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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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rasierte sich. Hastig aß er ein bißchen Brot und Käse;
     dann gab er Mugwort die Aufsicht über die Kirche, bis Benedicta oder
     Watkin erschienen, sattelte Philomel und ritt zur London Bridge hinunter.
    Athelstan kam nur langsam
     voran. Philomel war träge, und auf der London Bridge drängten
     sich Schubkarren, Fuhrwerke und Packpferde; alle wollten rasch hinüber,
     bevor die Märkte öffneten. An der Kirche von St. Thomas Becket
     auf halbem Wege machte Athelstan halt. Er sprach ein Gebet und zündete
     vor der Statue der Jungfrau eine Kerze an, damit sie ihm bei der Suche
     nach der Wahrheit Anleitung und Weisheit zuteil werden ließe.
    In der Stadt angekommen, sah
     er sich weiteren Verzögerungen gegenüber. In der Bridge Street
     stand ein Haus in Flammen, und weiter unten vollführte eine Schar
     Abrahamsmänner ihre wahnwitzigen Tänze zur Belustigung der einen
     und zum Verdruß der anderen. Als er in der Cheapside angekommen war,
     hatte er sich den Hintern wundgescheuert und verfluchte erbittert den
     Ritt, der ihn mehr als eine Stunde gekostet hatte.
    Cranston fand er wohlbehalten
     im »Heiligen Lamm Gottes« vor. Der Coroner saß an seinem
     Lieblingsplatz und sah zu, wie der Wirt und seine Frau, unterstützt
     von einem Heer von Knechten, Feuer anzündeten und die Kochherde
     anheizten. Zu so früher Stunde gab sich der dicke Coroner
     ausnahmsweise damit zufrieden, sich zurückzulehnen und die würzigen
     Düfte zu genießen, die nach und nach aus der Küche
     drangen.   
    Er grinste Athelstan
     entgegen. »Mönch, du siehst wütend aus.«
    »Ordensbruder, Sir John
     - und ich bin nur verdrossen.« Behutsam setzte Athelstan sich hin
     und spähte dann in Cranstons Humpen.
    »Ale mit Wasser«,
     sagte Cranston. »Aber ich habe eine Hackfleischpastete bestellt, mit
     Zwiebeln, Lauch und einem Hauch Rosmarin und Knoblauch.« Er schloß
     die Augen. »Stell’s dir nur vor, Bruder: fettes, würziges
     Fleisch, brutzelnd unter einer dicken, goldenen Kruste. Übrigens -
     ich habe ihn schon rufen lassen.« Er klappte ein Auge auf und spähte
     zu der Stundenkerze hinüber, die neben der Tür in ihrem eisernen
     Halter steckte. »Sag mir also lieber, was du vor hast.«
    Athelstan erklärte es
     ihm, stockend zunächst, aber dann immer beredter, je größer
     sein Zutrauen in die eigenen Schlußfolgerungen wurde. Anfangs brüllte
     Cranston vor Lachen.
    »Am Arsch!« höhnte
     er. »Quatsch mit dicker Sauce!«
    »Danke gleichfalls,
     mein Sohn«, erwiderte Athelstan.
    Sir John beruhigte sich allmählich.
     Noch einmal trug Athelstan seine Schlußfolgerungen vor und
     untermauerte jede seiner Thesen mit Argumenten und Beweisen, bis Cranstons
     Heiterkeit vergangen war. Athelstan machte eine Pause, als die Wirtin, die
     den Coroner stets verwöhnte, noch einen Humpen Ale brachte und auf
     einem großen Brett eine dampfende Pastete auftrug. Der Anblick
     dieser Pastete machte Athelstan hungrig, und so schnitt sie auch für
     ihn ein Stück ab. Die beiden aßen und tranken schweigend. Erst
     als Cranston fertig war, umriß Athelstan seine Strategie. Der
     Coroner hatte ein ganzes Bündel von Fragen. Athelstan beantwortete
     sie, und schließlich nickte Sir John.
    »Mir leuchtet ein, was
     du sagst, Bruder. Und da kommt er, vielleicht gerade im rechten
     Augenblick.«
    Philip Cabe hatte die Schenke
     betreten. Er sah Cranston und Athelstan, kam breitbeinig heran und ließ
     sich auf den Schemel fallen, den Athelstan heranrückte.
    »Sir John, es ist sehr
     früh.«
    »Master Cabe, es ist
     auch sehr dringend.«
    Athelstan musterte den
     Seemann aufmerksam. Cabe sah abgespannt aus - er war unrasiert, und seine
     grauen Augen waren von nächtlicher Trinkerei noch glasig.
    »Was macht Euch denn
     Sorgen, Master Cabe?« fragte Athelstan sanft.
    »Nichts, Pater.«
    »Möchtet Ihr etwas
     trinken?«
    Der Seemann zuckte die
     Achseln. »Verdünntes Bier vielleicht.«
    Cranston gab die Bestellung
     auf, und sie warteten, bis serviert worden war. Cabe nippte behutsam an
     seinem Humpen.      
    »Was wollt Ihr von mir?«
     fragte er dann.
    »Die Wahrheit«,
     sagte Athelstan.
    »Die habe ich Euch
     schon gesagt.«
    Cranston beugte sich vor und
     quetschte das Handgelenk des Mannes.
    »Nein, das habt Ihr
     nicht. Ihr seid ein Lügner, ein Dieb und ein Mörder. Und wenn
     Ihr mir nicht die Wahrheit sagt, werde ich Euch baumeln sehen!«
     Cranston lächelte finster. »Jetzt seid ein braver Junge und
     legt beide

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