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Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Zimmer
310 nach unten geschafft, um in die Kapelle des Radcliffe Infirmary in der
Woodstock Road überführt zu werden.
     
     
    «Einen Drink, Lewis?»
    «Nein, danke, ich bin im
Dienst, Sir.»
    Der brave Sergeant erlaubte
sich ein diskretes Lächeln, und selbst um die Lippen des Chief Inspector zuckte
es leicht. Ihm, Lewis, sparte das mehrere Pfund, denn komischerweise war Morse
nur selten zu bewegen, im Pub selbst die Brieftasche zu zücken. Lewis hatte mal
ausgerechnet, daß er zwar an Gehalt nur drei Fünftel dessen bekam, was sein
Chef (bezog, wenn er aber mit Morse zusammen einen Fall bearbeitete, drei
Viertel der dabei konsumierten, nicht unbeträchtlichen Alkoholmengen (von denen
er, Lewis, nur den kleinsten Teil schluckte) sein Konto belasteten.
    Morse nickte kurz und lenkte
seinen Schritt zur Chapters Bar.
     
     
     

12
     
    Wasser,
in Maßen genossen, kann keinem schaden. (Mark Twain)
     
    Sheila Williams gab einen Schuß
Tonic Light in den großen Gin, den ihr derzeitiger Trinkkumpan gerade gebracht
hatte, und stellte die Schlüsselfrage: «Mußt du nun den Rest der Tour
sausenlassen, John?»
    «Das glaube ich eigentlich
nicht. Schließlich haben sie alle gutes Geld für die Reise bezahlt. Gewiß,
notfalls könnten wir den Restbetrag erstatten, falls Mr. Stratton oder -»
    «Er trägt’s mit Fassung. Ich
habe mit ihm gesprochen — im Gegensatz zu dir.»
    «Ich kann ja nicht alles
machen.»
    «Bitte versteh mich nicht
falsch, John, aber daß du nicht greifbar warst, als eins deiner Schäflein einem
Herzversagen erlag und obendrein noch beklaut wurde — das war wohl nicht ganz
im Sinne des Erfinders...»
    Ashenden schluckte kommentarlos
sein Bier und Sheilas Bemerkung. Irgendwo hatte er mal gelesen oder gehört (bei
Disraeli? Jimmy Bowden?), ein Mann solle sich davor hüten, Entschuldigungen vom
Stapel zu lassen oder Erklärungen abzugeben. Eine beherzigenswerte Wahrheit,
wie er fand.
    «Alles läuft wie vorgesehen,
Sheila — bis auf die Übergabe natürlich.»
    «Es sei denn, daß sie das gute
Stück finden.»
    «Was nicht der Fall sein
dürfte.»
    «Was nicht der Fall sein
dürfte», bestätigte Sheila.
    «Auch wenn diese Typen —»
    «Da ist er», flüsterte Sheila
und legte Ashenden eine sorgfältig manikürte Hand auf den Unterarm. «Das ist
Morse.»
    Ashenden sah zu dem
mittelgroßen, mittelalterlichen Mann mit dem ergrauenden Haar hinüber, der die
Brünette an der Theke mit einem flüchtigen Lächeln bedachte, während er einen
Halben bestes Bitter bestellte.
    «Er trinkt zuviel — Bier»,
stellte Ashenden fest. Das letzte Wort hatte er rasch nachgeschoben, als er
merkte, daß Sheila ihm einen unwilligen Blick zuwarf. «Bißchen Übergewicht...
Um den Bauch herum... Mehr wollte ich damit nicht sagen.»
    «Ach so.» Ihr Blick wurde
milder. Verdammt attraktiv, diese Sheila, dachte Ashenden wieder einmal,
besonders (die Welt war schon dumm eingerichtet) in ihrem jetzigen Zustand, wo
sie förmlich auf zwei starke Arme zu warten schien, die sie ins nächstbeste
Bett trugen.
    Und dann machte sie mit einem
Schlag alles wieder kaputt.
    Sie rückte näher an ihn heran
und sagte mit leiser, sinnlich schwingender Stimme: «Eigentlich dürfte ich dir
das gar nicht sagen, John, aber ich finde ihn richtig toll. Irgendwie geil
und... sexy...»
    Ashenden streifte die Hand ab,
die wieder auf seinem Ärmel lag. «Na hör mal, Sheila...»
    «Und clever. Angeblich ein
unheimlich cleverer Typ.»
    «Und was soll das heißen?»
fragte Ashenden gepreßt.
    «Das will ich dir sagen»,
erklärte Sheila mit schwerer Zunge. «Er wird wissen wollen — wa-wasch du
zwischen... zwischen halb fünf und Viertel nach fünf gemacht hast.»
    «Wieso? Was geht denn den das
an?»
    « Ich will’s doch nicht
wissen, Schätzchen. Verlaß dich drauf, er fragt dich danach. Alle fragt er
danach.»
    Ashenden stierte stumm in sein
Glas.
    «Wo warst du wirklich, John?»
(War die schöne Sheila plötzlich wieder nüchtern geworden?)
    «Ist es etwa verboten, sich ein
bißchen in den Colleges umzusehen?»
    «Etliche Leute haben sich
gefragt, wo du plötzlich abgeblieben warst...»
    «Hab ich dir doch eben gesagt,
Herrgott noch mal!»
    «Wo genau bist du gewesen,
John? Komm, sag’s der Mami...»
    Um des lieben Friedens willen
gab Ashenden nach. «Also wenn du’s unbedingt wissen willst: Ich habe Magdalen
besichtigt, und dann —»
    Doch weiter kam er nicht. In
wenigen Metern Entfernung kam Morse auf seinem Weg in den Nebenraum an

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