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Tod eines Tenors

Tod eines Tenors

Titel: Tod eines Tenors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhys Bowen
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hätte wohl kaum Zeit gehabt herüberzufliegen, um in Wales ihren Vater zu ermorden.«
    »Wenn sie denn tatsächlich in Tunesien war. Das lässt sich leicht überprüfen. Ich beauftrage sofort jemanden, in Mailand anzurufen. Dort kenne ich einen Kollegen persönlich, das sollte eigentlich klar gehen. Er wird gerne alles in seiner Macht Stehende für uns tun.«
    Evan erinnerte sich an den Rechtsanwaltsbrief in Sergeant Watkins Tasche, beschloss aber, ihn im Augenblick nicht zu erwähnen. Hughes sollte die Wahrheit über seine Mafiaspur besser von Watkins erfahren. Evan war ihm schon bei der Sache mit der Linkshändigkeit eine Nasenlänge voraus gewesen, und so etwas mochte der Inspektor gar nicht. Das bestätigte sich, als er, kurz bevor sie das Verhörzimmer erreicht hatten, sagte: »Nun, ich möchte Sie nicht länger von Ihren Verpflichtungen im Dorf abhalten, Constable. Ich vermute, dort oben warten bereits jede Menge verirrter Touristen und verloren gegangener Autoschlüssel auf Sie.«
    »Es ist Sonntag, Sir, mein freier Tag«, antwortete Evan unschuldig. »Es wäre mir ein Vergnügen, Sie unterstützen zu dürfen ... und vielleicht brauchen Sie mich ja, um einige der Llewellyns nach Hause zu fahren - wer auch immer von ihnen den Mord am Ende nun doch nicht gesteht.«
    Dem Inspektor gelang ein schwaches Lächeln. »Haha, sehr komisch. Wirklich. Also gut, Sie können noch eine Weile bleiben, für den Fall, dass wir einen Fahrer brauchen. Jetzt holen Sie sich aber auch erst mal eine Tasse Tee.«
    »Vielen Dank«, brummte Evan, allerdings nicht laut genug für Inspektor Hughes, der in Richtung Verhörzimmer davon rauschte. Evan sah ihm nach, seufzte und ging dann in die andere Richtung zur Cafeteria.
    Mrs. Llewellyn, Jasmin und ein kahlköpfiger Mann, vermutlich der Anwalt, saßen an einem Tisch beim Fenster. Er trat zu ihnen.
    »Und?«, fragte Mrs. Llewellyn. »Was geschieht mit Justin? Wann darf ich zu ihm?«
    »Das weiß ich nicht, Madam«, antwortete Evan. »Ich bin nur ein einfacher Polizist und treffe keinerlei Entscheidungen.«

    »Schön, aber jeder Idiot könnte begreifen, dass Justin es nicht getan hat«, sagte Jasmine. »Er ist nicht der Typ, der jemandem den Schädel einschlägt.«
    »Ich kann nicht verstehen, dass er mich nicht dabei haben will. Es ist höchst gefährlich, in solchen Situationen ohne Anwalt zu sein«, bemerkte der ältere Herr. »Ich hoffe nur, er sagt nichts, was er später bereut. Er war schon immer sehr unüberlegt, Margaret.«
    »Ich bin sicher, dass der Inspektor schon bald die richtigen Schlüsse zieht«, sagte Evan. »Sie werden wahrscheinlich demnächst nach Hause gehen können.«
    »Nach Hause?«, fragte Mrs. Llewellyn seufzend. »Klingt das nicht wunderbar? Comer See, Sonne, frische Pfirsiche. Bald wird all das hier nichts als ein schrecklicher Albtraum sein.«
    »Außer, dass Papa tot ist«, erklärte Jasmine.
    »Ja, außer, dass Papa tot ist«, bestätigte Mrs. Llewellyn.
    Evan kaufte eine Tasse Tee und ein Käsesandwich und stellte fest, dass er kein Frühstück gehabt hatte und es inzwischen fast Mittag war. Während er aß, versuchte er, die Llewellyns nicht allzu auffällig zu beobachten. Jasmine war jetzt entspannt und lachte. Auch aus Mrs. Llewellyns Gesicht war der verkniffene, nervöse Ausdruck vom frühen Morgen verschwunden. War es möglich, dass der Inspektor doch Recht hatte? War alles ein klug durchdachtes Komplott der Familie, um die Polizei zu verwirren und sie allesamt unschuldig erscheinen zu lassen?
    Ein störendes Bild spukte noch immer in Evans Kopf herum - die Gestalt am Ufer, das Auto im See und das aufsässige junge Mädchen, das Jasmine so glich, dass sie ihre Doppelgängerin sein könnte.
    Doppelgängerin ... das Wort ging ihm nicht mehr aus dem Sinn. Konnte Jasmine Llewellyn aus irgendeinem Grund eine Doppelgängerin gebraucht haben? Er musste die Wahrheit herausfinden.
    Gerade als er zu Ende gegessen hatte, kam Sergeant Watkins herein. Er winkte Evan zur Tür.
    »Justin schlägt jetzt einen anderen Ton an«, informierte er Evan leise. »Er will nichts mehr sagen, bevor der Anwalt bei ihm ist. Als der Inspektor anfing nachzubohren, warum er gelogen hatte, ging er plötzlich in die Defensive. Mit Sicherheit deckt er jemanden.«
    »Die Schwester kann es nicht sein, die hat ein ziemlich wasserdichtes Alibi.«
    »Aber wen dann?«
    »Hören Sie, Sarge«, sagte Evan. »Gibt es irgendeine Möglichkeit, dass ich alleine mit Justin spreche? Es geht um diese

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