Tod Eines Senators
leg endlich los, verdammt noch mal.«
»Perseus hat sich geweigert, irgendwas zu sagen. Und er ist nicht mehr verfügbar.«
»Übersetz das, Petro. Was für eine hübsche Vigilesausrede ist ›nicht mehr verfügbar‹?«
»Er ist tot.«
»Sie haben ihn umgebracht ?«
»Das war nicht ihre Schuld.«
»Oh, bitte!«
»Die Gerichte erwarten einen hohen Standard, wenn es legal als Folter gelten soll.«
»Na, das nenn ich mal einen ›hohen Standard‹!«
»Sie sind nicht alle so geschickt wie Sergius …«
»O Quintus, ist das nicht ein prima Vergleich? Sergius ist der Folterknecht dieser Kohorte. Hier ist Folter nicht gefährlicher als ein Schafschererpicknick im Apennin. Hier quetschen sie dir die Eier so zärtlich, dass du am Leben bleibst und noch wochenlang hilfreiche Aussagen machen kannst.«
»Erspar mir deinen Sarkasmus. Der Zweiten ist ein Missgeschick passiert. Manchmal ist es eben ein Risiko.«
»Tolles Risiko. Diese Unfähigen haben den einzigen Zeugen ausgeschaltet, der uns vielleicht die Wahrheit erzählt hätte.«
LI
Ich war verbittert und wütend. Aber wir hatten tatsächlich noch andere mögliche Zeugen.
Ich wollte die Sache unbedingt klären. Mir hatte bei der Anklage gegen Calpurnia immer zugesetzt, dass die Familie ein Geheimnis hatte, eines, das ich nach wie vor nicht kannte. Ich arbeitete blind. Und das bedeutete, mir könnte etwas in die Quere kommen, das ich nicht vorausgesehen hatte. Mein Unbehagen war berechtigt – am Ende des Abends würde ich auch das wissen.
Ich war begierig darauf, Zeuko in die Finger zu bekommen. Alles was Perseus gewusst hatte, war vermutlich von ihm an sie weitergegeben worden – außer er hatte es überhaupt erst von ihr erfahren. Da die Amme in ihrer Dämlichkeit aber leider ins Wachlokal der Zweiten gerannt war, als sie hörte, dass Perseus in Gewahrsam saß, hielt die Zweite sie jetzt selbst als verdächtige Komplizin des toten Sklaven fest. (Ihnen lag keine Beschuldigung gegen Perseus vor – außer dass er sich unter der Folter hatte umbringen lassen, eindeutig eine verdächtige Handlung.) Um mich zu besänftigen, erklärte sich Petro zu dem Versuch bereit, die Kollegen zu beschwatzen, ihn Zeuko vernehmen zu lassen, aber er warnte mich, die Zweite sei nervös und er könne mir nicht garantieren, ob es auch tatsächlich klappen würde.
»Ich tu dir einen großen Gefallen, Falco …«
»Ja, ja«, erwiderte ich höhnisch und warf ihm seine eigenen Worte an den Kopf, »wofür sind Freunde da?«
Blieb noch der Verwalter der Metelli. Da die Zweite ihn nicht anfassen konnte, weil er ein Freigelassener war, hatte sie ihn laufen lassen, und er war nach Hause gegangen. Obwohl es schon spät war, kehrte ich in den Fünften Bezirk zurück, um zu sehen, ob ich nicht doch noch was aus ihm rausquetschen konnte. Ich ging allein. Justinus hatte dringende Gründe, seine Reisetaschen im Haus des Senators abzuladen; er musste sich mit seiner Frau aussöhnen, weil er sich heimlich nach Lanuvium davongemacht hatte. Außerdem bedrückte es ihn ebenfalls, Perseus verloren zu haben. Die volle Geschichte seiner Reise würde er mir morgen erzählen.
Das Haus der Metelli lag in Dunkelheit; es wirkte verlassen. Vielleicht hatte Calpurnia anderswo Zuflucht gesucht, möglicherweise bei einer ihrer Töchter. Der Prozess setzte ihr sicherlich zu. Und sie hatte keine Sklaven mehr, weil sie alle von den Vigiles in die Mangel genommen wurden.
Selbst der Verwalter hatte keinen Einlass gefunden. Er besaß weder Riegelheber noch Schlüssel, denn schließlich war immer ein Pförtner da gewesen, um die Leute einzulassen. Ich fand ihn in einer üblen Kaschemme gegenüber, wo er sich sinnlos betrank. Ich erzählte ihm von Perseus, weil ich hoffte, der Schock würde ihn zum Sprechen bringen. Es nützte nichts. Er sang immer noch das alte Lied – er wisse, dass ein Geheimnis die Familie Metellus überschatte, habe aber keine Ahnung, was es sei. Perseus habe es herausgefunden, sein Erpressungsmaterial jedoch nie enthüllt. Perseus habe geprahlt, die Familie sei ihm ausgeliefert – und gewollt, dass es so blieb.
Der Pförtner war jedoch nie völlig immun gewesen. Er war immer noch ein Sklave. Er war unter dreißig, konnte also rechtmäßig nicht freigelassen werden. Und da er ein Sklave war, hatte Calpurnia, als er schließlich zu weit ging, die Geduld verloren und ihn nach Lanuvium abgeschoben, wo ihn der Freigelassene Julius Alexander, der ihr Vertrauen besaß, unter
Weitere Kostenlose Bücher