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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Pater?«
    »Gar nichts, Master
     Bladdersniff.« Athelstan wartete, bis der Büttel gegangen war.
     »Gar nichts«, wiederholte er brummend, »außer, daß
     ich wieder eine Nacht fern von meiner Gemeinde zubringen werde.«
    Seufzend ging er nach oben,
     streifte die Sandalen ab, zog eine Wollhose unter seine Kutte und stieg in
     ein Paar alte, verschlissene Stiefel. Dann bedeckte er das Feuer mit
     Asche, schloß die Fensterläden, nahm Mantel und Stock und ging
     hinaus auf den Kirchenvorplatz. Crim und ein paar andere hockten auf der
     Kirchentreppe und schoben Spielmarken hin und her.
    »Crim! Komm her!«
    Der Junge kam herbeigerannt,
     nicht ohne zuvor seinen Freunden zuzuschreien, daß er als nächster
     an der Reihe sei.
    »Crim, sag Benedicta,
     daß ich heute abend vielleicht nicht zurückkomme.«
    »Sind es wieder die
     französischen Piraten, Pater?«
    »Nein, diesmal nicht.
     Aber sag deinem Vater, er soll die Kirche abschließen. Nur Lady
     Aveline darf hinein.«
    »Die sind verliebt,
     nicht wahr, Pater? Ich habe gesehen, wie sie sich küßten! Das
     ist eine Sünde in der Kirche, oder?«
    Athelstan lächelte das
     schmale, schmutzige Gesicht an. »Nein, das ist keine Sünde«,
     sagte er dann feierlich. »Doch es ist eine Sünde, in der Kirche
     zu spionieren, Crim.«
    »Ich habe ja nicht
     spioniert, Pater. Ich habe mich vor meiner Schwester hinter einer Säule
     versteckt.«
    Athelstan zauste dem Jungen
     das Haar und drückte ihm einen Farthing in die Hand. »Geh zu
     Merryleg und kauf ein bißchen Marzipan. Gib deiner Schwester auch
     etwas ab, und deinen Freunden«, fügte er düster hinzu,
     »obwohl sie gerade deine Marken verschieben.«
    Crim fuhr herum und rannte
     schreiend zurück.
    »Vergiß nicht,
     deinem Vater auszurichten, was ich gesagt habe, Crim«, rief
     Athelstan ihm nach.
    Dann bog er in die Gasse.
     Marston saß mit zwei Kerlen in der Tür der Schenke »Zum
     Gescheckten«. Als er den Priester erblickte, räusperte er sich
     geräuschvoll und spuckte aus. Athelstan schwenkte seinen dicken Stab,
     ein Geschenk von Cranston, und ging auf ihn zu.
    »Es ist besser, wenn du
     verschwindest, Marston«, sagte er.
    »Ich kann mich verdammt
     nochmal aufhalten, wo ich will, Pater.« Marston grinste höhnisch.
     »Das hier ist nicht Eure Kirche.«
    »Nein«,
     antwortete Athelstan. »Ich mache mir nur Sorgen um dein Wohlergehen.«
    »Wieso?« Das
     Grinsen verflog.
    »Nun«, sagte
     Athelstan leise, umfaßte seinen Stock und beugte sich vor, »wir
     wissen jetzt, daß Sir Henry Ospring nicht das war, was er zu sein
     behauptete.
    Manche Leute sagen, er war
     ein Dieb. Einige nennen ihn einen Verräter. Man munkelt sogar, daß
     auch noch andere an seinen Verbrechen beteiligt waren und daß sie hängen
     sollten.«
    Marston wurde blaß.
     »Was wollt Ihr damit sagen?«
    Athelstan zuckte die Achseln.
     »Klatschgeschichten, weiter nichts. Aber vielleicht ist es doch
     besser, du kehrst nach Kent zurück, holst dir, was dein ist, und
     bringst dann einen möglichst großen Abstand zwischen dich und
     Sir John Cranstons Adlerauge.«
    Athelstan ging weiter. Auf
     halber Strecke die Gasse hinunter blieb er bei Basil, dem Schmied, stehen.
     Basil arbeitete mit seinem braunhäutigen älteren Sohn in einem
     großen, offenen Schuppen neben seiner Hütte. Ein stumpfnasiger
     Lehrling mit schmutzverschmiertem Gesicht betätigte den Blasebalg und
     ließ das Schmiedefeuer lebhaft aufflackern. Basil schwang den
     Hammer, seine mächtige Gestalt war hinter einer Schürze aus
     Bullenleder verborgen, und seine behaarten Beine steckten zum Schutz vor
     den Funken in Lederschäften. Er drehte sich um und sah Athelstan.
    »Guten Morgen, Pater.
     Was kann ich für Euch tun?«
    »Wir brauchen dich in
     der Kirche, Basil«, sagte Athelstan. »Du mußt ein paar
     Eisenklammern machen, mit denen man die Leinwand hinter der Bühne
     unseres Mysterienspiels befestigen kann.«
    Basil wischte sich mit dem
     Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Ich habe diesem
     dickköpfigen Hund Watkin schon gesagt, daß sie für so
     lange Stangen ein paar Eisenklammern brauchen.« Er deutete mit dem
     Hammer auf Athelstan. »Was Ihr da auf dem Fluß gemacht habt,
     Pater, war heldenhaft. Dafür mache ich es umsonst. Ich mache Euch
     Eisenklammern für Eure Stangen.« Als Athelstan sich abgewandt
     hatte, fügte er mit gedämpfter Stimme hinzu: »Diesem dämlichen
     Ochsen Watkin hämmere ich sogar eine in den

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