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Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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ihn holen, Sir?»
    «Noch nicht. Zur Zeit ist er
mit Mr. Downes unterwegs.»
    «Oder auch nicht», bemerkte
Lewis trocken.
    Morse zuckte die Schultern, als
sei es ihm höchst gleichgültig, wo Brown sich zur Zeit befand. «Mr. Downes aber
ist bestimmt unterwegs, und diese Chance sollten wir uns nicht entgehen lassen.
Wo wohnt er doch gleich?»
     
     
     

31
     
    Fenster
haben einen hohen Wert. Für einen Menschen ist ein Fenster das, was ein Rahmen
für ein Bild, ein Proszenium für ein Stück ist. (Max Beerbohm, Mainly on
the Air)
     
    Kurz vor zwölf hielt Lewis mit diskretem
Bremsenquietschen vor dem Haus von Mr. und Mrs. Downes am Ende der Lonsdale
Road.
    «Dürfte eine schöne Stange Geld
gekostet haben, Sir», bemerkte Lewis, während sie über knirschenden Kies zur
Haustür schritten.
    «Du sollst nicht begehren
deines Nachbarn Haus, Lewis! Los, Mann, klingeln Sie schon!»
    Wenig später stand Lucy Downes
unter der Tür, eine gutaussehende, schlanke, hellhaarige Frau Anfang Dreißig in
sommerlichem, lindgrünem Baumwollkleid, einen hellen Regenmantel über dem
linken Arm. Sie musterte Morse einen Moment mit einem Blick, der im Augenblick
schüchtern wirkte, der aber, dachte er, sicher auch schelmisch und durchtrieben
sein konnte, und brachte ein leises, nervöses «Hallo!» heraus.
    «Guten Morgen!» Lewis zückte
seinen Dienstausweis. «Ist Mr. Downes zu Hause? Mr. Cedric Downes?»
    Lucy sah ihn fast erschrocken
an. «Wie? Nein, tut mir leid. Vormittags hat er eine amerikanische Gruppe in
Oxford herumgeführt, und heute nachmittag muß er einen Vortrag halten,
deshalb... Vielleicht kann ich Ihnen helfen? Ich bin seine Frau.»
    «Schon möglich, Mrs. Downes»,
schaltete Morse sich ein. «Wir haben miteinander telefoniert, vielleicht
erinnern Sie sich. Dürfen wir — äh — kurz hereinkommen?»
    Lucy sah auf die Uhr. «Ja. Ja,
natürlich. Es ist nur...» Sie hielt ihnen die Tür auf. «Ich will gerade...
hoppla!» Morse hatte sich an einem großen Koffer, der hinter der Tür stand, das
Schienbein gestoßen und verdrehte in dem Bemühen, einen gotteslästerlichen
Fluch zurückzuhalten, heftig die Augen.
    «Entschuldigen Sie bitte. Ich
hätte... dieser verflixte Koffer! Mich hat er heute schon zweimal erwischt. Es
tut mir so leid...»
    Die Stimme klang angenehm, und
mit ihrem Übereifer, dachte Morse, wollte sie wohl ihre Nervosität kaschieren.
    Nur — warum war sie so nervös?
    «Ich will nach London, Vorhänge
Umtauschen. Eine Freundin hatte mir ein recht preiswertes Geschäft in der Nähe
von King’s Cross empfohlen, aber heutzutage ist eben auf nichts und niemand
mehr Verlaß. Ich hatte sie extra mit Automatikfaltenband bestellt, und dann...
Aber setzen Sie sich doch bitte.»
    Morse sah sich im Wohnzimmer um
und registrierte etwas verwundert, daß Teppich, Tapete und Möbel leicht
verwohnt wirkten. Nur die Vorhänge waren offenkundig neu und (wie er fand)
vornehm und geschmackvoll. Mit der Renovierung hatte Lucy offenbar bei den
Fensterkleidern angefangen.
    «Ich würde Ihnen gern einen
Kaffee anbieten, aber das Taxi muß jeden Moment kommen. Meist bringt mich
Cedric zum Bahnhof...» Ein verlegenes Kichern. «Ich kann nämlich nicht Auto
fahren.»
    «Es ist nur eine Routinesache.»
Morse setzte sich und sank tief in ein altersschwaches Sofa mit durchgesessenen
Sprungfedern. «Wir ermitteln wegen gestern nachmittag...»
    «Ja, natürlich. Schrecklich,
die Sache mit Theo, nicht? Ich konnte es erst gar nicht glauben...»
    «Was denn?» fragte Morse ruhig
und sah sie unverwandt an.
    Mrs. Downes holte tief Luft,
sah einen Augenblick starr auf das verschlungene Teppichmuster und hob dann
entschlossen den Kopf. «Cedric hat mich vom Randolph aus angerufen, ehe
er heimkam. Er hat gesagt... er hat gesagt, eigentlich dürfte er es noch gar
nicht wissen, aber der Reiseleiter hat es ihm unter dem Siegel der
Verschwiegenheit anvertraut, und Cedric» — sie holte wieder tief Luft — «hat es
mir anvertraut, auch unter dem Siegel der Verschwiegenheit, und —»
    Der Teufel hole diesen
Ashenden, dachte Morse erbittert.
    «Seine arme Frau. Wie ist es
bloß — »
    «Und wem haben Sie es erzählt?»
    «Ich? Niemandem. Ich war ja die
ganze Zeit im Flaus.»
    Morse sah zum Telefon hinüber,
das auf dem Tischchen neben dem Sofa stand, hakte aber nicht weiter nach. «Dr.
Kemp hat gestern mittag versucht, Ihren Mann zu erreichen.»
    «Ich weiß. Cedric hat es mir
erzählt. Er ist mittags hier

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