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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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rasiert
     und trug saubere Kleider, und er war von Kissen und Decken umgeben. Athelstan sah ein
     Buch, eine Schale Obst und einen großen Krug, den Bonaventura, der
     hinten in der Ecke hockte, aufmerksam beobachtete. Aveline war ebenfalls
     da; sie kniete fromm am Boden, die Hände im Schoß gefaltet, den
     Kopf gesenkt.
    »Ich danke euch auch
     dafür«, fuhr Athelstan fort und bemühte sich dabei, die
     Heiterkeit in seiner Stimme zu unterdrücken, »daß ihr
     euch um unseren Bruder Ashby gekümmert habt, dessen Not vielleicht
     bald ein Ende haben wird. Jetzt aber« - er spähte durch den
     Lettner zu der behelfsmäßigen Bühne hinüber und hob
     die Hand - »ist die Messe zu Ende. Wir haben Arbeit vor uns.«
    Der Ordensbruder ging in die
     Sakristei und legte die Gewänder ab. Er half Crim und Ashby, die
     Kerzen und Tücher vom Altar zu räumen, hängte ein neues
     Ewiges Licht über das Tabernakel und ging dann zu Ashby und Aveline.
     Wie immer saßen sie in einer Ecke des Altarraums und wisperten
     miteinander. Athelstan zog den Schemel heran, den Crim während der
     Messe benutzte.
    »Lady Aveline«,
     begann er, »ich habe sehr traurige Neuigkeiten über Euren
     Stiefvater.«
    Und er berichtete knapp,
     welche Schlußfolgerungen er über Sir Henry Osprings
     frevelhaftes Treiben gezogen hatte. Ashby schnappte nach Luft. Aveline
     wurde noch blasser als gewöhnlich, und Tränen traten ihr in die
     Augen.
    »Damit sagt Ihr mir,
     Bruder«, flüsterte sie, als Athelstand geendet hatte, »daß
     mein Stiefvater ein Verräter und Mörder war.«
    »Das sind Eure Worte,
     Mylady, aber - Gott verzeih mir - die Wahrheit ist so, wie ich es
     geschildert habe.«
    »Wird die Krone sein
     Vermögen beschlagnahmen?« wollte Ashby wissen.
    »Das bezweifle ich«,
     sagte Athelstan. »Sir Henry starb, bevor irgendwelche
     Anschuldigungen erhoben wurden, und er ist nicht mehr da, um sich dagegen
     zu verteidigen.« Er zuckte die Achseln. »Die Krone wird ganz
     sicher, vertreten durch das Schatzamt, ihr Silber zurückfordern.«
     Er lächelte schmal, als er an die harten Revisoren Peter und Paul
     dachte. »Ich empfehle mit Nachdruck, Lady Aveline, daß Ihr
     oder die Testamentsvollstrecker Eures Stiefvaters die Summe verdoppelt und
     sie als Schenkung abschreibt.« Er starrte den jungen Mann an.
     »Ihr aber, Ihr wart sein Knappe. Es kann leicht sein, daß man
     Euch Fragen stellt.«   
    »Ich werde beschwören«,
     sagte Ashby, »und ich habe Zeugen dafür, daß ich mit Sir
     Henrys Geschäften nichts zu tun hatte.« Er verzog das Gesicht.
     »Jedenfalls nicht mit den Männern, die ihn mitten in der Nacht
     zu besuchen pflegten.« Er nagte an seiner Lippe und grinste dann.
     »Ich bezweifle, daß Marston das gleiche sagen könnte.«
    Athelstan nickte. »Nichtsdestoweniger,
     wie Sir John immer sagt, hat jede dunkle Wolke auch einen Silberstreif.
     Gott verzeih mir, Lady Aveline, aber ich glaube nicht, daß irgend
     jemand - und der König ganz bestimmt nicht - um Euren Stiefvater
     weinen wird. Infolgedessen glauben Sir John und ich, daß man Euch
     beide wegen Sir Henrys Tod großzügig begnadigen wird.« Er
     brachte ihr aufgeregtes Jauchzen mit erhobener Hand zum Schweigen. »Gleichwohl,
     Master Ashby, seid Ihr immer noch ein gesuchter Verbrecher.«
     Athelstan zupfte sich ein Stück Kerzenwachs vom Handrücken.
     »Aber keine Sorge. Ehe der Tag noch viel älter ist, werde ich
     Marston etwas zum Nachdenken geben.«
    »Können wir noch
     etwas tun?« fragte Ashby.
    »Kanntet Ihr eigentlich
     Bracklebury?«
    Ashby schüttelte den
     Kopf. »Kaum. Ein düsterer, gewalttätiger Mann, Pater. Er
     konnte mit dem Messer umgehen. Wie sein Kapitän fürchtete er
     weder Gott noch die Menschen. Warum fragt Ihr?«
    »Wir haben
     herausgefunden«, sagte Athelstan, »daß Roffel das Silber
     stahl und es auf der God’s Bright Light versteckte. Um es kurz zu
     machen: Es kann sein, daß Bracklebury die Mannschaft entließ
     und nur die zwei zurückbehielt, damit er in Ruhe das Schiff
     durchsuchen konnte.« Athelstan machte eine Pause; er ignorierte die
     unbeantworteten Fragen, die immer noch an ihm nagten. »Gott weiß,
     was dann geschah. Vielleicht hat Bracklebury die beiden Matrosen ermordet
     und sich danach an Land geflüchtet. Das Problem ist nur, die God’s
     Bright Light hat weiter Signale gegeben, und niemand hat gesehen, daß
     ein Boot vom Schiff wegfuhr.«      
    »Bracklebury könnte
     über Bord

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