Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
Vom Netzwerk:
»Um
     Gottes willen, nicht du bist es, die da wie ein Fisch in der Kiste liegt!«
    Tabitha wimmerte und wollte
     sich an ihre Herrin schmiegen. Emma sah Athelstan an.
    »Wann hat diese Sache
     ein Ende?« fragte sie. »Seht Ihr denn nicht, Bruder, daß
     diese Piraten da drinnen auch nicht besser sind als mein Mann? Sie kennen
     die Wahrheit!« Sie machte auf dem Absatz kehrt und führte die
     schluchzende Tabitha davon.
    Athelstan kehrte zurück
     zu Cranston und den anderen, die noch immer den Leichnam Brackleburys
     betrachteten.
    »Warum nur?«
     fragte der Coroner plötzlich.
    »Warum was, Sir John?«
    »Bracklebury hat doch
     anscheinend geraume Zeit im Wasser gelegen. Aber niemand weiß, wie
     diese Male an Brust und Hals entstanden sind. Was mich allerdings wirklich
     ratlos macht, ist die Frage, warum seine Leiche ausgerechnet jetzt
     auftaucht?«
    Cranston sah Cabe an, der an
     einem Holzpfeiler lehnte. Der Zweite Maat starrte seinen toten Kameraden
     an; der Schreck saß ihm immer noch in den Gliedern.
    »Master Cabe, wer waren
     die beiden anderen Matrosen? Wie hießen sie?«
    Cabe gab keine Antwort.
    »Master Cabe - die
     Namen der beiden Matrosen?«
    »Hä?« Der
     Zweite Maat rieb sich das Gesicht. »Clement und Alain. Sie waren aus
     London. Das glaube ich wenigstens.«
    Athelstan schaute den
     Menschenfischer an. Der bemerkte es wohl.
    »Was ist, Bruder?«
    »Kannst du erklären,
     warum Brackleburys Leiche jetzt plötzlich auftaucht?«
    »Nein, Pater, das kann
     ich nicht.«
    Athelstan dachte an die
     Schlacht auf der Themse. Bilder huschten ihm durch den Kopf - Katapulte,
     die mit Steinen geladen wurden, Galeeren, die gegen die Kogge krachten, um
     sie auf der rasch fließenden, strudelnden Themse ins Schwanken zu
     bringen. Plötzlich schaute der Ordensbruder lächelnd den Töten
     an. »Natürlich!« flüsterte er und tappte aufgeregt
     mit dem Fuß auf den Boden.
    »Sir John!« rief
     er. »Ich glaube, wir sollten noch einmal zur God’s Bright
     Light zurückkehren. Unser guter Freund hier, der Menschenfischer, könnte
     uns vielleicht helfen.«
    »Wie denn?«
     fragte die seltsame Kreatur.
    »Hast du einen
     Schwimmer?« fragte Athelstan und gab Cranston ein Zeichen, still zu
     sein. »Jemanden, der keine Angst vor den Strömungen der Themse
     hat?«
    Der Menschenfischer grinste
     ohne Heiterkeit, legte einen Finger an die Lippen und stieß einen
     langgezogenen Pfiff aus.   
    »Icthus!«
    Einer löste sich aus der
     Gruppe der vermummten Phantome und kam herbei.
    »Das ist Icthus«,
     sagte der Menschenfischer. »Wir nennen ihn so, weil es das
     griechische Wort für Fisch ist. Und wo die Fische hingehen, da kann
     er ihnen folgen. Nicht wahr, Icthus?«
    Icthus schlug die Kapuze zurück.
     Athelstan starrte ihn an, erschrocken, abgestoßen und mitleidig
     zugleich. Entweder war er entstellt zur Welt gekommen oder das Opfer einer
     scheußlichen Krankheit. Obwohl noch ein Junge, war er sehr dünn
     und völlig kahl. Aber die entsetzte Aufmerksamkeit aller richtete
     sich auf sein Gesicht. Es war das Gesicht eines Fisches -mit schuppiger
     Haut, einer kleinen, platten Nase, einem Kabeljaumaul und Augen, die so
     weit auseinanderlagen, daß sie an den Seiten seines Kopfes zu liegen
     schienen.
    »Das ist Icthus«,
     wiederholte der Menschenfischer. »Und seine Gebühr beträgt
     ein Silberstück.«
    Athelstan zwang sich, den
     Jungen anzuschauen. »Willst du für uns schwimmen?«
    Das Kabeljaumaul öffnete
     sich. Icthus hatte keine Zähne, keine Zunge, nur dunkelrotes
     Zahnfleisch. Das einzige Geräusch, das er von sich geben konnte, war
     ein gutturaler, erstickter Laut. Aber er beantwortet Athelstans Frage mit
     heftigem Kopfnicken.
    »Gut«, sagte
     Athelstan. »Jetzt laßt uns zu diesem gottverlassenen Schiff
     zurückkehren.« Lächelnd sah er Cranston an. »Und
     keine Fragen, bitte.«

 
    Dreizehn
    Die God’s Bright Light
     machte sich zum Auslaufen bereit, als Cranston, Athelstan und ihre beiden
     wunderlichen Begleiter an Bord kamen. Nach einer leutseligen Begrüßung
     durch den jungen Kapitän hörte dieser dem Ordensbruder
     aufmerksam zu und betrachtete dabei den Menschenfischer und Icthus. Dann
     nickte er.
    »Wie Ihr wollt, Bruder.
     Aber die Themse ist ein breiter Fluß.«
    Athelstan sah sich um. Die
     Spuren der nächtlichen Schlacht waren restlos beseitigt. Gottlob
     waren auch die toten Franzosen herabgenommen woren. Er trat an die Reling,
     spähte hinüber nach

Weitere Kostenlose Bücher