Tod Im Anflug
bestraft. Eine schlecht gewartete Gasanlage oder Heizung, geschlossene Fenster, kein Gasmelder, der Alarm schlug – und schon war man tot, ohne es zu merken. Genauso, sagte der Spurensicherer, war es Bernd Stegner ergangen.
Zu gerne hätte Tom sich den Tatort näher angesehen. Und obwohl Bernd nach der Untersuchung durch den Gerichtsmediziner bereits in einer silbrigen Box aus dem Wohnwagen getragen und abtransportiert worden war, interessierte ihn das Innere des Caravans sehr. Wann hatte er schon mal die Gelegenheit, einen Wohnwagen von innen, geschweige denn einen richtigen Tatort zu sehen? Mit sehnsüchtigen Blicken umrundete er langsam watschelnd die Polizeiabsperrung. Irgendwo musste doch ein Durchkommen sein. Doch dieses Mal schien es weitaus schwieriger zu werden, den Spurensicherern über die Schulter zu sehen. Denn einer von ihnen hatte ihn anscheinend wiedererkannt. Unmissverständlich deutete er Tom an, dass er ihm den Hals umdrehen würde, wenn er auch nur einen Plattfuß hinter sein Flatterband setzen würde.
Vorsichtshalber blieb Tom, wo er war.
Unter den vielen Schaulustigen, die nun innerhalb weniger Tage eine zweite Leiche fachmännisch begutachten wollten, machte Tom bekannte Gesichter aus. Siggi, Katharina, Karl-Heinz und Elke standen beieinander, und sogar Lotte warf einen verstohlenen Blick auf den Ort des Verbrechens.
Wo ist denn Jupp?
, fragte Tom sich sofort besorgt, als er Lotte erkannte. Er suchte die Umgebung nach dem Hafenmeister ab. Schließlich sah er ihn in seinem Büro am Fenster stehen und die Polizeiaktion von dort aus beobachten. Sehr gut, er lebte also noch.
Ede war im Gespräch mit Kommissar Reiners. Langsam, wie zufällig, schlenderte Tom auf die beiden zu, denn er wollte natürlich wissen, was sie zu besprechen hatten. Ede erkannte ihn natürlich sofort und zwinkerte ihm zu.
Hallo Nili
, sollte das wohl heißen. Auch Reiners hatte ihn entdeckt, doch sein misstrauischer Blick sagte mehr, als er mit Worten hätte ausdrücken können.
»Wie ich gehört habe, haben Sie die Gasanlage bei Bernd Stegner gewartet«, sagte Reiners. »Wie ist es denn dazu gekommen?«
»Also, ich bin kein Fachmann, falls Sie das meinen. Aber ich kenne mich ein wenig aus, und das hat sich herumgesprochen«, antwortete Ede. »Ich bin gestern hier gewesen, weil Herr Stegner mich gebeten hatte, die Gasanlage seines Wohnwagens zu überprüfen. Bei ihm stand die jährliche Gasdruckprüfung an – die ist Pflicht, wissen Sie.«
Reiners nickte und gab zu, dass er auch leidenschaftlicher Camper sei. Er wusste also, wovon Ede sprach.
»Ich habe fast alle Schläuche und Verbindungen erneuert, draußen von der Flasche bis hin zum Verteiler.« Grob beschrieb Ede seine Arbeit vom Vortag.
»Ja, ja. Das haben unsere Leute gesehen. Aber warum nur bis dahin? Das kurze Stück dahinter hätten Sie doch auch noch austauschen können, oder?«, meinte Reiners.
Ede erklärte ihm, dass er das auch vorgehabt hatte, aber Bernd nicht daran interessiert gewesen sei, weil er das selbst hatte machen wollen.
»Er hat das abgelehnt, selbst als ich ihm vorgeschlagen habe, nur mal kurz einen Blick auf die restlichen Verbindungen zu werfen – wegen der Sicherheit und so. Aber er hat nur gemeint, er hätte jetzt keine Zeit mehr und außerdem würde er genug vom Gas verstehen, um den Rest selbst machen zu können. Ich denke, er hat sich da wohl etwas überschätzt. Mit Gas ist nicht zu spaßen und mehr als ihn auf die Gefahren hinzuweisen, kann ich wirklich nicht.« Ede zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Was sollte ich machen? Er wollte nicht, und zwingen konnte ich ihn auch nicht.«
»Gibt es dafür Zeugen?«
»Jemand, der bestätigen kann, dass Bernd den Rest selbst machen wollte? Na klar, Karl, also Karl-Heinz. Da drüben, sehen Sie, das ist er.« Ede deutete auf eine Gruppe Camper, die ganz in der Nähe standen und den Spurensuchern zusahen. »Karl-Heinz hat ein bisschen Werbung für mich gemacht, nachdem ich seine Heizung repariert habe. Und bei Bernd hat er mir ein wenig über die Schulter geschaut, damit er in Zukunft seine Heizung selbst reparieren kann. Er will nicht immer auf andere angewiesen sein – wegen seiner Frau. Die friert immer.«
»Oh, das kann ich gut verstehen. Meine auch«, antwortete Reiners. Das Gespräch glich weniger einer Befragung als einer Unterhaltung unter Gleichgesinnten, die wussten, wovon sie sprachen. »Haben Sie auch am Herd gearbeitet?«
»Nein, ich habe doch gesagt, nur bis
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