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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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daß die Kugel nicht nur alles
     zertrümmert, sondern es auch noch in Brand setzt.«
    Der Kapitän betrachtete
     den Leichnam voller Ekel. Als er sah, daß ein Auge weggefressen war,
     wandte er sich ab und ging davon.
    Minter, der Schiffsarzt,
     kauerte sich neben die Leiche und begann mit einer gründlichen
     Untersuchung.
    »Wer immer Bracklebury
     und Alain ermordet hat«, sagte Athelstan, »hat sie auf
     irgendeine Weise bewußtlos gemacht und ihnen dann diese Kugeln um
     den Hals gehängt, damit sie auf den Grund sanken.«
    »Aber soweit ich
     feststellen kann, weisen sie neben den Abschürfungen am Hals und dem
     Bluterguß auf der Brust keine weiteren Verletzungen auf«,
     meinte der Schiffsarzt.
    Cranston schnippte mit den
     Fingern und winkte den Menschenfischer und seinen seltsamen Gefährten
     heran. Er drückte Icthus eine Silbermünze in die Hand.
    »War da unten noch eine
     Leiche?«
    Icthus schüttelte den
     Kopf.
    »Bist du sicher?«
     drängte Cranston.
    Icthus nickte.
    Cranston scharrte erbost mit
     den Füßen und starrte in den dunkler werdenden Himmel hinauf.
    »Bei den Zähnen
     der Hölle, Bruder, was machen wir jetzt?«
    Auch der Ordensbruder schaute
     zum Himmel hinauf. In seinem Kopf wirbelten Ideen, Empfindungen und Eindrücke
     wild durcheinander. Gern wäre er nach St. Erconwald zurückgekehrt,
     hätte sich an seinen Herd gesetzt und Ordnung in dieses Chaos
     gebracht.
    »Bruder?« fragte
     Cranston mißtrauisch. »Fehlt dir auch nichts?«
    Athelstan lächelte und
     wandte sich an den Kapitän. »Sagt mir, Sir, bewegen sich die
     Sterne am Himmel?«
    Southchurch zuckte die
     Achseln. »Die meisten Leute sagen, daß sie es tun, Pater.«
    »Und was meint Ihr?«
    »Ich bin einmal im
     Mittelmeer gefahren. Da habe ich einen ägyptischen Kapitän
     kennengelernt, der behauptete, nicht die Sterne bewegen sich, sondern die
     Erde sei eine Kugel, die durch den Himmel kreise.«
    Athelstan schaute zu den
     dunklen Wolken hinauf. Solche Theorien hatte er schon einmal gehört.
    »Athelstan!«
     bellte Cranston.
    Der Ordensbruder zwinkerte
     dem Coroner zu. Er schaute hinüber zu den Offizieren und musterte
     Cabe aufmerksam. Der Mann war anscheinend immer noch zutiefst erschrocken
     über das, was er an diesem Nachmittag gesehen hatte.
    »Wir haben Bracklebury
     gefunden«, sagte Athelstan, »und wir haben Alain gefunden.
     Aber wo ist der Leichnam des armen Clement?«
    Athelstan wühlte in
     seinem Geldbeutel und gab Icthus und dem Menschenfischer ein paar Münzen.
     Dann dankte er dem Kapitän und nahm Cranston beim Ellbogen.
    »Kommt, Sir John, es
     reicht. Gott weiß, ich habe für heute mehr als genug an
     menschlicher Bösartigkeit genossen.«
    Ein Ruderboot brachte sie an
     Land. Schweigend wanderten sie durch das Gewirr der Straßen zurück
     zum »Heiligen Lamm Gottes«, wo Athelstan sein Pferd abholte.
    Das anhaltende Schweigen des
     Ordensbruders machte Cranston immer wütender. Athelstan lehnte sogar
     eine Erfrischung ab und murmelte, er müsse zurück nach St.
     Erconwald.
    »Bruder!«
     donnerte Cranston verdrossen, als Athelstan sich zum Gehen wandte. »Worüber
     denkst du denn nach?«
    Athelstan schüttelte den
     Kopf. »Das weiß ich selbst noch nicht, Sir John.«
    »Soll ich einen
     Steckbrief von diesem Clement verbreiten lassen?« fragte Cranston;
     dann räusperte er sich lautstark und spuckte aus. »Wenn das so
     weitergeht, werde ich mich noch völlig lächerlich machen,
     verdammt. Jedesmal, wenn ich jemanden suche, stellt sich heraus, daß
     er ersoffen ist!« Er sah seinen Sekretär an. »Du hast mir
     immer noch nicht gesagt, wie Bracklebury und Alain getötet wurden.«
    Athelstan stand im Hof vor
     dem Stall und wartete darauf, daß Philomel gesattelt wurde. »Bracklebury,
     Alain und Clement wurden mit Drogen betäubt.« Er schüttelte
     den Kopf. »Ich weiß noch nicht, wie oder von wem, aber als ich
     Brackleburys Leichnam untersuchte, nahm ich gleich an, daß jemand
     ihm ein Gewicht um den Hals gehängt und ihn über Bord geworfen
     hatte. Kräftig, wie er war, muß Bracklebury bewußtlos
     gewesen sein, wenn er sich nicht gewehrt hat. Aber er hatte keine Beule am
     Kopf und keine Verletzung am Körper. Daher meine Schlußfolgerung,
     daß man ihn betäubt haben muß.« Athelstan
     unterbrach sich, um Philomel zu begrüßen. »Das gleiche
     Schicksal traf Alain und Clement. Sie wurden wahrscheinlich alle in der Nähe
     des Achterkastells über Bord geworfen, denn

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