Tod eines Holländers
starrsinnig und betrachtete f inster den Co m puterausdruck m it den Angaben der französischen Grenzpolizei. Er hieb m i t der Faust auf den Ti s ch, dann erst er i nnerte er sich, wo er war.
»Entschuldigen Sie bitte…«
» Schon gut. Mir geht ' s genauso, aber wir kom m en an den Fakten halt nicht vorbei. Sie sind s i cher, daß der Mann sonst nichts gesagt hat, bevor er starb ? «
» Kein Wort. Es ist ein Wunder, daß er überhaupt etwas gesagt hat. Allerdings hilft es uns nicht weiter. Sollten wir nä m lich di e se m y steriöse Besucherin j e m als finden, dann wäre da noch i mm er seine Feststellung ›Sie war ' s nicht!‹, und wir m üßten wieder von vorn anfangen . «
»Richtig, sofern er nicht gelogen hat… Aber w i ssen Sie, da er seine Stiefmutter erwartete und niemand wußte, daß er diese andere Frau erwartete – vielleicht bef ü rchtete er, daß wir Signora Goossens verdächtigen – was wir ja auch taten –, und er wollte sie einfach in Schutz neh m e n. «
» Schon m öglich, aber ich glaube eher nicht … «
Der Wacht m eister runzelte die Stirn, erinnerte sich an d i e Stimme des Holländers und daran, wie er z u m S c hluß noch ein starr blickendes Auge aufgeschlagen hatte. » Wäre er i m sta n de gewesen, sich so etwas auszudenken, und das kann ich m ir wirklich nicht vorstellen, dann hätte er sich auch klarer ausgedrückt, hätte etwa gesagt, es war nicht m eine Stief m utter oder etwas Ähnliches. Nein, ich bin sicher, so war es nicht. Und dann – m öglicherweise habe ich Ihnen gar nichts davon gesagt, aber es war einer der Brüder von der Miser i cordia, dem das aufgefallen ist: er klang überrascht. Warum woh l ? «
» Überrascht?«
Der Leutnant trom m e lte m i t den Fingern auf den Schreibtisch.
» Also… wenn er überrascht war, daß sie es nicht war, dann kann das nur he i ßen, daß sie es seiner Ansicht nach gewesen sein m ußte, da sie die einzige Person war, die er gesehen hatte . «
» Stim m t… Und offensichtlich hat er nicht an den Kaffee gedacht, sonst hätte er n i cht noch m ehr davon getrunken. Tja, so wird ' s wohl gewesen sein.«
» Sehr überz e ugt klingen Sie aber nicht, Wachtmeister ! «
» N e in, nein… Sie haben bestimmt r e cht… es ist nur so, daß er es eigentlich nicht in diesem Ton gesagt hat… aber wahrscheinlich haben sie recht . «
Der Leutnant m usterte ihn einen Mo m ent, doch das ausdruckslose Gesicht des Wachtmei s ters verriet nichts. Dennoch erkundigte er sich, vorsichtshalber: » S ie haben sonst keine Idee, warum er es gesagt haben könnte?«
» Na ja, nur die naheliegende . «
» Und zwar ? «
» Daß die Frau nicht diejenige war, für die er sie gehalten hat . «
» Das ist ja e ine tolle Hil f e! Wir wissen nicht, wer sie war, und jetzt m üssen wir auch noch raten, für wen er sie gehalten hat . «
»Ich weiß, daß uns das n i cht weiterhilft … «
Die großen Augen des Wachtm e isters wanderten im Zimmer u m her, in dem es dunkel geworden war, nur die Papiere auf dem Schreibtisch des Leutnants waren in weißes Licht getaucht.
»Es erschien m ir e infach als die offensichtlichste Erklärung… Ich m e ine, er wird ja nic h t ge m eint haben, daß sie es war, die ihn vergiftet hat, oder? Wenn er sich selbst vergiftet hätte, dann hätte er es gesagt oder etwas Schriftliches hinterlassen, und eine andere Frau kann er auch nicht ge m eint haben, weil er niemand anders gesehen hat.«
» Soweit wir das wissen.«
» Stim m t. Soweit wir das wissen…«
Der Wachtmeister betrachtete seine Notizen. » Als Beweise kann m an das ja wohl kaum bezeichnen; im Grunde sind es nur weitererzählte Geschichten vom Hörensagen und allgemeine Infor m ationen.«
» Genau. Das m eiste setzt ohnehin voraus, daß die Leute die Wahrheit gesagt haben, und ich kann m indestens eine Person nennen « , sagte der Leutnant, »die dazu neigt, kuns t voll ausgearbeitete Lügen zu erzählen . «
» S ignora Giusti? Stimmt schon, viele Informati o nen komm e n von ihr. Hat Sie Ihnen denn irgendwelche Lügen aufgetischt ? «
Der Wacht m eister war ehrlich ers t aunt. Er konnte sich n i cht vorstellen, daß sie es wagen würde, einen Offizier so zu behandeln wie… » S ie hat m ir erzählt, daß die Altenpflegerin versucht haben soll, sie zu bestehlen . «
» So? Was denn ? «
»Ihr Begräbnisgeld – ich hab ihr versprochen, niemand von dessen Exis t enz zu erzählen, aber im Grunde… Offenbar kam sie in ihr Sch l afzimmer u nd
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