Tod auf der Themse
daß die Kugel nicht nur alles
zertrümmert, sondern es auch noch in Brand setzt.«
Der Kapitän betrachtete
den Leichnam voller Ekel. Als er sah, daß ein Auge weggefressen war,
wandte er sich ab und ging davon.
Minter, der Schiffsarzt,
kauerte sich neben die Leiche und begann mit einer gründlichen
Untersuchung.
»Wer immer Bracklebury
und Alain ermordet hat«, sagte Athelstan, »hat sie auf
irgendeine Weise bewußtlos gemacht und ihnen dann diese Kugeln um
den Hals gehängt, damit sie auf den Grund sanken.«
»Aber soweit ich
feststellen kann, weisen sie neben den Abschürfungen am Hals und dem
Bluterguß auf der Brust keine weiteren Verletzungen auf«,
meinte der Schiffsarzt.
Cranston schnippte mit den
Fingern und winkte den Menschenfischer und seinen seltsamen Gefährten
heran. Er drückte Icthus eine Silbermünze in die Hand.
»War da unten noch eine
Leiche?«
Icthus schüttelte den
Kopf.
»Bist du sicher?«
drängte Cranston.
Icthus nickte.
Cranston scharrte erbost mit
den Füßen und starrte in den dunkler werdenden Himmel hinauf.
»Bei den Zähnen
der Hölle, Bruder, was machen wir jetzt?«
Auch der Ordensbruder schaute
zum Himmel hinauf. In seinem Kopf wirbelten Ideen, Empfindungen und Eindrücke
wild durcheinander. Gern wäre er nach St. Erconwald zurückgekehrt,
hätte sich an seinen Herd gesetzt und Ordnung in dieses Chaos
gebracht.
»Bruder?« fragte
Cranston mißtrauisch. »Fehlt dir auch nichts?«
Athelstan lächelte und
wandte sich an den Kapitän. »Sagt mir, Sir, bewegen sich die
Sterne am Himmel?«
Southchurch zuckte die
Achseln. »Die meisten Leute sagen, daß sie es tun, Pater.«
»Und was meint Ihr?«
»Ich bin einmal im
Mittelmeer gefahren. Da habe ich einen ägyptischen Kapitän
kennengelernt, der behauptete, nicht die Sterne bewegen sich, sondern die
Erde sei eine Kugel, die durch den Himmel kreise.«
Athelstan schaute zu den
dunklen Wolken hinauf. Solche Theorien hatte er schon einmal gehört.
»Athelstan!«
bellte Cranston.
Der Ordensbruder zwinkerte
dem Coroner zu. Er schaute hinüber zu den Offizieren und musterte
Cabe aufmerksam. Der Mann war anscheinend immer noch zutiefst erschrocken
über das, was er an diesem Nachmittag gesehen hatte.
»Wir haben Bracklebury
gefunden«, sagte Athelstan, »und wir haben Alain gefunden.
Aber wo ist der Leichnam des armen Clement?«
Athelstan wühlte in
seinem Geldbeutel und gab Icthus und dem Menschenfischer ein paar Münzen.
Dann dankte er dem Kapitän und nahm Cranston beim Ellbogen.
»Kommt, Sir John, es
reicht. Gott weiß, ich habe für heute mehr als genug an
menschlicher Bösartigkeit genossen.«
Ein Ruderboot brachte sie an
Land. Schweigend wanderten sie durch das Gewirr der Straßen zurück
zum »Heiligen Lamm Gottes«, wo Athelstan sein Pferd abholte.
Das anhaltende Schweigen des
Ordensbruders machte Cranston immer wütender. Athelstan lehnte sogar
eine Erfrischung ab und murmelte, er müsse zurück nach St.
Erconwald.
»Bruder!«
donnerte Cranston verdrossen, als Athelstan sich zum Gehen wandte. »Worüber
denkst du denn nach?«
Athelstan schüttelte den
Kopf. »Das weiß ich selbst noch nicht, Sir John.«
»Soll ich einen
Steckbrief von diesem Clement verbreiten lassen?« fragte Cranston;
dann räusperte er sich lautstark und spuckte aus. »Wenn das so
weitergeht, werde ich mich noch völlig lächerlich machen,
verdammt. Jedesmal, wenn ich jemanden suche, stellt sich heraus, daß
er ersoffen ist!« Er sah seinen Sekretär an. »Du hast mir
immer noch nicht gesagt, wie Bracklebury und Alain getötet wurden.«
Athelstan stand im Hof vor
dem Stall und wartete darauf, daß Philomel gesattelt wurde. »Bracklebury,
Alain und Clement wurden mit Drogen betäubt.« Er schüttelte
den Kopf. »Ich weiß noch nicht, wie oder von wem, aber als ich
Brackleburys Leichnam untersuchte, nahm ich gleich an, daß jemand
ihm ein Gewicht um den Hals gehängt und ihn über Bord geworfen
hatte. Kräftig, wie er war, muß Bracklebury bewußtlos
gewesen sein, wenn er sich nicht gewehrt hat. Aber er hatte keine Beule am
Kopf und keine Verletzung am Körper. Daher meine Schlußfolgerung,
daß man ihn betäubt haben muß.« Athelstan
unterbrach sich, um Philomel zu begrüßen. »Das gleiche
Schicksal traf Alain und Clement. Sie wurden wahrscheinlich alle in der Nähe
des Achterkastells über Bord geworfen, denn
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