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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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verkündete Helena vernichtend.
    Im Raum herrschte totale Stille.
    Jetzt war ich dran.
    Ich wandte mich an Negrinus. »Unser Fall gegen Ihre Mutter wird zwei Ausgangspunkte haben: Ihr Vater wurde mit Schierling ermordet, was Calpurnias Idee war und der von einem Mitarbeiter ihres Rechtsbeistands Paccius gekauft wurde.« Das schien sie zu überraschen. »Dann verheimlichte sie tagelang den Tod Ihres Vaters – vielleicht bis Sie aus Lanuvium zurückkamen – und führte die Leiche schließlich in einer inszenierten Totenbettszene vor. Diese Einzelheiten sollten Calpurnias Schuld beweisen und Sie freisprechen. Damit bleibt aber trotzdem noch die große Frage: Warum haben Sie alle, obwohl Sie von dem betrügerischen Totenbett wussten, dabei mitgemacht?«
    Vögelchen schaute deprimiert. Verginius Laco, der älteste anwesende Mann, war derjenige, der mit glattzüngiger Autorität sagte: »Es ist bedauerlich, aber es wurde von allen entschieden, zu behaupten, dass Metellus Selbstmord begangen habe, um das Familienvermögen zu retten.«
    »Ich bin sicher, dass Sie das bedauert haben«, bemerkte ich. »Werden Sie aussagen?«
    »Ich habe vor Gericht nichts beizusteuern, Falco.«
    Ich hatte Laco bereits als gewissenhaft eingestuft. Wollte er sich auf diese Weise vor einem Meineid drücken?
    Helena schlug eine andere Seite ihrer Notiztafeln auf. »Ich sollte erwähnen, dass wir glauben, es wird nur sehr wenig Geld zu retten sein.« Alle Aufmerksamkeit wandte sich wieder ihr zu. »Unser Anklagevertreter wird hervorheben, wie sich Saffia in Besitz eines Großteils Ihres Vermögens gebracht hat und dass der Rest wegen des Testaments ebenfalls an Saffia geht. Das Gericht muss auf Erpressung schließen. Wir werden Saffia als Zeugin aufrufen, können sie momentan allerdings nicht fragen, wie viel sie zugeben wird.«
    Wieder schwiegen alle.
    »Die Wahrheit wird ans Licht kommen«, drohte ich und klang dabei selbstsicher.
    Im Zimmer herrschte große Anspannung. Vielleicht hätten wir sie zu einer Enthüllung bringen können. Aber die Stille wurde unterbrochen. Ein besorgter Sklave kam herein und berichtete, eine Hebamme sei mit einer dringenden Nachricht für Negrinus von seiner Exfrau eingetroffen. Dann drängten sich zwei Frauen an dem Sklaven vorbei. An den Rock der einen klammerte sich ein kleines blondes Mädchen, die andere trug ein eingewickeltes Bündel auf dem Arm.
    Ich erhob mich. Das war ein Fehler. Denn in der traditionellen Weise für die Anerkennung einer Vaterschaft trat sie vor und legte mir ein ordentlich in Windeln gewickeltes Neugeborenes vor die Füße.
    Helenas schöne dunkle Augen trafen meinen Blick voller Vergnügen über meine Verlegenheit.

XXXVI
     
     
    Helena reagierte als Erste. Sie legte ihre Notiztafeln beiseite, erhob sich schnell mit einem Rascheln ihrer Röcke, kam zu mir, bückte sich und nahm das winzige Bündel hoch. Ich hörte ein schwaches Wimmern. Als sie das Kind der Hebamme zurückgab, verkündete sie knapp: »Falscher Vater!«
    Ich setzte mich schnellstens.
    Helena stellte sich neben mich, eine besitzergreifende Hand auf meiner Schulter. »Versuch’s noch mal«, ermutigte sie die Frau, diesmal freundlicher. Rufus und Laco blieben wie angewurzelt sitzen und versuchten, nicht so auszusehen, als würden sie sich bemühen, allen Blicken auszuweichen. Carina streckte ihre Arme nach dem kleinen Mädchen aus, das etwa zwei Jahre alt sein musste. Die Kleine tapste zu ihr und kletterte auf den Schoß ihrer Tante, offensichtlich gewöhnt an sie, doch dann verbarg sie ihr Gesicht und begann zu weinen. Carina beugte sich über sie und beruhigte sie mit leiser Stimme, die eine Hand auf den kleinen Kopf gelegt. Ich bemerkte, wie sie die harten Glieder ihres Armbands zurückschob, eine erfahrene Mutter, die darauf achtete, das Gesicht des Kindes nicht zu verletzen.
    Metellus Negrinus hatte sich langsam erhoben. Die Frau mit dem Säugling fixierte ihn, zögerte, ging dann zu ihm, legte das Neugeborenen erneut auf den Boden zwischen seinen Füßen und trat zurück. Negrinus bewegte sich nicht.
    »Fass es nicht an!«, warnte ihn Juliana, seine ältere Schwester. »Du weißt nicht, wer …« Sie weigerte sich, den Satz zu beenden, obwohl wir alle wussten, was sie meinte.
    »Es ist ein Junge«, flehte die Frau, die ihn gebracht hatte, als glaubte sie, das würde einen Unterschied machen. Wenn Vögelchen das Kind ablehnte, würde es weggebracht und auf einen Abfallhaufen geworfen werden. Jemand könnte sich das

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