Tod Eines Engländers
erschoss e n . «
» Auch das ist m ir klar; in einer sol c hen Situation wird er einem ande r en kaum den Rücken zu g ekehrt haben, aber die Kleine best e ht darauf, d a ß es z wei m a l geknallt hat, und ich m uß gestehen, ich glau b e, daß sie d ie Wahrheit sagt. Ich kann es nicht außer acht lassen, weil es nicht in ein vorgefertigtes Sche m a paßt . «
» Gewiß, aber da kann ich Ihnen wo h l nicht weiterhelfen. Der Englän d er hat nicht geschossen, es finden si c h keinerlei Spuren. Ich kann Ihnen grob u m reißen, was ich sonst noch gefunden h a be, wenn Sie … «
» Nein, höc h stens, wenn es etwas se h r Wichtiges ist – ich darf diese L eute hier nicht warten lassen und m uß noch m it den übrigen Mietern sprechen. Wenn Sie m ir bis m orgen vor m ittag elf Uhr etw a s vorbeischick e n könnten … «
» Aber gern . «
» Vielen Dank. Tut m ir leid, daß ich S i e stören m ußte . «
» Schon gut. Ich werde wahrscheinlich bis neun h i er sein. Wir sind na t ürlich unterbesetzt, aber … «
» Natürlich. Also dan n , b is m orgen … «
Die Aben dg äste der Ci p rianis im Salon auf der anderen Seite des K o rridors unterhielten sich wispernd u n d flüsternd, während si c h die Sign o ra u m zog. Als der Haup tm ann in das Spielzimmer zurückka m , flehte der Vater, der gerade erst nach Hause gekom m en war und noch den schwere n , regenfleckigen Mantel trug, die kleine Giovanna auf Knien an, Genau e res zu sagen. Aber sie weigerte sich m it blitzenden Augen, sol a nge sie nicht bei Carabiniere Bacci auf den Knien sitzen durfte. Der saß v erlegen und stocksteif da, als m üsse er ein Pa k et D y na m it halten. Die Kleine hatte inzwischen seine Dienst m ütze aufgesetzt und war zwei m al daran gehin d ert worden, ihm die Auto m atic wegzuneh m en. Im Nebenzim m er bega n n wieder das Schubert-G e kli m per .
» Aber Giovanna, m ein kleiner Te m pera m entsbolzen, m ein Schätzchen « , rief Signor Cipriani, » diese Herren hier sind ganz ganz s i cher … «
Doch Schät z chen war unerbittlich. Peng. Und dann noch ein Peng. Zwei m a l Peng .
» Kurz nac h einander ? « fragte der Haupt m ann plötzlich, vielleicht ein Echo, da c hte er … in einem Gebäude von solchen A u s m aßen m it einem so großen Treppen h aus … Giovanna d a chte unter ihrer großen Mütze lange nach u n d sagte dann: » Nein. Weit auseinander . « Sie drehte sich um und fragte Carabiniere Bacci: » Da r f ich m it I h rer Pistole spielen – nur für eine Mi n ut e ? «
» N e i n « , sagte Carabiniere Bacci steif. » Pistolen sind nichts für kleine Mädchen. Möchtest du nic h t wieder runterkletter n ? «
» Nein. Pistolen sind w o hl was für kleine Mäd c hen. Ich habe zwei. Eine ist rosa und schießt m it Wasser, aber ich habe sie verloren, und v on der Befana bekom m e ich Pfeil und Bogen u nd ein … «
» Giovanna! Wenn du di c h nicht anst ä ndig benim m st, wird dir die Be f ana zum Dreikönigsfest ein Kohlestückchen bringen und keinen Pfeil und Bogen, a lso ko m m jetzt … «
» N e in . «
»Was soll das heißen: nein ? «
» O mi hat gesagt, die Befana ist eine gute Zauberin. Vielleicht bringt sie mir ja Pfeil und Bogen u n d ein Stück Kohle, ich meine, eins aus Zucker aus dem Laden ! «
» Giovanna, Giovanna ! Es ist wirklich ernst! Also, hör jetzt zu, was d e r Haupt m ann dich fragt … «
Es klingelte, und das D i enst m ädchen lief vorbei, um die Tür zu öffnen. Sie hörten, wie sie » Wer ist da ? « in die Gegens p rec h anlage rief, bevor sie den Öffner d rüc k te .
Ein lautes Geräusch kam von unten her, als die Haust ü r hinter den B esuchern ins Schloß fiel .
» Da ! « sagte Giovanna, erfreut über diese einfache Art, ihre Aussage zu bekräftigen. »Peng! «
Der Haup tm ann und Carabiniere Bacci sch l ossen die Augen in stiller Verzweif l ung .
» Du hast g ehört, wie die Haustür ins Schl o ß fie l ? « Geduldig fi n g der Haup tm ann wieder an. » Ich ver m ute, es war ein Besucher. Und dann hast du die Tür ge h ört, als der Betreffende wieder ging. Vielleicht w ar es gar nicht so spät, wie du glaubst, und der zweite Knall war bloß je m and, der aus dem Haus ging. «
» Nein. Niemand ist aus dem Haus gegangen. Die Tür hat nur ein m al g eknallt. Der zweite Knall war viel lauter . «
» Und es war nicht die Tür ? «
» Nein . « Nach einer Weile fügte sie, den Blick zur Seite gerichtet, zögernd hinzu: » Ein Pistolenknall . «
» War u m
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