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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Wachtmeister ärgerte sich, daß er sie vergessen hatte. » B itte gehen Sie! Hier wird alles für ihn getan!«
    » Nein! Ich bleibe! Ich werde m ich be m ühen, nicht zu stören, aber ich bleibe. Wenn er wieder zu Bewußtsein kom m t, wird er m ich erken n en. Er wird m ir sagen, was passiert is t . «
    Sie stapfte hinüber zu einem der Fenster und versuchte, den Fensterladen m it einer Hand zu öffnen.
    » Helfen Sie m ir ! «
    Der Notarzt und sein Assistent waren wortlos in das Zim m e r getreten und nah m en ei n e rasche erste Untersuchung des Mannes auf dem Bett vor. Der Arzt bereitete alles für eine Herz m assage vor, während sein Assistent einen tragbaren Moni t or einschaltete.
    Der Wachtmeister riß den inneren Fensterladen auf, dann das Fenster, sch l ießlich die braunen, schräggestellten Läden vor dem Fenster. Das Sonnenlicht blendete ihn. Er hatte fast vergessen, daß noch Tag war. Unten auf dem Bü r gersteig hatten sich ein paar Schaulustige versammelt. Er schloß das Fenster wieder und m achte das Licht aus, das bei dem Sonnenschein, der durch das Fenster fiel, praktisch nicht zu sehen war. Jetzt erst fiel ihm auf, daß das Bett nicht bezogen war. Nur eine Baumwolldecke, die nicht ganz bis zum Kopfende reichte, lag über der Matratze.
    Der Arzt hielt inne und hob jetzt die Augenlider des Mannes an.
    »Ich fürchte, es ist zu spät « , sagte er ruhig. » Haben Sie i h n gefunden ? «
    » Ja … «
    »Er zeigt n o ch schwache Reaktionen, aber nicht mehr lange. Ich würde sagen, abgesehen von dem Herzanfall hat er wahrscheinlich eine erhebliche Überdosis Schlaftabletten geschluckt. Ein Auspu m pen des Magens würde er aber wohl n i cht überleben. Ist die alte Da m e seine Mutter ? «
    »Eine Nachbarin, die ihn seit seiner Kindheit kennt. Sie könn t e seine Groß m utter sein, so alt ist sie. Besteht die Aussicht, daß er noch m al das Bewußtsein erlangt, bevor er… ? «
    » Ka u m . Wi e so? Glauben Sie, daß an der Sache etwas faul is t ? «
    » S ie denn nicht ? «
    » Ohne weitere Erkenntnisse m öchte ich m ich dazu nicht äußern. Aber ich könnte ihm ein anregendes Mittel spritzen und dann…«
    » Das würde ihm nicht schaden ? «
    »Entweder das, oder er versinkt im Ko m a … «
    Signora Giusti drängte sich zum Bett vor. Der Wachtmeister schob ihr einen Stuhl hin und stellte ihren Rollstuhl beiseite.
    »Toni! Was ist m it dir? Sag, was i st passier t ? «
    Sie wollte ihn berühren, aber seine Hände waren m i t verkrustetem Blut überzogen, die Haare naß und mit Erbrochenem verklebt. Sie nahm ihr Taschentüchlein und tupfte ihm behutsam das Gesicht ab, so w i e da m als, als er ein kleiner Junge war, der Gelenkrheu m ati s m us hatte.
    »Toni … «
    Das Gesicht verlor ein wenig von se i ner Blässe, besonders um die Lippen heru m .
    Die alte Frau streichelte und tätschelte ihn m i t zittrigen, fleckigen Händen, als wollte sie ihn auf diese Weise gesund m achen.
    »Toni, ich bin es!«
    Es schien, als öffneten sich seine Augen eher durch die Willenskraft der Signora als aus eigenem Antrieb. Er war sichtlich außerstande, den Blick auf eines der ihn u m ringenden Gesichter zu richten.
    »Ich bin es, Toni, deine alte mammina !«
    Die Lippen und Finger des Mannes zitterten ein wenig.
    Vielleicht wollte er spre c hen, oder vielleicht lag es auch an der Injektion. Ein Bruder holte Wasser und befeuchtete die aufgesprungenen Lippen.
    Der Arzt packte seine Sachen zusa m men, sah den Wachtm e ister kopfschüttelnd an.
    Der älteste Bruder hatte sich lautlos entfernt und kam jetzt m i t dem Priester von Santo Spirito zurück. Der Wacht m eister tippte Signora Giusti leicht an: » Der Pfarr e r ist da. Aber wenn sein Vater Holländer war, dann…«
    » Nein, nein. Er wurde katholisch erzogen. Seine Mutter… Ich selbst habe i hn zu seiner Erstkommunion angezogen . «
    Der Priester entrollte seine Stola und legte sie sich sorgfältig u m . Mit einer Handbewegung bat er den jüngsten Bruder zu sich und fragte ihn flüsternd: » Können Sie m ir assistieren ? «
    Der Junge nickte und stellte sich neben den Priester, der jetzt dem ältesten Bruder zuflüsterte: » Ob Sie mir wohl ein Tuch besorgen könnten, irgend etwas, nur sauber m uß es sein… und ein wenig Wasser…«
    Der Pfarrer war ein alter Mann, der sich durch ungewöhnliche Verhältnisse oder durch den U m stand, daß er gelegentlich ein Schäfchen seiner Ge m e inde unter Zuhilfenahme eines rasch ausgespülten Mar m eladenglases und

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