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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Queen’s Hithe und versuchte, sich die
     dunkle Nacht vorzustellen und die Laternen, die hin und her blinkten. Wer
     mochte der heimliche Beobachter am Ufer gewesen sen? Und wer hatte
     Bracklebury umgebracht? Athelstan trat zurück. Jemand, der scharfe
     Augen hatte, konnte ihn vom Ufer aus sehen. Aber in der Nacht, als
     Bracklebury verschwunden war, hatte vom Meer her ein dichter Nebel über
     dem Fluß gewabert. Athelstan winkte Cranston zu sich herüber,
     und unter den neugierigen Augen der Mannschaft führte der
     Menschenfischer seinen Icthus an einem dürren Arm herbei. Athelstan
     deutete dicht vor dem Heck über die Reling.      
    »Spring hier hinein«,
     sagte er.
    »Um Gottes willen,
     Bruder!« flüsterte der Kapitän.
    »Seid Ihr da sicher?
     Eine Leiche würde doch von der Strömung fortgerissen.«
    Sogar Cranston machte ein
     zweifelndes Gesicht.
    »Willst du es tun,
     Icthus?« fragte Athelstan sanft. Er streichelte dem Jungen die
     Wange. »Du brauchst es nicht, wenn du nicht willst, aber du könntest
     uns helfen, die Wahrheit herauszufinden.« 
    Der merkwürdige Mund des
     Jungen öffnete sich zu einem Grinsen. Er warf sein Gewand ab und ließ
     es zerknüllt auf das Deck fallen; sein dürrer Körper war
     nur noch mit einem wollenen Lendentuch bekleidet. Ohne auf das Gelächter
     der Matrosen über seine magere Gestalt zu achten, kletterte er auf
     die Reling, entblößte noch einmal sein Zahnfleisch zu einem
     kurzen Lächeln in Athelstans Richtung und sprang dann in den Fluß.
     Ein paar Luftblasen kamen an die Oberfläche, und er war verschwunden.
     Athelstan spähte in das dunkle Wasser und wartete darauf, daß
     der Junge wieder auftauchte, aber die Zeit verging, und sein Magen
     krampfte sich angstvoll zusammen. Er schaute zu dem Menschenfischer hinüber.
    »Ist es wirklich sicher
     für ihn?«
    »So sicher, als stände
     er hier«, erwiderte der Menschenfischer sarkastisch und funkelte die
     kichernden Matrosen an, die hinter ihm standen.
    Cranston holte seinen
     Weinschlauch hervor und bot ihn dem Kapitän an. Der schüttelte
     den Kopf, und der Coroner nahm einen großzügigen Schluck. Dann
     rülpste er und kam schwerfällig an die Reling.
    »Na, komm schon!«
     brüllte er zum Wasser hinunter. »Wo zum Teufel steckst du?«
    Das Wasser kräuselte
     sich, und wie zur Antwort auf Cranstons Gebrüll tauchte Icthus auf.
     Er prustete, grinste merkwürdig, klappte den Mund zu, atmete durch die Nase ein und tauchte
     wieder unter. Beim nächsten Mal tauchte er schneller wieder auf;
     wassertretend klatschte er in die Hände, machte dann ein zustoßende
     Bewegung und hielt schließlich einen Finger hoch.
    »Er will einen Dolch!«
     rief der Menschenfischer. »Sir John!«
    Cranston zog eine langen
     Dolch hervor und warf ihn zu Icthus hinunter; der fing ihn geschickt auf
     und tauchte unter. Als er wieder heraufkam, hatte er eine grausige Last
     auf den Armen.
    »Gott sei mir gnädig!«
     hauchte Cranston. »Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde,
     ich hätte es nicht geglaubt.«
    Taue und Netze wurden
     hinuntergelassen, und Matrosen liefen herbei, um zu helfen. Sie faßten
     die Leiche, die Icthus ans Licht gefördert hatte, und zogen den
     Schwimmer und seine aufgequollene Last an Bord.
    »Das ist Alain!«
     erklärte Peverill und drängte sich nach vorn. »Bei den Zähnen
     der Hölle! Was hat das zu bedeuten?«
    Icthus hatte sein Gewand
     wieder angelegt und kauerte jetzt neben dem Töten. In der Hand hielt
     er ein Tau mit einer Eisenkugel. Mit Handzeichen gab er zu verstehen, daß
     es um den Hals des Töten geschlungen gewesen war. Athelstan starrte
     das schmale Gesicht der Leiche an; es war hellgrün verfärbt und
     wies am Hals die gleichen Male auf wie Bracklebury. Der Leichnam war im
     Wasser aufgequollen, so daß Gesicht und Körper entstellt
     aussahen. Athelstan sah die Schürfmale zu beiden Seiten der Kehle und
     den Bluterguß, wo die Eisenkugel die Brust des Toten getroffen
     hatte.
    »Nun, Bruder?«
     Cranston schwankte ziemlich bedenklich.
    Athelstan nahm die schwere
     Eisenkugel in beide Hände; er sah, daß das Tau durch eine
     kleine Ose geschlungen war.
    »Kapitän, gehören
     die zur Bewaffnung des Schiffes?«
    Der Seemann nickte und
     deutete über das Deck, wo weiter hinten Kisten mit ganz ähnlichen
     Kugeln gestapelt standen.
    »Wir legen sie auf die
     Katapulte«, erklärte er. »Manchmal wird das Tau mit Pech
     getränkt und angezündet, so

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