Tod auf der Themse
dort hätten die
Decksaufbauten und der dichte Nebel den Mörder am besten geschützt.«
»Und wieso ist
Brackleburys Leiche wieder aufgetaucht?«
Athelstan lächelte.
»Das haben wir Eustace, dem Mönch, zu verdanken.« Er nahm
den Arm des dicken Coroners. »Denkt doch nur an die wirbelnden Ruder
der Galeeren, Sir John, und wie sie in unser Schiff gekracht sind - und
dann die Leichen, die ins Wasser fielen und es aufwühlten und schäumen
ließen.« Athelstan kratzte sich am Kopf. »Der Mörder
muß hastig gearbeitet haben. Vielleicht war das Seil um Brackleburys
Hals nicht fest genug und hat sich gelockert, was durch die Schlacht noch
gefördert wurde. Das Eisengewicht rutscht ab, der Tote kommt an die
Oberfläche.« Athelstan zuckte die Achseln. »Und die Tiefe
gab den Toten frei. Daß wir Alains Leiche entdeckt haben, beweist
lediglich meine …« Er lächelte.
»…unsere
Theorie.« Er klopfte Cranston auf die Schulter. »Also schlagt
Euch Clement aus dem Kopf. Gott allein weiß, wo seine Leiche jetzt
ist.«
»Und der Mörder?«
fragte Cranston.
Athelstan packte Philomels Zügel,
schwang sich in den Sattel und schaute auf Cranston hinunter.
»Sir John, geht nach
Hause, gebt der Lady Maude einen Kuß und spielt mit den Kerlchen.
Ruht Euch aus und denkt nach.« Er trieb Philomel voran, während
ihm Cranston, wütender als zuvor, sprachlos nachstarrte.
In St. Erconwald war alles
ruhig. Marston hatte sich längst aus dem Staub gemacht, und auch die
Gemeindemitglieder, die an der Bühne gearbeitet hatten, waren
verschwunden. Huddles Kulissengemälde war fast fertig, und der
Ordensbruder betrachtete eine Zeitlang in stummer Bewunderung den
gewaltigen Höllenschlund, dem schwarze Dämonen mit roten
Affengesichtern entsprangen. Hinter der Leinwand entdeckte er eiserne
Pfannen und Holzfässer, mit denen Crim und die anderen Jungen
allerlei Lärm machen würden. Er nahm die silberne Trompete zur
Hand, die ertönen würde, bevor Gott sprach, drückte sie an
die Lippen und blies eine kurze Fanfare; dann errötete er verlegen,
denn Ashby erschien hinter dem Lettner.
»Pater, was ist los?«
»Ach, Nicholas …
ich hatte vergessen, daß Ihr noch hier seid. Geht es Euch gut?«
»Ja. Aveline ist eben
gegangen. Sie sagt, Marston habe Reißaus genommen.«
»Braucht Ihr noch
irgend etwas?« Athelstan hoffte, der junge Mann werde ihn jetzt
nicht in ein Gespräch verwickeln.
»Nein, Pater.«
Ashby lehnte sich an den Lettner. »Ich habe im ganzen Leben noch nie
so gut geruht, gegessen und getrunken.« Er deutete auf die Bühne
und die Segeltuchkulisse. »Es wird eine großartige Aufführung
werden, Pater.«
Athelstan lächelte.
»Ja, das stimmt, Nicholas - falls meine Pfarrkinder sich nicht
vorher gegenseitig umbringen.«
Ashby lachte. »Benedicta
hat sie alle hinausgescheucht, als Watkin einen Streit vom Zaun brach. Er
behauptete, Gott Vater müsse höher sitzen als der Heilige Geist. Ihr könnt Euch
denken, was Pike dazu gesagt hat.«
Athelstan nickte. »Und
Bonaventura?«
»Oh, der ist im
Altarraum.«
»Das hätte ich mir
denken können«, brummte Athelstan bei sich. »Der kleine Söldner.«
Er verabschiedete sich von
Ashby, verließ die Kirche und ging hinüber zum Stall, wo
Philomel aus einer kleinen Raufe büschelweise Heu mampfte. Athelstan
räumte den verschlissenen Sattel weg, gab dem Pferd frisches Wasser
und ging zum Haus. Benedicta hatte das Feuer angefacht und eine Pastete am
Herd warmgestellt.
»Ich werde mich jetzt
selbst belohnen«, murmelte Athelstan. Er ging in die Speisekammer
und holte den kleinen Krug Wein, den Cranston ihm zu Ostern geschenkt
hatte. »Der Beste aus Bordeaux«, hatte der Coroner gesagt.
Athelstan brach das Siegel am Korken, schenkte sich den Becher großzügig
voll und trank einen kleinen Schluck. Dann wusch er sich Hände und
Gesicht in einer Schüssel Rosenwasser, nahm seinen Hornlöffel
und setzte sich zu Tisch, um Benedictas Pastete zu genießen.
»Dem Himmel sei Dank für
gutes Essen«, dachte er. »Und dem Himmel sei Dank, daß
ich es nicht kochen muß.«
Athelstan aß zu Ende, säuberte
Mund und Finger und ging nach oben. Er schlief eine Stunde auf seiner
schmalen Pritsche. Erfrischt wachte er auf, stieg die Treppe hinab und räumte
den Tisch bis auf den Weinbecher ab. Dann nahm er sich ein großes Stück
Pergament vor und
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