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Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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nicht zugelassen. Seine Bücher hatten Lederrücken. Oder doch wenigstens Leinen.
    Leo Jantosch wies auf die Sessel und holte einen Hocker herbei, der mit dem gleichen Wildleder bezogen war.
    Nick setzte sich auf den Hocker.
    „Ich habe gehört, dass Sie von Jana Tempel kommen“, sagte er, „sie sucht ihre Jugendgefährten.“ Klang ganz neutral wie Leo Jantosch das sagte. Kein Sarkasmus hörbar. Auch keine Bitterkeit wie bei Kaleschke.
    War es das, warum Vera ihm vertraute und zu einer Frage ansetzte, die sie noch keinem gestellt hatte? Oder war sie nur wieder die ewige Vatertochter, die in der Nähe eines alten würdevollen Herren weich wurde.
    „Wer sind diese acht Leute, nach denen Jana Tempel sucht?“
    Leo Jantosch griff nach einer kalten Pfeife.
    „Sind es acht?“, fragte er. Ihn schien das zu überraschen.
    Er hob die Schultern im Bedauern. „Vieles hab ich auch nicht mehr im Gedächtnis“, sagte er. „Ich hätte nur vier Namen nennen können. Ich habe gehört, Maria lebt nicht mehr.“
    „Kennen Sie Maria Loews Sohn?“, fragte Nick.
    Jantosch zog an der Pfeife. „Das Kind, das sie am Ende des Krieges geboren hat. Oder war das später?“
    „November 1945. Kristian Loew.“
    „Ich kenne ihn nicht. Mein eigener Sohn ist jünger.“
    „Diese Leute trafen sich doch sicher nicht zum Tanztee?“, fragte Vera. Jantosch sah sie verblüfft an.
    „Vielleicht war es eine Art Tanztee“, sagte er. „Sagen Sie mir, was Jana Tempel von mir will.“
    Das kleine Kuvert. Hätten Sie es vergessen?
    Jantosch riss es auf und zog das Blatt Papier heraus.
    „Ich denke, ich werde erst einmal mit ihr sprechen müssen, bevor ich Ihre Fragen beantworte“, sagte er freundlich.
    Er stand auf und legte Pfeife und Kuvert ab. Das Papier stopfte er in eine Tasche seines Cardigans.
    Leo Jantosch sah Vera an, die mit ihm auf Augenhöhe war in ihren hochhackigen Schuhen.
    „Woher kennen Sie Jana Tempel?“, fragte er.
    „Eine alte Freundin meines verstorbenen Vaters.“
    „Wer war ihr Vater?“
    Vera nannte Gustavs Namen. Doch Jantosch schüttelte den Kopf. Er war kaum der Mensch, der sich in seinem Leben die leichten Lieder angehört hatte, deren Komponist Gustav war.
    „Und was ist Ihre Aufgabe bei der Suche nach den Acht?“, fragte er, als sie durch die kleine Diele zur Tür gingen. Zum ersten Mal sah er nun Nick an.
    „Kleine Kuverts zu übergeben“, sagte Nick.
    Leo Jantosch nickte. „Passen Sie gut auf die junge Dame hier auf“, sagte er, bevor er die Tür hinter ihnen schloss.
    Hatte Pit Gernhardt etwas anderes erwartet gehabt? Kamm, Rasierzeug und Zahnbürste waren von Fritz Altgraf benutzt worden. Loew hatte sich wohl zuhause gewaschen.
    Pit legte den Laborbericht auf den Schreibtisch. Der Sohn des kleinen Herrn Kolp hatte dem alten obdachlosen Mann einen Unterschlupf gegeben. War der eigens für Altgraf eingerichtet worden? Oder hatte Kristian Loew einfach ein großes Herz für die Mühseligen und Beladenen gehabt, und der Fotograf war nur einer seiner Gäste gewesen?
    Er würde sich das antifaschistische Ladenlokal wohl noch einmal vornehmen müssen. Vielleicht hatte Fritz Altgraf dort noch etwas anderes liegenlassen als seinen Ausweis.
    Glaubte Pit das? Dass Altgrafs Ausweis in Loews Tasche steckte, weil der ihn zufällig im Laden gefunden hatte? Kristian Loew konnte zum Zeitpunkt seines eigenen Todes nichts wissen vom Tod des alten Mannes.
    Es sei denn, er wäre sein Mörder gewesen.
    Was hatten sie noch aus Loews Taschen geholt? Zwei lose Aspirintabletten. Streichhölzer aus dem Vier Jahreszeiten. Der Schlüssel des Kleiderschrankes, in dem Kristian Loew versteckt worden war.
    Loews eigenen Ausweis hatten sie nirgends gefunden.
    Er blieb verschwunden wie die Brieftasche, von der der kleine Herr Kolp sagte, sein Sohn habe sie immer dabei gehabt.
    Fotos von seiner Mutter darin, hatte Kolp gesagt, die hat sie ihm geschickt, als sie jung war. Später nicht mehr. Fotos mit einer Unterschrift. Autogramme an das eigene Kind.
    War Kristian Loew wirklich solch ein sentimentaler Mensch gewesen, wie sein Vater ihn darstellte? Oder war es in Wirklichkeit der kleine Herr Kolp, der noch immer all die Tränen über Maruska weinte.
    Pit stand auf und ging in Kummers Zimmer hinüber. Der liebe Kollege saß vor seinem Computer und legte Patiencen.
    „Gibt es inzwischen irgendwas von diesem Leschinski?“, fragte Pit. Er hatte Ungeduld in der Stimme.
    Jan Kummer drehte sich zu ihm um.
    „Patience“, sagte er,

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