Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
Vom Netzwerk:
Handrücken ab. Es war kein sonderlich netter Anblick.
    Ich überlegte mir, wie es wäre, mit dieser Frau – oder überhaupt einer Frau – ein Verhältnis zu haben, doch ich konnte es mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich konnte mir ja nicht einmal ein außereheliches Verhältnis mit einem Mann vorstellen, obwohl ich wusste, dass man mir in unseren Kreisen ganz gerne Affären andichtet.
    Es tat mir ja beinahe leid, die gesamte bessere Gesellschaft zwischen Karlsruhe und Baden-Baden oder Pforzheim zu enttäuschen, doch ich hatte einfach noch keinen Mann getroffen, für den sich der Umstand gelohnt hätte. So gehörte der Anblick meiner sündhaft teuren Marlies-Dekkers-Unterwäsche meistens nur mir.
    Ohne Grund fiel mir Hagen Hayden ein, obwohl auch an ihn die Dessous, die ich eigens aus Amerika importierte, vermutlich glatt verschwendet wären. Allein ein durchschnittlicher  BH  aus meiner Jugendstilkommode im Ankleidezimmer kostete vermutlich seinen halben Monatslohn.
    »Was haben Sie denn in dieser Sache unternommen?«, wollte ich jetzt wissen.
    »Noch nichts Konkretes, aber ich war drauf und dran, etwas zu unternehmen. Bei den Jugendämtern haben sie meistens eine Stelle, die sich auf die sogenannte Wurzelsuche spezialisiert hat. Dort hätte sie erfahren, ob es bei der Vaterschaft damals irgendwelche Zweifel gegeben hat und ob eine Akte zu ihrer Geburt existiert.«
    »Geht das so einfach? Man hat doch früher immer ein Geheimnis um Adoptionen und dergleichen gemacht.«
    »Heute ist alles viel offener. Wäre Friederike mit mir zusammen hingegangen, hätten wir auf jeden Fall Auskunft erhalten. Beispielsweise über den sogenannten Abstammungsnachweis, wo der leibliche Vater eingetragen ist. Aber dazu kam es gar nicht mehr. Ich hatte schon einen Termin mit der entsprechenden Sachbearbeiterin in Karlsruhe vereinbart, und Friederike und ich hatten uns zu einem vorbereitenden Gespräch getroffen, als sie mir ganz nebenbei mitteilte, sie wisse nun Bescheid und meine Dienste seien nicht mehr vonnöten.«
    »Mit welcher Begründung?«
    »Sie habe nach dem Tod ihrer Mutter neue Informationen erhalten, die sie erst auswerten müsse. Danach würde sie sich eventuell wieder melden. Ich habe aber danach nichts mehr von ihr gehört. Das war mindestens vier Wochen vor ihrem Tod.«
    »Hat sie keinerlei Andeutung über das Wesen ihrer Entdeckung gemacht?«
    »Nein. Oder Moment, doch. Sie hat gesagt: ›Ich hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet er mein Vater ist. Ausgerechnet  er !‹ Dazu hat sie gelacht und den Kopf geschüttelt. Ich habe sie nicht weiter gefragt.«
    Langsam nickte ich. Das passte zusammen. Ihr wirklicher Papa war also tatsächlich eine große Überraschung für sie gewesen. Und die Lösung befand sich in dem Kästchen. In dieser elenden Schatulle, die natürlich verschwunden blieb und mit ihr der Name von Friederike Schmieds biologischem Vater. Einem Mann, der vermutlich verheiratet war, es vielleicht damals bereits schon gewesen war. Einer, der selbst Kinder hatte. Möglicherweise sogar schon Enkel, wenn man das Alter bedachte. Ein Mann, der eine gewisse Position bekleidete, welche auch immer.
    In Karlsruhe und Ettlingen wohnten nicht nur viele öffentlichkeitsscheue wohlhabende Leute, sondern auch etliche Bundesrichter. Friederikes Vater war vielleicht eine Person, die jeder kannte und die verdammt viel zu verlieren hatte!
    »Friederikes Mann ist Politiker«, ließ die Rehbügel angelegentlich fallen.
    »Ja«, sagte ich und dachte an den karrierelustigen Horst.
    Stimmt. Sie hatte vielleicht nicht nur einen Vater, sondern auch einen Mann, der einiges zu verlieren hatte, wenn die Ehefrau aus einem falschen Stall kam. Politisch und auch sonst. Vielleicht war sein Alibi löchriger, als es auf den ersten Blick aussah.
    »Ich sage nicht, dass es hier so ist, aber mancher Mann, dem man es nicht zutraut, würde für seine Karriere morden!«, sagte Renate Rehbügel sachlich, mitten in meine Gedanken hinein.
    »Frauen nicht?«
    »Die sind so dumm und morden meistens aus Liebe. Oder für die Liebe. Und werden schnell erwischt.«
    Ich stand auf. Nahm meine Handtasche. Renate musterte mich und meine Tasche ironisch.
    »Darf ich wiederkommen, wenn ich noch Fragen habe?«
    »Wenn Sie meine Honorarsätze zahlen können, gerne, aber ich rate Ihnen: Passen Sie auf. Wenn Ihre angedeutete Theorie stimmt, was ich nicht unbedingt glaube, hätte hier jemand seine eigene Tochter erwürgt. So einer macht auch vor Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher