Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Tenors

Tod eines Tenors

Titel: Tod eines Tenors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhys Bowen
Vom Netzwerk:
Massen«, sagte Evan mit einem Blick auf die menschenleere Straße.
    Ifor Llewellyn ließ sich den ganzen Tag über nicht blicken, nur eine kräftige Stimme, die Tonleitern sang, bestätigte, dass er wirklich da war.
    Auch Paparazzi-Horden tauchten nicht auf. Zu Evans Vergnügen musste Jim Abbott den Tag mit Kreuzworträtsellösen und Teetrinken verbringen. Als er ging, brummte er irgendetwas davon, dass er nicht einsah, wozu sie ihn hier oben eigentlich brauchten. Evan habe ein Telefon und könne innerhalb von fünfzehn Minuten Verstärkung bekommen.
    An diesem Abend ging Evan in den Red Dragon , schon bald, nachdem der Pub aufgemacht hatte.
    »Sie sind früh heute, Mr. Evans«, begrüßte ihn Harry-der-Pub. »Wohl durstig, was?«
    »Ich würde zu einem Bier nicht nein sagen, aber eigentlich möchte ich etwas essen.«
    Harry zuckte bedauernd die Achseln. »Sie wissen doch, ich habe nur ganz gewöhnliche Sachen -
    Fleischpasteten, Würstchen, Fischstäbchen und so.«
    »Wunderbar«, sagte Evan. »Eine Fleischpastete, Würstchen und ein paar Kartoffeln fände ich prima.«
    Eine halbe Stunde später, der Pub begann sich allmählich zu füllen, war Evan bedeutend glücklicher.
    »Das muss man sich mal vorstellen, sie will ihn glatt verhungern lassen«, sagte Betsy und schaute ihn mit ihren blauen Augen durchdringend an. »Du kannst jederzeit herkommen, bach Evan, ich kümmere mich schon um dich. Ich weiß genau, was du willst - «
    Sie brach plötzlich ab und sah zur Tür. Ihr Gesicht bekam den Ausdruck eines Heiligen, der gerade eine Vision hat.
    »Er ist es«, flüsterte sie Evan zu.
    Alle Köpfe im Pub drehten sich in die Richtung, in die sie starrte. Ifor Llewellyns beachtliche Erscheinung füllte den gesamten Türrahmen. Er war ein Riese von einem Mann, nicht dick, eher kräftig, und beeindruckte darüber hinaus durch einen schwarzen, lockigen Bart und ebensolche schulterlangen Haare.
    »Noswaith dda, gyfeillion «, sagte er. »Guten Abend, Freunde.« Er strahlte. Die Menge teilte sich, um ihn zum Tresen durchzulassen. »Ydych chi 'n siarad Cymraegyma? Sprechen hier alle noch Walisisch?«
    »Oh, natürlich«, antwortete Betsy, ihn noch immer ehrfürchtig anstarrend. »Fast alle hier in der Gegend.«
    »Mein Walisisch ist ein bisschen eingerostet, aber ich gebe mir Mühe«, sagte Ifor Llewellyn. »Sie müssen Geduld mit mir haben, wenn ich zu viel vergessen haben sollte.«
    »Aber nein, Sie klingen einfach wunderbar«, sagte Betsy.
    Er klang wirklich einfach wunderbar, dachte Evan. Seine Sprechstimme hatte das gleiche volle Timbre, das auch seinen Gesang so einzigartig machte.
    »Und wer sind Sie, junge Dame?«, fragte Ifor.
    »Ich bin Betsy Edwards ... Sir. Ich ... arbeite hier.« Betsy hatte es plötzlich die Sprache verschlagen.
    »Nennen Sie mich nicht Sir, noch bin ich nicht zum Ritter geschlagen«, kicherte Ifor. »Sie warten damit, bis ich in Rente gehe, Miss Betsy.« Er reichte ihr die Hand über den Tresen. »Betsy. Ein sehr schöner Name für eine sehr schöne Person. Aber sagen Sie, warum färben Sie Ihr Haar in diesem Ton?«
    »Meine Haare, Sir ... ich meine, Mr. Llewellyn«, stammelte Betsy. »Ich färbe sie nicht richtig, ich helle sie nur auf, wissen Sie, mit blonden Strähnchen ...«
    »Ihr Frauen!«, sagte Ifor kopfschüttelnd. »Wenn ihr nur endlich einsehen würdet, dass Brünette viel verführerischer sind als Blondinen. Die italienischen Mädchen mit ihren dunklen Haaren ... sie strahlen Sexappeal aus, anders als die blassen, langweiligen englischen und walisischen Mädchen. Brünett wären Sie einfach hinreißend, Betsy.«
    »Wirklich, Sir?« Betsy war das erste Mal, seit Evan sie kannte, sprachlos. Sie fasste sich an ihre fliegenden blonden Locken.
    »Absolut hinreißend«, bestätigte Ifor. Er hielt immer noch ihre Hand. »Ich hoffe, Sie werden sich in diesem Sommer gut um mich kümmern, Betsy. Ich verlasse mich auf Sie. Sie könnten mich ja gelegentlich ein bisschen herumführen, und vielleicht brauche ich ja auch ein paar Nachhilfestunden in Walisisch.«
    »Das würde ich gerne machen. Alles. Jederzeit«, sagte Betsy mit vor Freude und Verwirrung gerötetem Gesicht.
    Was für ein Schmeichler, dachte Evan. Kein Wunder, dass er in ganz Europa Herzen gebrochen hatte.
    Ifor drehte sich zu den Männern in der Bar um. »Sie ahnen gar nicht, wie gut es tut, wieder hier und unter Freunden zu sein«, sagte er. »Als mein Arzt mir sagte, ich müsse es mal etwas ruhiger angehen und mich ausruhen, kam

Weitere Kostenlose Bücher