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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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willkommen. Aber leider darf ich mich nicht mit der Freude der späten Vaterschaft für Friederike Schmied schmücken. Mit anderen Worten: Ich habe keine Ahnung, was Sie von mir wollen.«
    Der Blick auf die Uhr der Nobelmarke, die seine Firma vertrat, war eindeutig. Er wollte mich jetzt schnellstmöglich loswerden.
    Wir sprachen noch über Belangloses, wie beispielsweise die Krise der Rennbahngesellschaft Iffezheim, von der wir alle hofften, dass sie überstanden sei (»auf das Frühjahrsmeeting nächstes Jahr wollten wir nicht verzichten, wir treffen so viel Verwandtschaft, beispielsweise den Chef des Hauses Baden, Prinz Bernhard und seine Gattin«), und über das Projekt des »Highway to Heaven«, das ihm nicht gefiel (»unsere Familie denkt traditionell auch immer an den Wildbestand!«), bevor ich aufstand und mich zum Gehen anschickte.
    Eins war mir jedoch klar geworden.
    Volker von Mühlbach hatte die Wahrheit gesprochen. Er war nicht Friederikes Vater.
    Begründen konnte ich dies nicht, denn es war nur ein Gefühl. Und mit dem gleichen Gefühl war ich mir sicher: Der Mann wusste etwas. Oder ahnte etwas.
    An der Tür drehte ich mich rasch noch einmal um. Er sah mir nach, und ich schwöre: Da lag etwas wie Amüsement in seinen Zügen.
    Warum?
    * * *
    Manche Dinge erledigten sich von selbst.
    Als ich nach Hause zurückkehrte, blinkte der Anrufbeantworter, und Frau Angelika Lodemann bat um Rückruf.
    Tibor Lodemanns Frau.
    »Ich möchte wirklich nichts gegen unser idyllisches Bad Herrenalb sagen«, sagte sie etwas atemlos und beinahe ängstlich, als ich sie nach zweimaligem Versuch endlich selbst erreichte, »aber wenn diese Sache mit Elena stattfindet, möchte ich möglichst nicht aussehen wie ein Landei.« Letzteres flüsterte sie fast.
    »In welchem Zusammenhang …?«
    »Es gibt schon einige Modeläden bei uns«, jetzt flüsterte sie tatsächlich, so als werde ihr Telefon von den Direktricen ebendieser Läden überwacht, »und ich gehe da auch einkaufen, muss ich ja in unserer Stellung im Ort, aber sie sind halt doch mehr für die sehr reifen Damen. Liebe Frau Tobler, mein Mann hat mir ziemlich ausführlich beschrieben, wie geschmackvoll Sie gekleidet sind, aber das wusste ich ja sowieso schon, und ich möchte einfach zu Elenas großem Event so aussehen, dass sie stolz auf mich ist.«
    »Elena?«
    »Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes.«
    »Was hätten Sie denn mit Elena zu tun?«, erkundigte ich mich kühl. Ich konnte es nicht leiden, dass jeder versuchte, sich mit Elena zu schmücken.
    Erstaunt horchte ich in mich hinein. Eifersucht war ein bisher unbekanntes Gefühl für mich. Seit Friederikes Tod entdeckte ich neue Seiten an mir.
    Jetzt räusperte sich Tibors Frau und bekannte zögernd, als sei es ihr peinlich: »Ich hatte als Kind Ballettunterricht. Nicht hier. In Pforzheim, wo ich herkomme. Und ich habe mich mal beworben. Fürs Kinderförderballett. Bei ihr. Ich war erst dreizehn. In Stuttgart damals noch. Sie hat …«, jetzt wurde es ihr richtig peinlich, »abgelehnt. Schon nach den ersten Minuten, die ich auf der Bühne stand. Wenn es überhaupt Minuten waren. Aber sie war sehr freundlich. Hat gesagt: ›»Stopp. Hör mir zu. Was willst du? Leben oder tanzen?‹«
    Ich lächelte. Typisch Elena.
    »›Kann man nicht beides?‹, habe ich sie gefragt. ›Nein‹, hat sie mir freundlich erwidert. ›Das geht nicht. Entweder oder.‹ – ›Dann will ich leben‹, war meine Antwort gewesen. Und dann war sie wirklich so nett. ›Geh nach Hause und heirate irgendwann. Du wirst eine Familie haben. Und eines Tages sehen wir uns bei einem Empfang oder einer Premiere, und du wirst wundervoll, glücklich und zufrieden aussehen.‹ Und so ist es gekommen. Ich habe gelebt. Ziemlich intensiv. Ein Kind bekommen und später erst geheiratet, einen geschiedenen Mann, aber er ist ein guter Vater für meine Tochter, auch wenn sie nicht immer einfach ist … wir sind sehr … nun, ja. Ich habe es richtig gemacht.«
    Frau Lodemann machte eine Pause. Dann kam mit wilder Entschlossenheit: »Und das will ich ihr jetzt danken. Indem ich zu ihrer Ehrung komme und toll aussehe.«
    Respekt. Elena hatte erkannt, dass Angelika Lodemann nicht das Zeug zum Star hatte. Was also sah sie in mir? Eine eitle, hübsche Puppe, mit der man über jene spotten konnte, die von der Natur weniger bevorzugt waren. Einen gesellschaftlichen Sparringspartner. Eine Freundin würde ich niemals für sie sein.
    »Ich habe sie seither mehrfach

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