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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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schlau vor. Und wusste nichts.
    Auf meine Bitte um ein kurzes Gespräch hatte von Mühlbach entgegenkommend reagiert. Er werde mich um elf Uhr morgens in seinem Büro empfangen.
    Ich fand es am Rheinhafen in Karlsruhe in einem für die raue Umgebung erstaunlich schicken kleinen Bürogebäude mit viel Glas und Grün und einem modernen Kunstwerk vor dem Eingang.
    Den Firmennamen »Chromos« entzifferte ich auf einer kleinen schwarzen Marmorplatte, in der die Worte ganz klein in Gold und mit Schreibschrift eingraviert waren. Da die Platte an einer weißen Marmorsäule klebte, erinnerte sie mich ein wenig an einen Grabstein. Laster dröhnten vorbei auf ihrem Weg zum Hafen oder zur Autobahn. In der schicken Empfangshalle waren alle Geräusche von draußen gedämpft. Eine Sekretärin, die in Blau und Schwarz gekleidet war, führte mich über einen hochflorigen blauen Teppichboden mit dem schwarzen Chromos-Symbol zu einem gläsernen Aufzug, der in den zweiten und obersten Stock des Gebäudes schwebte.
    Sie musste bereits angerufen haben, denn der Chef in Gestalt von Volker von Mühlbach trat mir aus seinem Büro auf den Flur entgegen. Er wies auf eine Besprechungsecke in einem Seitenarm des Flures.
    »Wenn Sie verzeihen, Herr von Mühlbach«, sagte ich, »aber es ist ein persönliches Anliegen.«
    In die Miene der Mitarbeiterin, die mich nach oben gebracht hatte, schlich sich Misstrauen. Sie musterte mich, und es schien fast so, als bemerkte sie jetzt erst, dass ich eine attraktive Frau war. Fragender Blick zu ihrem Chef.
    »Es ist gut, Frau Kress!« sagte er. »Ich gehe mit Frau Tobler in mein Büro.«
    Großes Büro. Mehrere Schreibtische. Wieder zwei identisch gekleidete Damen. Eine jung und ziemlich attraktiv. Der Typ, den man gerne bei Besprechungen mit Geschäftspartnern mit dem Kaffee rumschickt. Beider Blicke waren stechend.
    »Kaffee?«
    »Nein, danke!«
    »Im Moment keine Gespräche, Frau Domann!«
    Frau Domann sagte nichts, was in ihrem Falle einer Missbilligung gleichkam.
    Volker von Mühlbach rückte mir einen Stuhl in der Besprechungsecke zurecht und meinte: »Wenn ich Sie anschaue, denke ich, dass sich jeder Cent lohnt, den unsere Damen dafür ausgeben, mit Ihnen einkaufen zu gehen.«
    Ein ausgefeiltes Kompliment, eines Adeligen würdig. Dennoch musste ich ihn nun leider auf die Ebene des gemeinen Volkes hinunterziehen.
    »Vielen Dank, Herr von Mühlbach. Dennoch, wie Sie ja wissen, ist einer meiner Kundinnen der Einkauf mit mir leider gar nicht gut bekommen.«
    »O ja. Natürlich habe ich davon gehört. Die arme Frau Schmied. Das ist sehr bedauerlich. Wir haben uns erlaubt, einen Kranz zu schicken. Sie war keine Kundin von uns, aber sie war doch die Gattin eines lieben Freundes. Erst am Vorabend hatte man uns dorthin geladen. Da gehört sich so etwas. Tragisch. Und so ungerecht.«
    »Tatsächlich. Herr von Mühlbach, ich habe meine Zweifel, ob die Kriminalpolizei bei der Aufklärung dieses Verbrechens die richtigen Wege geht. Deshalb habe ich begonnen, auf eigene Faust nach dem Motiv für diese Tat zu suchen. Da muss man vielleicht etwas feiner vorgehen, als es die etwas bodenständige Ettlinger Polizei tut. Nach all meinen Recherchen vermute ich, dass es sich um jemanden handelt, der Friederikes Mutter näher gekannt hat. Sehr viel näher.«
    Volker von Mühlbach entstammte einem alten Adelsgeschlecht und hatte mit der Muttermilch eingesogen, in jeder Situation Haltung zu bewahren. So wie die Queen:   Never complain, never explain . Deshalb blieb er beherrscht und kühl.
    »Die Mutter von Frau Schmied! Ja, wie hieß die Dame denn?«
    »Grüber. Marianne Grüber.«
    »Da muss ich bedauern. Ich zumindest habe diesen Namen niemals gehört. In welchem Zusammenhang soll diese Dame oder dieser Name mit dem bedauerlichen Tod unserer Mitbürgerin stehen?«
    »Es gab Probleme in der Ehe ihrer Mutter, und ich denke, dass Friederike Informationen über ihren leiblichen Vater gefunden hatte. Und dass dieser Herr nicht gerade begeistert über die Entdeckung seiner Vaterschaft war.«
    Volker von Mühlbachs Gesichtsausdruck war noch immer glatt und unbewegt, und doch sah ich, dass sich etwas verändert hatte. War es ein Zucken im Augenwinkel? Oder atmete er einen winzigen, verräterischen Atemzug zu schnell? Vielleicht bildete ich mir das aber auch nur ein.
    »Es ehrt mich, dass Sie zu mir kommen und mir davon erzählen, meine verehrte Frau Tobler. Solch vollkommene Schönheit wie die Ihre ist diesen Räumen immer

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