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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Eadulf das veränderte Gebaren ihrer Begleitung verwundert zur Kenntnis nahm.
    »Man hat mir nahegelegt, auf strenge Bewachung meiner Person zu achten, zumindest bis wir den Hintergrund für die Ermordung
     meines Bruders wissen«, erklärte er mit gedämpfter Stimme.
    »Ganz ohne Vermutungen bist du diesbezüglich doch wohl nicht«, griff Eadulf den Gedanken auf.
    |182| Der zukünftige Hochkönig streifte ihn mit einem prüfenden Blick. »Mutmaßungen haben wir sicher alle.«
    »Sechnussach war dein Bruder. Insofern wäre es schon interessant, deine Mutmaßungen zu kennen.«
    »Mein Bruder war der Hochkönig. Auf solch einem Posten wird man nicht nur geliebt. Was der eine als Gerechtigkeit empfindet,
     stellt sich dem anderen als Ungerechtigkeit dar. Dubh Duin war ein Mann mit vorgefassten Meinungen, und dafür war er im Großen
     Rat bekannt. Es waren Auffassungen, die mein Bruder nicht teilte, aber das kann nicht der Beweggrund für seine Ermordung gewesen
     sein. Der eigentliche Ort, um Dinge zu verändern, ist der Rat, die Person des Hochkönigs bewirkt da wenig. Entscheidungen
     über Veränderungen fallen im Rat und nur nach dem Willen der Mehrheit seiner Mitglieder. Es ist so, wie ich es vorhin schon
     beschrieb – die große Versammlung zügelt den Hochkönig.«
    »Meinungsverschiedenheiten als Tatmotiv schließt du demnach aus?«
    »Nicht unbedingt. Vielleicht hat Dubh Duin vom Wahnsinn getrieben gehandelt. Töten ist reiner Wahnsinn, egal ob in der Hitze
     des Gefechts oder kalten Blutes.«
    Sie hatten die Tore hinter sich gelassen und waren an ehrfürchtig grüßenden Bewohnern der um die Festungsmauern ausgebreiteten
     Siedlung vorbeigekommen. Eadulf fielen die Menschenansammlungen auf, die Pferde, Karren, aufgeschlagenen Zelte. Es herrschte
     ein unbeschreibliches Gedränge. Er begriff, dass Tara der Hauptort der fünf Königreiche von Éireann war, das bedeutendste
     Zentrum des Landes, wo es Menschen aller Art hinzog. Er fühlte sich in Cashel zu Hause, wo es weniger turbulent zuging. Dem
     geschäftigen Treiben großer Städte war er entwöhnt.
    Irél bahnte ihnen den Weg durch das Gewirr von Menschen, |183| Zelten und Verkaufsbuden zu einem ausgedehnten abgezäunten Gelände.
    »Hier dürfen die fremdländischen Kaufleute ihren Handel betreiben«, erklärte Cenn Faelad.
    Allenthalben waren Stände errichtet, belagert von einer bunten Menschenmenge. Viele waren recht farbenfroh gekleidet, und
     ihren Trachten nach ordnete sie Eadulf dem südlichen Gallien und Rom zu. Einige Kaufleute kamen eindeutig aus angelsächsischen
     Landen. Auch erkannte er an ihrer rollenden Sprechweise Bretonen, die seit Jahrhunderten Warenaustausch mit ihren Nachbarn
     in Éireann pflegten.
    »Wo ist der neu angereiste Kaufmann, Irél?«, fragte Cenn Faelad.
    »Dort drüben.« Irél wies in eine Ecke, wo ein großes Zelt aufgeschlagen war.
    Im Zelteingang stand ein großer dunkelhäutiger Mann, ohne
    Bart und wohlhabend gekleidet. Neben ihm ein Junge von vielleicht vierzehn Jahren. Auffallend an ihm war ein Halsring aus
     Metall, der mit einem Vorhängeschloss gesichert war.
    Irél sprach den Mann an. »Sag, wer du bist, Kaufmann. Du stehst vor dem künftigen Hochkönig, dem Herrscher aller fünf Königreiche
     dieses Landes.«
    Er antwortete nicht sogleich. Zu Eadulfs Verwunderung begann der Junge in einer Sprache, die er nicht zuordnen konnte, zu
     dem Mann zu sprechen. Offensichtlich dolmetschte er für ihn.
    Der Mann setzte eine halbwegs freundliche Miene auf, führte wie zum Gruß die Hand zur Stirn und machte eine tiefe Verbeugung.
     Dabei murmelte er etwas.
    »Ich bin Verbas von Peqini, Hoheit«, übersetzte der Junge in nicht ganz einwandfreier, aber doch deutlich erkennbarer Sprechweise
     der Bewohner von Éireann.
    |184| Cenn Faelad legte die Stirn in Falten, schaute den Burschen an und fragte ihn: »Und wer bist du?«
    »Ich gehöre Verbas, er ist mein Herr.«
    Eadulf wusste, dass in Éireann Sklaverei nicht üblich war, wohingegen seine Landsleute immer Sklaverei betrieben hatten wie
     die Römer. Cenn Faelad nahm die Auskunft des Jungen mit Missfallen zur Kenntnis.
    »Man teilte mir mit, du wärst ein Kaufmann aus Gallien«, sagte er mit Hilfe des Burschen.
    Verbas von Peqini lächelte. Es war das unaufrichtige Lächeln eines Kaufmanns. »Ich bin mit meinem Schiff vom Hafen An Naoned
     in Armorica hierher gesegelt, tatsächlich aber komme ich aus einem Land weit im Osten und treibe in allen großen Ländern

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