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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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schloss hinter sich die Tür.
    Sie tat, wie ihr geheißen. Jetzt war nicht der Augenblick, Risiken einzugehen. Sie würde nichts erfahren, wenn sie herumschnüffelte, und sie hatte noch kein Interesse an dem Innern eines Bordells und hoffte, auch nie ein solches zu entwickeln. Es war leichter, mit den verletzten Frauen umzugehen, wenn sie nicht viel über deren Leben wusste. Sie kümmerte sich lediglich um medizinische Belange. Wenn man sie erwischt hätte, hätte sie sich Squeaky Robinson gegenüber nicht erklären können, und es war wichtig, dass er ihr glaubte. Sie musste die Wahrheit ohnehin schon beugen und dehnen.
    Etwa eine Viertelstunde musste sie warten, bis die Tür wieder aufging und der Möchtegernbutler sie weiter in das Labyrinth des Gebäudes geleitete. Der Gang war schmal und niedrig. Die Fußböden unter den alten roten Teppichen waren zwar uneben, aber die Dielen knarrten nicht. Sie waren mit großer Sorgfalt festgenagelt worden, damit niemand sich durch einen Schritt verriet. Es war kein Geräusch zu hören, außer einem zufälligen Knacken im Gebäude, das Seufzen eines alten Balkens, der langsam faulte. Die Treppen waren steil und führten von dem einen Korridor nach oben und nach unten, als wären zwei oder drei verschachtelte Häuser miteinander verbunden worden, um ein Dutzend Ein- und Ausgänge zu schaffen.
    Schließlich blieb der Butler stehen, öffnete eine Tür und bedeutete Hester mit einer Geste einzutreten. Das Zimmer überraschte sie, obwohl sich Hester erst beim Eintreten ihrer Erwartung bewusst wurde. Statt Düsterkeit und Gewöhnlichkeit fand sie einen großen Raum mit niedriger Decke, dessen Wände fast vollständig mit Regalen und Schränken voll gestellt waren. Der Holzfußboden war mit Teppichen belegt, und das wichtigste Möbelstück war ein riesiger Tisch mit einer Vielzahl von Schubladen. Auf ihm stand eine hell brennende Öllampe, die ein gelbliches Licht in alle Richtungen warf. Der Raum wurde von einem schwarzen Ofen an der gegenüberliegenden Wand gewärmt, und es war unaufgeräumt, aber sauber.
    Der Mann, der in dem lederbezogenen Sessel saß, hatte ein schmales Gesicht, scharfe Augen, widerspenstiges grau-braunes Haar und leicht hochgezogene Schultern. Er betrachtete Hester mit intelligenter Wachsamkeit, aber nicht mit der üblichen Neugier angesichts einer Unbekannten. Es würde sie nicht wundern, wenn es sich bis hierher herumgesprochen hätte, dass sie das Haus am Coldbath Square führte.
    »Also, Mrs. Monk«, sagte er ruhig. »Und welches Geschäft soll das sein, das Sie und mich verbinden sollte?« Seine Stimme war hell und weich, ein wenig nasal, aber nicht so quietschend, dass sie seinen Spitznamen erklärt hätte. Hester überlegte, wer ihm den wohl gegeben hatte.
    Sie setzte sich, ohne dazu aufgefordert worden zu sein, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie sich nicht abwimmeln lassen würde, bevor die Angelegenheit nicht zu ihrer Zufriedenheit geregelt war.
    »So viele Frauen wie möglich für die Arbeit gesund zu halten, Mr. Robinson«, antwortete sie.
    Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Ich dachte, Sie, Mrs. Monk, seien eine wohltätige Frau. Würden Sie die Frauen nicht lieber in den Fabriken sehen, wo sie sich ihren Lebensunterhalt auf eine Weise verdienen, die von dem Gesetz und der Gesellschaft akzeptiert wird?«
    »Mit gebrochenen Knochen verdient sich niemand seinen Lebensunterhalt«, entgegnete sie. Sie unterdrückte Wut und Verachtung und versuchte, so beiläufig wie möglich zu klingen. Sie war hier, um ein Ziel zu erreichen, nicht um sich zu amüsieren. »Und meine Interessen gehen Sie nichts an, außer wenn sie sich mit Ihren überschneiden, die, wie ich vermute, darin bestehen, so viel Gewinn wie möglich zu machen.«
    Er nickte langsam, und als das Licht über sein Gesicht zuckte, sah sie die Sorgenfalten darin, sah, wie grau seine Haut war, obwohl er gut rasiert war, selbst zu dieser frühen Abendstunde. In seinen Augen war ein winziges überraschtes Aufflackern zu erkennen, so winzig, dass es leicht missverstanden werden konnte.
    »Und welche Art von Gewinn erwarten Sie?«, fragte er. Er griff nach einem Papiermesser und spielte damit herum. Seine langen, tintenverschmierten Finger waren ständig in Bewegung.
    »Das ist meine Angelegenheit«, sagte sie schneidend und richtete sich so gerade auf, als säße sie in einer Kirchenbank.
    Er war sichtlich verblüfft. Dass sie auch seine Neugier geweckt hatte, konnte er besser verbergen.
    Sie

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