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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hörst du gerne?« Sie stand wieder auf, ging zum CD-Ständer, wandte den Kopf und sah Brandt an.
    »So ziemlich alles, was gut ist, außer deutsche Schlager und Volksmusik.«
    »Dann Norah Jones, ein echter Geheimtipp. Noch. Ich hab bisher keine schönere CD gehört.«
    Die Musik lief im Hintergrund, angenehm, ruhig und besinnlich. Sinnlich. Sie tranken Wein, unterhielten sich, Andrea Sievers hatte die Beine angewinkelt, die Füße unter ihrem Po. Brandt hatte noch niemals einem anderen Menschen, nicht einmal seinem besten Freund Bernhard Spitzer, so viele Details aus seinem Leben erzählt wie ihr. Es war fast drei Uhr, die Flasche leer, die CD hatte längst zu spielen aufgehört, und irgendwann hatte Andrea ihren Kopf an seine Schulter gelegt. Sie hatten sich über Gott und die Welt unterhalten, sie hatten gelacht, etwas, was Brandt mit einer Frau schon lange nicht mehr erlebt hatte, und von Sekunde zu Sekunde fühlte er sich geborgener und wohler in der Nähe dieser Frau, die etwas in ihm geweckt hatte, was er längst tot glaubte. Er freute sich, diesen Abend mit ihr verbracht und nicht wieder eine Ausrede erfunden zu haben, weshalb er angeblich verhindert war. Aber er fand ihre Beharrlichkeit bewundernswert, er bewunderte inzwischen alles an ihr.
    Brandt fühlte sich leicht wie lange nicht mehr, er hatte das Empfinden, in dieser Wohnung zu Hause zu sein. Er dachte: Hier könnte ich bleiben, hier möchte ich am liebsten bleiben. Er hatte ein bisschen zu viel getrunken, ohne jedoch betrunken zu sein. Es war nur ein Gefühl der Leichtigkeit und Schwerelosigkeit, aber sein Verstand war noch immer hellwach, auch wenn die Frau an seiner Seite ihm diesen fast raubte. Er sog den Duft ihres Haares ein und traute sich trotzdem nicht, sie anzufassen.
    »Bleibst du heute Nacht hier?«, fragte sie unvermittelt in dieStille hinein, ohne ihn dabei anzusehen, und schmiegte sich noch ein wenig fester an ihn, wie eine Katze, die die richtige Stellung sucht.
    Er hatte inständig gehofft, sie würde ihm diese Frage stellen. Vor ein paar Stunden hätte er noch Angst vor dieser Frage gehabt, aber jetzt …
    »Ja«, antwortete er mit kehliger Stimme, und zum ersten Mal berührte er ihre Hände, die auf ihrem Schoß lagen. »Ich dürfte jetzt sowieso kein Auto mehr fahren, nach dem vielen Wein.«
    »Ist das der einzige Grund?«
    »Nein. Ich möchte gerne hier bleiben … Hier bei dir.«
    Sie setzte sich aufrecht hin, streichelte ihm übers Gesicht und sagte: »Du hast Angst, aber das brauchst du nicht. Ich habe mir gewünscht, dass du hier bleibst, aber ich hätte es nicht gesagt, denn ich wollte es von dir hören.«
    Brandt nahm all seinen Mut zusammen und fragte: »Wie hast du mich so leicht durchschaut? … Nein, sag jetzt nichts. Ich weiß nicht, wann ich jemals so gefühlt habe, aber ich habe mich in dich verliebt, und das schon vor heute Abend.«
    »Und ich mich in dich, und das auch schon vor einer ganzen Weile. Wenn du heute nicht mit zu mir gekommen wärst, hätte ich …« Sie presste mit einem Mal ihren Körper an seinen, hob ihren Kopf und blickte Brandt lange und tief in die Augen. Er hielt diesem Blick stand, alles in ihm war in Aufruhr, positiver Aufruhr. Sie küssten sich leidenschaftlich. Brandt glaubte zum ersten Mal in seinem Leben das Gefühl zu verspüren, jemanden zu haben, der es wirklich ernst mit ihm meinte. Eine Frau, so jung und so hübsch und so intelligent, die sich ihn, einen einfachen Bullen, ausgesucht hatte.
    »Komm mit ins Schlafzimmer.« Sie sah ihm im matten Licht der dezenten Schrankbeleuchtung direkt in die Augen. »Weinst du etwa?«
    »Nein«, log er und wischte sich verstohlen übers Gesicht. »Dasist nur … Ich bin fünfundvierzig und fühle mich wie fünfzehn. Wie ein pubertierender Jüngling vor dem ersten Mal.«
    Sie zog ihn wortlos hoch und mit sich ins Schlafzimmer. Sie liebten sich bis zum Morgen. Alles, was er in den letzten Jahren versäumt hatte, schien er in dieser einen Nacht nachholen zu wollen. Er wusste gar nicht mehr, wie herrlich sich die Haut einer Frau anfühlte, wie es war, wenn Finger ihn zärtlich streichelten, Lippen ihn berührten und er sich zum ersten Mal seit langem wieder geborgen fühlte, nicht wie ein Kind bei der Mutter, sondern wie ein Mann bei einer Frau, von der er spürte, dass sie ihn liebte.
    »Ich will nicht mehr allein sein«, sagte sie und streichelte über seine Brust. »Versprichst du mir, dass das kein One-Night-Stand war?«
    »Ich hatte noch nie einen

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