
     feinen, weißen Leinenhemd und einer bunten Hose. So hielt er Hof und gab eine anschauliche
     Schilderung der Schlacht auf der Themse.      
    »Und Ihr habt gegen
     Eustace, den Mönch, gekämpft?« schrie Leif, der den
     Stichwortgeber spielte.
    »Oh ja - und was für
     ein Riese er ist«, antwortete Cranston. »Sechs Fuß und
     sechs Zoll groß, Augen wie glühende Kohlen, und ein Gesicht, so
     dunkel wie der Satan! Schwert gegen Schwert, so standen wir einander gegenüber.«
    »Und dann?«
     fragte Leif atemlos.
    »Die Wogen der Schlacht
     rissen uns auseinander.« Cranston, der bei seinem vierten Becher
     Rotwein war, behielt wachsam die Tür im Auge - für den Fall, daß
     Lady Maude erscheinen sollte. Jetzt gewahrte er Athelstan, der auf einem
     Schemel hinten in der Menge stand. »Ehre, wem Ehre gebührt«,
     dröhnte er. »Mein Secretarius und Schreiber, Bruder Athelstan,
     ein Mann von wunderbarer Tapferkeit!«
    Alle Köpfe wandten sich
     um. Athelstan wurde puterrot.
    »Er ging zu Boden«,
     fuhr Cranston fort, »und kämpfte immer noch wie ein Löwe.
     Da kommt ein Franzose herbeigestürzt, hebt sein Schwert…«
    »Und?« drängte
     Leif.
    »Der Mann taumelt zurück,
     außerstande, den tödlichen Streich zu führen!«
    »Ein Wunder!«
     rief Leif.
    »Aye.« Sir John
     senkte die Stimme zu einem dramatischen Flüstern. »Gottes Engel
     stieg herab und hielt seinen Arm fest, genau wie er Davids Arm festhielt,
     als dieser den Bastard Judas Iskariot erschlagen wollte.«
    Athelstan biß sich auf
     die Lippe, um nicht zu lachen. Cranston warf wie üblich alle
     Bibelstellen durcheinander.
    »Einen Trinkspruch!«
     schrie Leif. »Sir John, laßt uns auf Bruder Athelstan trinken!«
    Cranston nickte bereitwillig
     und hielt dem Bettler eine Münze hin. Der ergriff sie und drückte
     sie gleich dem Schankwirt in die Hand.
    »Ihr habt gehört,
     was Mylord Coroner gesagt hat. Feiern wir seinen Sieg!«
    Cranston sah Athelstans
     warnenden Blick und klatschte in die Hände.
    »Genug für heute!
     Genug ist genug. Los, trinkt nur, aber laßt mich jetzt in Ruhe.«
     Er raffte sich auf. »Dienstgeschäfte, Dienstgeschäfte
     erwarten mich.«
    Die Menge wandte sich
     widerstrebend ab, und Athelstan schob sich neben Sir John auf die Bank.
    »Ein großartiger
     Sieg, Sir John.«
    Cranston schaute ihn
     durchtrieben an. »Aye, Bruder. Nur fünf Galeeren haben das
     offene Meer erreicht. Wir haben Eustace, dem Mönch, einen Klatsch auf
     den Arsch verpaßt, den er so bald nicht vergessen wird.«
    »Aber jetzt haben wir
     einen Verbrecher zu fangen«, erinnerte Athelstan ihn.
    »Aye«, brummte
     Cranston. »Unser glorreicher Medicus Theobald ist verreist, und das
     Gerücht wird verbreitet.« Er machte schmale Augen. »Glaubst
     du, der Gauner wird heute nacht zuschlagen, Bruder?«
    Athelstan nickte. »Allerdings,
     Sir John. Seit seinem letzten mörderischen Verbrechen ist einige Zeit
     vergangen, und der Kampf auf dem Fluß

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