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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Adelina bereits ein Zähneklappern unterdrücken. Erleichtert folgte sie dem Medicus ins Haus. Drinnen wartete eine andere Begine auf sie und führte sie durch schmale, wegen der mit Decken verhängten Fenster finstere Gänge und über eine Treppe hinauf zum Zimmer der Grande Dame.
    Brigitta war eine kleine, etwas rundliche alte Frau, die trotz ihrer Knochenkrankheit kerzengrade auf ihrem Stuhl saß. Die vielen Falten und Fältchen um Mund und Augen zeugten davon, dass die Grande Dame ihr Leben lang gern gelacht hatte. Auch jetzt lächelte sie und sah den beiden Besuchern mit strahlend blauen Augen erwartungsvoll entgegen. Adelina lächelte unwillkürlich zurück. Brigitta war in ihrer Jugend einmal wunderschön gewesen, daran bestand kein Zweifel.
    «Was kann ich für Euch tun?», fragte die Grande Dame nach der förmlichen Begrüßung. Ihre Stimme war dunkel und wohltönend. Nur die Heiserkeit, hervorgerufen durch ihren chronischen Husten, bildete einen leichten Missklang.
    «Wir kommen wegen des Hospitals», erklärte Adelina und trat einen Schritt an das kleine Schreibpult heran. Brigitta beugte sich auf ihrem gepolsterten Stuhl vor und sah sie abwartend an. «Es gab doch diese drei Todesfälle kürzlich.»
    «Ihr meint die armen Seelen, die von dieser seltsamen Krankheit hingerafft worden sind?»
    «Ebendiese. Ich …» Sie warf Burka einen kurzen Blick zu. «Wir müssen Euch etwas sagen.»
    Die Grande Dame betrachtete sie aufmerksam.
    «Dann tut es.»
    Adelina nickte, wusste jedoch nicht, wie sie anfangen sollte.
    «Es ist nicht so einfach. Diese Todesfälle …»
    «Ja?»
    «Diese Todesfälle sind höchst ungewöhnlich.»
    Die Grande Dame lehnte sich wieder zurück.
    «Das weiß ich. Vorher gab es bei uns noch niemals Ähnliches.» Sie kniff die Augen zusammen. «Worauf wollt Ihr hinaus?»
    Adelina gab sich einen Ruck.
    «Wir fürchten, dass der Tod durch ein Gift hervorgerufen wurde.»
    Die Grande Dame schwieg. Das Lächeln war von ihren Lippen verschwunden. Mühsam stemmte sie sich an ihrem Pult hoch und reckte ihren Rücken.
    «Ein Gift, sagt Ihr?» Sie griff nach ihrem geschnitzten Gehstock. «Wie kommt Ihr darauf?»
    Sie hält es nicht für unmöglich, dachte Adelina erleichtert.
    «Die Anzeichen dieser Krankheit ähneln denen einer Vergiftung durch Schierling.»
    «Ihr kennt Euch aus?»
    «Ihr Vater ist Apotheker», übernahm Magister Burka das Wort. «Und ihrer Beschreibung nach halte auch ich es für möglich, dass eine Vergiftung vorlag.»
    «Nach ihrer Beschreibung?» Brigitta hob die Augenbrauen.
    «Ich war dabei, als Balthasar starb», erläuterte Adelina. «Und Schwester Irmingard sagte, dass Adrian und Reinhild auf die gleiche Weise gestorben sind.»
    «Irmingard hat nicht erwähnt, dass an den Todesfällen etwas Ungewöhnliches gewesen sei, abgesehen davon, dass ihr die Krankheit unbekannt war.»
    «Sie hielt meinen Verdacht für unbegründet.» Brigitta begann im Zimmer umherzuwandern.
    «Und trotzdem kommt Ihr damit zu mir? Warum?» Sie unterdrückte ein Husten.
    Der Medicus räusperte sich. «Wir haben erfahren, dass der Rat das Hospital aufgrund dieser Krankheit zu schließen versucht.» Brigitta blieb stehen. Er nickte. «Es ist kein Geheimnis. Wie ich hörte, hat der Beginenhof das Gebäude samt Grundstück von der Stadt gepachtet.»
    «Das ist nicht ungewöhnlich», seufzte die Grande Dame. «Dass wir das Hospital eröffneten, hielten auch die Ratsherren für eine gute Idee, damals.»
    «Jetzt nicht mehr?» Adelina trat neben Brigitta und half ihr, sich wieder zu setzen.
    «Die Ratsherren, die uns damals das Hospital genehmigten, sitzen heute nur noch im weiten Rat. Manche haben sich ganz aus der Stadtregierung zurückgezogen. Als Hilger Quattermart den Freistuhl auf dem Osterwerth bekommen hat, spaltete sich der enge Rat. Einige Männer, die Hilger nicht in den Kram passten, wurden aus ihren Ämtern gedrängt.»
    «Aber Hilger Quattermart hat den Freistuhl doch längst wieder abgeben müssen», warf Adelina ein. Brigitta hob die Schultern.
    «Leider haben wir aber inzwischen trotzdem unsere Befürworter im Rat fast gänzlich verloren. Der jetzige enge Rat kämpft schon länger darum, das Hospital wieder zu schließen und die Kranken in den Turm zu sperren. Nun, da es die schlechten Nachrichten über gehäufte Todesfälle gibt, glauben sie Druck auf uns ausüben zu können.»
    «Seht Ihr, das ist der Punkt», sagte Burka grimmig. «Sie üben Druck auf Euch aus. Der Rat will das

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