Tod auf der Themse
Hände auf den Tisch, weit weg von dem Messer, das da in
Eurem Gürtel steckt. Los!«
Cabe gehorchte.
Cranston grinste. »Euren
Humpen dürft Ihr berühren, aber sonst nichts. Und jetzt wird
mein Secretarius die wirkliche Lage der Dinge beschreiben.«
Athelstan rückte ein Stück
näher. »Ihr wart Zweiter Maat auf der God’s Bright Light«,
begann er, »als sie vor der französischen Küste ein
Fischerboot aufbrachte, versenkte und die ganze Besatzung ermordete. Aber
dieser Angriff ergab sich nicht zufällig. Roffel wußte, daß
es dort Silber zu holen gab. Er fand das Silber und schaffte es an Bord
der God’s Bright Light. Roffel war jedoch ein gemeiner Hund, wie Sir
John es ausdrücken würde. Er hätte das Silber mit seiner
Besatzung, vor allem mit den Offizieren, teilen müssen, und mit der
Krone außerdem. Statt dessen versteckte er es an einem geheimen Ort.
Durch irgendeinen Zufall habt Ihr und Bracklebury davon erfahren.«
Cabe starrte dumpf in seinen
Humpen.
»Nun wurde Roffel krank
und starb. Genau gesagt, er wurde vergiftet.«
»Das war ich nicht«,
murmelte Cabe.
»Ich habe nicht gesagt,
daß Ihr es wart, aber Roffels Hinscheiden bot Euch und Bracklebury
eine vorzügliche Gelegenheit, das Schiff zu durchsuchen. Ihr fandet
nichts. Doch als die God’s Bright Light in der Themse vor Anker
gegangen war, konntet Ihr und Bracklebury gründlicher suchen. Ihr
entwarft Eure Pläne. Die Besatzung, von einer kleinen Wache
abgesehen, würde an Land geschickt werden, und dann würde
Bracklebury die Gelegenheit nutzen, das Schiff von den Toppen bis zur
Bilge zu durchsuchen.«
Athelstan nahm einen Schluck
aus seinem Humpen.
»Wärt Ihr nun
beide an Bord geblieben«, fuhr er fort, »hätte das
vielleicht Verdacht erregt - schließlich ist kein Seemann erpicht
darauf, an Bord zu bleiben, wenn das Schiff nach einiger Zeit auf See
endlich im Hafen liegt.« Athelstan stellte seinen Humpen wieder hin.
»Bracklebury ließ Roffels Leichnam an Land bringen. Die Dirnen
kamen an Bord, und dann verließt Ihr mit dem größten Teil
der Mannschaft das Schiff. Aber ganz vertrautet Ihr Bracklebury nicht; und
so beharrtet Ihr darauf, daß er mit Euch in Verbindung zu bleiben
habe. Ihr vereinbartet ein System von Lichtsignalen zwischen Bracklebury
an Bord des Schiffes und Euch, in einem dunklen Winkel auf dem Kai
versteckt.
Alles verlief nach Plan, bis
kurz vor Morgengrauen dieser Matrose mit seiner Hure zurückkehrte und
das Schiff verlassen vorfand. Master Cabe, ich kann nur ahnen, welche Wut
und welche Zweifel Euch befielen, als Ihr erfuhrt, was geschehen war.
Sein Verschwinden muß Euch ratlos gemacht haben. Wie war es
bewerkstelligt worden? Wo war Bracklebury - und vor allem: Wo war das
Silber?«
»Ammenmärchen!«
höhnte Cabe.
»Oh nein«,
beharrte Athelstan. »Sir John weiß, daß ich die Wahrheit
sage. Ihr, Master Cabe, gelangtet zu der Überzeugung, man habe Euch
betrogen. Und Ihr fingt an, Euch zu fragen, wer das gewesen war. Aus Eurem
Versteck auf dem dunklen Kai hattet Ihr gesehen, wie die Hure nach Queen’s
Hithe herunterkam. Vielleicht vermutetet Ihr, sie und Bracklebury hätten
den Plan gehabt, das Silber zu stehlen und Euch zum Narren zu halten.«
»Woher sollte
Bracklebury denn Bernicia kennen?« knurrte Cabe.
Athelstan zuckte die Achseln.
»Oh, das weiß man nie, Master Cabe. In dieser lügenhaften
Welt schafft die Habgier seltsame Bundesgenossen. So oder so, Ihr wart
jedenfalls davon überzeugt, daß Bernicia wisse, wo das Silber
war. Also faßtet Ihr den Plan, Euch mit ihr zu treffen und dabei
Brackleburys Namen zu benutzen.«
Cabe trank einen Schluck Bier
und grinste geringschätzig.
»Aber wenn Bracklebury
ihr Verbündeter war, wie konnte ich mich dann für ihn ausgeben?«
»Das weiß ich
nicht«, antwortet Athelstan wahrheitsgemäß. »Irgend
etwas hatte Euch anderen Sinnes werden lassen; Ihr glaubtet nun nicht
mehr, daß Bracklebury Euch betrogen hatte, Bernicia aber sehr wohl.
Wie auch immer«, fuhr Athelstan fort, »Ihr traft Euch mit
Bernicia in einer geheimen Schenke und ließt Euch in Ihr Haus
einladen, wo ihr der Hure die Kehle aufschlitztet und das ganze
Haus auf den Kopf stelltet.«
»Was für Beweise
habt Ihr denn?« fauchte Cabe.
Cranston beugte sich vor und
klopfte auf den Tisch. »Ich will ehrlich sein: Nicht viele, mein Böckchen.
Andererseits,
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