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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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hat die Stadt abgelenkt. Wie
     geht es Crawley?«
    »Er ist in St.
     Bartholomew und säuft sich um den Verstand.«
    »Und Lady Maude und die
     beiden Kerlchen?«
    »Stolz wie die Pfauen!
     Stolz wie die Pfauen!« Cranston senkte die Nase in den
     Rotweinbecher. »Seltsam«, knurrte er dann und schmatzte.
    »Was denn, Sir John?«
    »Unser Untersheriff
     meldet, wie erwartet, daß niemand ein Boot zur God’s Bright
     Light gemietet hat. Aber der Menschenfischer, dieser wahnsinnige Halunke,
     schickt mir da eine Nachricht…«
    »Was will er?«
    »Er will mich sehen.
     Doch da wird er warten müssen.«
    Athelstan dankte dem
     Schankwirt, der ihm einen Krug Ale vorsetzte.
    »Sir John, seid Ihr
     sicher, daß sich in der Nacht, als Bracklebury verschwand, kein
     anderes Boot der God’s Bright Light genähert hat?«
    Cranston nickte. »Übrigens,
     bevor du fragst, Bruder: Ich habe dafür gesorgt, daß Moleskin
     von der Stadt eine Belohnung erhält. Aber um deine Frage zu
     beantworten: Es fuhr kein Boot zum Schiff.«
    »Wie ist Bracklebury
     dann heruntergekommen?« fragte Athelstan. »Vergeßt
     nicht, er war schwer mit Silber beladen.«
    »Wahrscheinlich ist er
     geschwommen.«
    »Er konnte nicht
     schwimmen. Das hat Ashby mir erzählt.«
    Cranston machte ein ernstes
     Gesicht. »Feentitten!« knurrte er. »Daran hatte ich
     nicht gedacht. Aber ich habe eine Proklamation herausgegeben und in der
     ganzen Stadt verbreiten lassen: Bracklebury soll dingfest gemacht werden,
     und zwar nach Möglichkeit lebend.«
    So saßen sie eine Weile
     da und erörterten die Möglichkeiten und Pläne, während
     der Tag langsam zu Ende ging. Cranston bestellte eine Schüssel Gemüse
     und teilte sie mit Athelstan.
    Dann verließen sie die
     Schenke. Sie überquerten die dunkle, kalte, menschenleere Cheapside
     und wanderten durch ein Labyrinth von Straßen zum Hause Theobald de
     Troyes’. Der Verwalter öffnete ihnen mit überraschter
     Miene die Tür.
    »Sir John, Master
     Theobald ist verreist.«
    »Das weiß ich«,
     sagte Cranston. »Und wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse,
     was?«
    Der Verwalter sah ihn
     verwirrt an.
    »Wo sind denn alle?«
     fragte Cranston.
    Der Verwalter deutete durch
     den Korridor zur Küche. »Wir essen gerade zu Abend.«
    Cranston hob die Stumpfnase
     und schnupperte die würzigen Düfte.
    »Was ist das, Mann?«
    »Kapaun, Sir John, in
     Weißwein und Kräutern eingelegt.«
    »Davon will ich zwei
     Teller«, verlangte Cranston sofort. »Und zwei Brote außerdem.
     Bringt alles auf den Dachboden. Und jetzt verläßt niemand mehr
     das Haus, dich eingeschlossen! Und niemand kommt herauf, bis ich es sage.
     Sei brav, verpiß dich und tu, was ich dir gesagt habe.« 
    Der Verwalter eilte davon.
     Athelstan und Cranston begaben sich durch das verschwenderisch
     eingerichtetete Haus auf den tristen Dachboden hinauf. Der Verwalter
     brachte das Essen, erfüllt von Ehrfurcht vor Sir John. Cranston
     befahl ihm, noch Kerzen zu bringen, und außerdem die dicksten
     Wolldecken, die er finden konnte. Der Verwalter gehorchte. Cranston und
     Athelstan machten es sich bequem.
    Anfangs ließ der
     Coroner sich nicht davon abbringen, noch einmal eine Schilderung der
     Schlacht auf dem Fluß und jedes einzelnen Hiebes abzugeben, gewürzt
     mit anekdotischen Verweisen auf die glorreichen Tage, da er unter Prinz
     Edward gegen Philip von Frankreich zu Felde gezogen war. Als er sich
     schließlich den Bauch mit Kapaun vollgeschlagen und sich großzügig
     aus seinem Weinschlauch bedient hatte, döste er ein. Eine Zeitlang saß
     Athelstan im Dunkeln und dachte an die Zeit, die er selbst in Frankreich
     verbracht hatte, und an seinen Bruder Francis, der dort gefallen war. Dann
     schüttelte er den Kopf, um die immer noch schmerzhaften Erinnerungen
     zu vertreiben, und dachte statt dessen an seine Pfarrgemeinde. Er betete,
     daß Basil, der Schmied, und Watkin, der Mistsammler, keine Prügelei
     vom Zaun brechen würden. Die Augen wurden ihm schwer, und auch er
     schlief ein Weilchen. Jäh fühlte er sich von Cranston heftig
     geschüttelt; dicht vor sich sah er das fette Gesicht des Coroners,
     der einen Finger an den Mund hielt. Athelstan war durchfroren und
     verkrampft, und der Arm tat ihm ein bißchen weh. Er spitzte die
     Ohren, hörte vereinzelte Geräusche aus dem Haus unter ihnen, und
     dann ertönte der Ruf des Nachtwächters.
    »Zwölf Uhr und
     Mitternacht! Kalt und rauh, doch alles

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