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Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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vor
hundert, er, Morse, vor tausend Jahren. Sheila, laut Milton der Ursprung all
unserer Not...
    Nach dem vierten Halben ging
Morse zur Rezeption.
    «Mein Wagen steht bei Ihnen in
der Garage.»
    «Ich lasse ihn vorfahren, Sir.
Die Zulassungsnummer?»
    «Äh...» Morse wollte die Nummer
nicht einfallen. «Ich hole ihn morgen ab, wenn’s recht ist.»
    «Sind Sie Hausgast, Sir?»
    «Nein. Ich möchte nur nicht,
daß mich die Polizei auf dem Heimweg schnappt.»
    «Sehr vernünftig, Sir, ich
kümmere mich darum. Wenn ich noch Ihren Namen haben dürfte?»
    «Morse, Chief Inspector Morse.»
    «Na, Sie haben da doch
bestimmt nichts zu befürchten, Sir...»
    «Ach, wissen Sie, die Polizei
ist manchmal komisch.»
    «Soll ich Ihnen ein Taxi
bestellen?»
    «Taxi? Die paar Schritte bis
zur Banbury Road kann ich auch laufen. Ein Taxi würde mich um diese Zeit drei
Pfund kosten. Das sind drei Halbe.»
    «Bei uns nur zwei, Sir», sagte
Roy Halford und sah dem Chief Inspector nach, der vorsichtig — wirklich
auffallend vorsichtig! — die flachen Stufen zur Beaumont Street hinunterging.
     
     
     

13
     
    Solvitur
ambulando (Das
Problem löst sich durch Herumgehen). (Lateinisches Sprichwort)
     
    Als Morse an jenem Donnerstag
abend über die Banbury Road ging, stand für ihn fest, daß Lewis inzwischen weit
mehr über den mutmaßlichen Inhalt von Laura Strattons Handtasche, die denkbare
Veräußerung der Beute und den möglichen Kreis der Verdächtigen wußte als er.
Fest stand für ihn aber auch, daß sein Kopf viel klarer schien — nein, war! —,
als er nach Lage der Dinge hätte sein dürfen, und daß der Fall doch eine Reihe
von Fakten bot, die einer eingehenderen Betrachtung wert waren, mehr Fakten
jedenfalls, als Lewis in seiner Schulzeit über Alfred den Großen hatte in
Erfahrung bringen können.
    Die Fakten: Gegen 16.35 geht
eine Frau mit ihrer Handtasche auf ihr Zimmer und wird danach nicht mehr lebend
gesehen. Oder besser: Niemand gibt zu, sie nach diesem Zeitpunkt lebend gesehen
zu haben. In Zimmer 310 wird ein Bad eingelassen und höchstwahrscheinlich auch
genommen. Ein Kaffeetütchen und eine Portion Kaffeesahne werden verbraucht.
Irgendwann wird das BITTE NICHT STÖREN-Schild an den Türknauf gehängt, die Tür
selbst bleibt offen. Gegen 17.15 kommt der Ehemann ins Hotel zurück und fährt,
ohne sich bei der Rezeption zu melden, zusammen mit einer Mitreisenden im
Gästeaufzug in den dritten Stock. Von dort eilt er über die Haupttreppe zurück
zur Rezeption, wo er sich einen Zweitschlüssel geben läßt. Als er schließlich
Zimmer 310 betritt, sieht er seine Frau — vermutlich bereits tot — auf dem
Boden hegen. Zehn bis fünfzehn Minuten später trifft der Hotelarzt ein, und die
Frau wird vom Fußboden aufs Bett gelegt. Inzwischen dürfte es 17.40 geworden
sein. Irgendwann vor, während oder nach den zuletzt geschilderten Ereignissen
bemerkt der Ehemann, daß die Handtasche seiner Frau verschwunden ist, und gegen
r8.ooUhr wird bei der Kriminalpolizei St. Aldate’s ein Anruf registriert mit
der Bitte um Unterstützung in einem Fall, der inzwischen sehr viel gewichtiger
erschien als ein simpler Handtaschenraub.
    Soweit also der Sachverhalt.
    Wie wäre es jetzt mit einigen
nicht tatsachenbezogenen Folgerungen, die das Problem des Wolvercote-Dorns
betreffen? Los, alter Junge, eine Hypothese. Komm, komm: Wer könnte das
Ding gestohlen haben?
    Falls die Tür zu Zimmer 310
abgeschlossen war, kam zunächst nur jemand in Frage, der einen Schlüssel hatte
— der Hoteldirektor, der Hausmeister, die Zimmermädchen. Der Ehemann schied
damit automatisch aus. Falls die Tür zu 310 offengestanden hatte, wurde es
schon spannender, denn dann war die Handtasche allen zugänglich gewesen, die
zufällig draußen vorbeigegangen waren, durch die geöffnete Tür eine Handtasche
erspäht hatten und der Versuchung nicht hatten widerstehen können. Einer
solchen Versuchung ausgesetzt (wenn auch nicht unbedingt dafür anfällig) waren
die Zimmermädchen, die Gäste in den angrenzenden Zimmern, war jede zufällig
vorbeikommende Person... Halt mal: Zimmer 310 lag nicht am Hauptgang. Wer
dorthin wollte, mußte das Zimmer förmlich suchen, und das tat nur, wer einen
Grund dazu hatte: eine fürsorgliche Freundin, die sich nach Lauras Füßen erkundigen,
Mitreisende, die sich etwas borgen, etwas fragen wollten. Und natürlich
Ashenden, der im Bus angekündigt hatte, er würde die Runde machen, um den
Vorrat an Kaffee, Teebeuteln, Shampoo und

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