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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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sich nicht. Woher wußte er so genau, als konnte er durch die Tür hindurchsehen, was er im Zimmer vorfinden würde? So etwas hatte er noch nicht erlebt. Er drehte den Türgriff und drückte leicht gegen die Tür, bis er hörte, wie ein m enschlic h er Körper m it einem d u m p f en Geräusch nach vorn sackte. Wie von derselben Ahnung angelockt, kam Si g nora Giusti herbeigeeilt.
    »Was ist los? Was haben Sie gefunden? Ist jemand to t ? «
    Der Wachtmeister löste sich von dem Anblick, der sich ihm bot, und ging aus dem Zimmer, um die Frau wieder wegzuschicken.
    » S teht die Nummer der Misericordia auf Ihrer Telefonliste ? «
    » Natürlich, aber was i st denn passier t ?«
    » Gehen Sie r über und rufen Sie sie, b i tte ! «
    Durch seine Art ein wenig beruhigt, taperte die alte Frau davon, blieb unterwegs stehen und rief: » Aber ich muß doch etwas sagen… ist er to t ? «
    Der Wacht m eister sc h altete das schwache Deckenlicht im Schlafzimmer an, dann e i ne der Nach t tischlampen.
    »Ich glaube ja … «
    Wieso das jetzt, wo er zuvor so sicher gewesen war?
    Der Mann, obgleich jung, war kräftig gebaut, und der Wachtm e ister bezweifelte, daß er ihn auf das hohe Bett würde heben können. Er nahm ein unbezogenes Kopfkissen, durch dessen grauen Stoff sich ein paar staubige Federn bohrten, drehte dann den Körper um u n d schob das Kissen unter den Kopf. Ein Schlüsselbund fiel zu Boden. Kein Anzeichen von Leben, das Gesicht aschfahl, die Lippen blau. Und doch… Der Wachtmei s ter beugte sich herunter und legte ein Ohr an die Brust. Nichts. Vielleicht der Puls… Die Hände des Mannes waren von Glasscherben zerschnitten. Es waren große Hände, aber die Finger waren äußerst gelenkig, geradezu fe i n. Um eine Hand war das Handtuch gewickelt, das der Wachtmeister im B a dezimmer gesucht hatte. De m nach h a tte er versucht, seine Schnittwunden zu verbinden oder zu m indest die Blutung zu stillen. Der Wachtmeister schien keinen Puls zu spüren, war aber noch immer n icht überzeugt. Etwas ging ihm nicht aus dem Kopf – das leise Geräusch, das er gehört hatte. Konnte eine Maus gewesen sein, ein fallender Gegenstand, vielleicht war der Körper noch ein Stück in sich zusammengesunken. Aber die Hände… Plötzlich erhob er sich und lief hinaus in den Korr i dor. Signora Giusti verschwand erschrocken hinter ihrer Wohnungstür.
    »Zurück ! « rief er. » Ich muß Ihr Telefon benutzen.«
    » S ie sind schon unterwegs…«
    »Egal… ich hätte es m ir denken können…«
    Er wählte d i e Nu mm er der Misericordia und redete hastig auf den Helfer e i n.
    »Ich hätte v orher daran denken sollen, aber es gab so viele andere Dinge an ih m , die m ir nicht gefielen… Erst als ich m erkte, daß er aus e i ner der Schn i ttwunden noch ein wenig blutete … «
    » Der Notarzt wird in weniger als fünf Minuten bei Ihnen sein.« Es klingelte hartnäckig. Die A m bulanz war schon da.
    »Ich habe meinen Na m en angegeben « , sagte Signora Giusti und eilte zur Tür. » Wär ja sinnlos, nebenan zu klingeln, wenn…«
    Der Wachtmeister stand neben dem Körper, als die vier Brüder von der M i sericordia eintraten. Einer war sehr jung, nicht viel älter als sechzehn, und er trug seine schwarze Kutte m it gr o ßer Befangenheit. Er sah nicht zu dem Körper, sondern immer nur zu dem ältesten Bruder, wartete auf dessen Anweisungen.
    » Können wir ihn eben mal aufs Bett legen?« fragte der Wachtm e ister.
    » Machen wir gleich . «
    Die vier Brüder hoben den schweren Mann m it routinierten Griffen an und legten i h n auf das Bett. Der Älteste blickte d en Wachtm e ister an, der sag t e: »Ich war m ir nicht sicher. Irgend etwas an i h m … ich habe den Notarzt gerufen.«
    » Das war richtig von Ihnen. Da ist er schon.«
    Draußen heulte eine Sirene in der m it tä glichen Stille auf.
    »Ich werde ihm entgegengehen – offengestanden glaube ich nicht, daß es ratsam wäre, den Mann fortzuschaffen, aber vielleicht kann m an an Ort und Stelle etwas für ihn tun…«
    Die anderen drei banden dem Mann die Krawatte los, knöpften sein He m d auf. An einem Fuß trug er einen Slipper. Der junge Bruder zog ihn behutsam aus, trat dann zurück. Der Wachtm e ister beobachtete ihn.
    »Ist das Ihr erster Einsatz ? «
    » Ja . «
    Er war sehr bleich, aber ruhig. Hin und wieder ließ er den großen schwarzen Rosenkranz, der den Brüdern a l s Gürtel diente, durch die Finger gleiten.
    »Toni! Das ist m ein Toni ! «
    » Signora!«
    Der

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