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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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dort hätten die
     Decksaufbauten und der dichte Nebel den Mörder am besten geschützt.«
    »Und wieso ist
     Brackleburys Leiche wieder aufgetaucht?«
    Athelstan lächelte.
     »Das haben wir Eustace, dem Mönch, zu verdanken.« Er nahm
     den Arm des dicken Coroners. »Denkt doch nur an die wirbelnden Ruder
     der Galeeren, Sir John, und wie sie in unser Schiff gekracht sind - und
     dann die Leichen, die ins Wasser fielen und es aufwühlten und schäumen
     ließen.« Athelstan kratzte sich am Kopf. »Der Mörder
     muß hastig gearbeitet haben. Vielleicht war das Seil um Brackleburys
     Hals nicht fest genug und hat sich gelockert, was durch die Schlacht noch
     gefördert wurde. Das Eisengewicht rutscht ab, der Tote kommt an die
     Oberfläche.« Athelstan zuckte die Achseln. »Und die Tiefe
     gab den Toten frei. Daß wir Alains Leiche entdeckt haben, beweist
     lediglich meine …« Er lächelte.
    »…unsere
     Theorie.« Er klopfte Cranston auf die Schulter. »Also schlagt
     Euch Clement aus dem Kopf. Gott allein weiß, wo seine Leiche jetzt
     ist.«
    »Und der Mörder?«
     fragte Cranston.
    Athelstan packte Philomels Zügel,
     schwang sich in den Sattel und schaute auf Cranston hinunter.
    »Sir John, geht nach
     Hause, gebt der Lady Maude einen Kuß und spielt mit den Kerlchen.
     Ruht Euch aus und denkt nach.« Er trieb Philomel voran, während
     ihm Cranston, wütender als zuvor, sprachlos nachstarrte.
    In St. Erconwald war alles
     ruhig. Marston hatte sich längst aus dem Staub gemacht, und auch die
     Gemeindemitglieder, die an der Bühne gearbeitet hatten, waren
     verschwunden. Huddles Kulissengemälde war fast fertig, und der
     Ordensbruder betrachtete eine Zeitlang in stummer Bewunderung den
     gewaltigen Höllenschlund, dem schwarze Dämonen mit roten
     Affengesichtern entsprangen. Hinter der Leinwand entdeckte er eiserne
     Pfannen und Holzfässer, mit denen Crim und die anderen Jungen
     allerlei Lärm machen würden. Er nahm die silberne Trompete zur
     Hand, die ertönen würde, bevor Gott sprach, drückte sie an
     die Lippen und blies eine kurze Fanfare; dann errötete er verlegen,
     denn Ashby erschien hinter dem Lettner.
    »Pater, was ist los?«
    »Ach, Nicholas …
     ich hatte vergessen, daß Ihr noch hier seid. Geht es Euch gut?«
    »Ja. Aveline ist eben
     gegangen. Sie sagt, Marston habe Reißaus genommen.«      
    »Braucht Ihr noch
     irgend etwas?« Athelstan hoffte, der junge Mann werde ihn jetzt
     nicht in ein Gespräch verwickeln.
    »Nein, Pater.«
     Ashby lehnte sich an den Lettner. »Ich habe im ganzen Leben noch nie
     so gut geruht, gegessen und getrunken.« Er deutete auf die Bühne
     und die Segeltuchkulisse. »Es wird eine großartige Aufführung
     werden, Pater.«
    Athelstan lächelte.
     »Ja, das stimmt, Nicholas - falls meine Pfarrkinder sich nicht
     vorher gegenseitig umbringen.«
    Ashby lachte. »Benedicta
     hat sie alle hinausgescheucht, als Watkin einen Streit vom Zaun brach. Er
     behauptete, Gott Vater müsse höher sitzen als der Heilige Geist. Ihr könnt Euch
     denken, was Pike dazu gesagt hat.«
    Athelstan nickte. »Und
     Bonaventura?«
    »Oh, der ist im
     Altarraum.«
    »Das hätte ich mir
     denken können«, brummte Athelstan bei sich. »Der kleine Söldner.«
    Er verabschiedete sich von
     Ashby, verließ die Kirche und ging hinüber zum Stall, wo
     Philomel aus einer kleinen Raufe büschelweise Heu mampfte. Athelstan
     räumte den verschlissenen Sattel weg, gab dem Pferd frisches Wasser
     und ging zum Haus. Benedicta hatte das Feuer angefacht und eine Pastete am
     Herd warmgestellt.
    »Ich werde mich jetzt
     selbst belohnen«, murmelte Athelstan. Er ging in die Speisekammer
     und holte den kleinen Krug Wein, den Cranston ihm zu Ostern geschenkt
     hatte. »Der Beste aus Bordeaux«, hatte der Coroner gesagt.
     Athelstan brach das Siegel am Korken, schenkte sich den Becher großzügig
     voll und trank einen kleinen Schluck. Dann wusch er sich Hände und
     Gesicht in einer Schüssel Rosenwasser, nahm seinen Hornlöffel
     und setzte sich zu Tisch, um Benedictas Pastete zu genießen.
    »Dem Himmel sei Dank für
     gutes Essen«, dachte er. »Und dem Himmel sei Dank, daß
     ich es nicht kochen muß.«
    Athelstan aß zu Ende, säuberte
     Mund und Finger und ging nach oben. Er schlief eine Stunde auf seiner
     schmalen Pritsche. Erfrischt wachte er auf, stieg die Treppe hinab und räumte
     den Tisch bis auf den Weinbecher ab. Dann nahm er sich ein großes Stück
     Pergament vor und

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