Tod auf der Themse
Kopf.«
Athelstan ging lächelnd
weiter. Der graue Tag neigte sich bereits dem Ende zu, aber die schäbigen
Stände und Marktbuden trieben immer noch munteren Handel, und in den
Bierschenken drängten sich ausgelassene Gäste, die den Sieg der
vergangenen Nacht feierten. Athelstan huschte still vorüber und
weiter zur London Bridge. Am Torhaus sah er sich brutal an die Schlacht
erinnert. Etliche der französischen Piraten waren enthauptet worden,
und ihre Köpfe hatte man auf Stangen gespießt, die auf dem
Torhaus aufgerichtet wurden. Robert Burdon, der kleinwüchsige Torhüter,
tanzte umher und beaufsichtigte das grausige Spektakel. »Stellt den
dorthin!« brüllte er einen Gehilfen an. »Nein, du Idiot -
umdrehen sollst du ihn, damit er zu unseren Schiffen hinausschaut!«
Er erblickte Athelstan. »Ein arbeitsreicher Tag, ein sehr
arbeitsreicher Tag, Pater. Es heißt, es seien hundert Franzosen
gefallen. Hundert, Pater, aber wie viele Köpfe habe ich? Nicht mehr
als ein Dutzend. Schrecklich, was? Diese verfluchten Beamten! Köpfe
sollten da sein, wo sie hingehören! Als Warnung für alle
anderen!«
Athelstan schloß die
Augen, machte ein Kreuzzeichen über den Mann und hastete weiter. Er
war froh, Southwark hinter sich zu lassen, als er sich auf der anderen
Seite durch die Menge drängte. Das »Heilige Lamm Gottes«
in der Cheapside war gerammelt voll. Cranston saß an seinem
Lieblingsplatz, prachtvoll gekleidet in seiner besten Seidenjacke, einem
feinen, weißen Leinenhemd und einer bunten Hose. So hielt er Hof und gab eine anschauliche
Schilderung der Schlacht auf der Themse.
»Und Ihr habt gegen
Eustace, den Mönch, gekämpft?« schrie Leif, der den
Stichwortgeber spielte.
»Oh ja - und was für
ein Riese er ist«, antwortete Cranston. »Sechs Fuß und
sechs Zoll groß, Augen wie glühende Kohlen, und ein Gesicht, so
dunkel wie der Satan! Schwert gegen Schwert, so standen wir einander gegenüber.«
»Und dann?«
fragte Leif atemlos.
»Die Wogen der Schlacht
rissen uns auseinander.« Cranston, der bei seinem vierten Becher
Rotwein war, behielt wachsam die Tür im Auge - für den Fall, daß
Lady Maude erscheinen sollte. Jetzt gewahrte er Athelstan, der auf einem
Schemel hinten in der Menge stand. »Ehre, wem Ehre gebührt«,
dröhnte er. »Mein Secretarius und Schreiber, Bruder Athelstan,
ein Mann von wunderbarer Tapferkeit!«
Alle Köpfe wandten sich
um. Athelstan wurde puterrot.
»Er ging zu Boden«,
fuhr Cranston fort, »und kämpfte immer noch wie ein Löwe.
Da kommt ein Franzose herbeigestürzt, hebt sein Schwert…«
»Und?« drängte
Leif.
»Der Mann taumelt zurück,
außerstande, den tödlichen Streich zu führen!«
»Ein Wunder!«
rief Leif.
»Aye.« Sir John
senkte die Stimme zu einem dramatischen Flüstern. »Gottes Engel
stieg herab und hielt seinen Arm fest, genau wie er Davids Arm festhielt,
als dieser den Bastard Judas Iskariot erschlagen wollte.«
Athelstan biß sich auf
die Lippe, um nicht zu lachen. Cranston warf wie üblich alle
Bibelstellen durcheinander.
»Einen Trinkspruch!«
schrie Leif. »Sir John, laßt uns auf Bruder Athelstan trinken!«
Cranston nickte bereitwillig
und hielt dem Bettler eine Münze hin. Der ergriff sie und drückte
sie gleich dem Schankwirt in die Hand.
»Ihr habt gehört,
was Mylord Coroner gesagt hat. Feiern wir seinen Sieg!«
Cranston sah Athelstans
warnenden Blick und klatschte in die Hände.
»Genug für heute!
Genug ist genug. Los, trinkt nur, aber laßt mich jetzt in Ruhe.«
Er raffte sich auf. »Dienstgeschäfte, Dienstgeschäfte
erwarten mich.«
Die Menge wandte sich
widerstrebend ab, und Athelstan schob sich neben Sir John auf die Bank.
»Ein großartiger
Sieg, Sir John.«
Cranston schaute ihn
durchtrieben an. »Aye, Bruder. Nur fünf Galeeren haben das
offene Meer erreicht. Wir haben Eustace, dem Mönch, einen Klatsch auf
den Arsch verpaßt, den er so bald nicht vergessen wird.«
»Aber jetzt haben wir
einen Verbrecher zu fangen«, erinnerte Athelstan ihn.
»Aye«, brummte
Cranston. »Unser glorreicher Medicus Theobald ist verreist, und das
Gerücht wird verbreitet.« Er machte schmale Augen. »Glaubst
du, der Gauner wird heute nacht zuschlagen, Bruder?«
Athelstan nickte. »Allerdings,
Sir John. Seit seinem letzten mörderischen Verbrechen ist einige Zeit
vergangen, und der Kampf auf dem Fluß
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