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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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verächtlicher Blick strafte seine höflichen Worte Lügen. Es sah aus, als wolle er vor Burka ausspucken, doch er packte nur Adelina noch fester und schob sie hinaus. Bevor die Tür hinter ihnen zufiel, hörte sie noch einen empörten Ausruf und dann ein lautes Krachen, dem ein Schmerzenslaut folgte.
    «Das war nicht nötig», sagte sie. «Ich komme mit, aber Ihr müsst meinen Vater und den Medicus in Ruhe lassen.»
    «Sie werden überwacht, bis wir mit Euch fertig sind.» Grob stieß Greverode sie vor sich her bis zu einer Sänfte, die wenige Schritte vor ihr auf sie wartete. Erstauntwandte sich Adelina um, doch der Soldat hatte eine finstere, undurchdringliche Miene aufgesetzt. Weshalb holte man sie mit einer Sänfte ab? Sie biss die Zähne zusammen. Im ersten Moment hatte sie gedacht, man habe ihr Geheimnis erfahren und sie deshalb verhaftet. Doch würde man dann solch einen Aufwand betreiben, um sie ins Rathaus zu bringen?
    Neben der Sänfte standen zwei weitere Männer, die ihr beim Einsteigen halfen. Einer der beiden, ein breit gebauter, schlecht riechender Kerl mit buschigem Vollbart, stieg hinterher und setzte sich ihr gegenüber. Greverode gab das Kommando zum Aufbruch. Weder die Händler noch irgendjemand von den vielen Käufern, Dienstboten oder Bauern auf dem Markt hatte auf sie geachtet, denn gerade wurde ein keifendes zerlumptes Marktweib auf den Kax, den Schandpfahl, gebracht. Eine Menschentraube hatte sich gebildet, wüste Beschimpfungen wurden laut. Und noch bevor die Diener der Marktmeister sich vom Pranger entfernen konnten, flogen bereits die ersten faulen Eier und Kohlreste.
    Adelina versuchte, zwischen den Vorhängen der Sänfte hindurchzuschauen, doch ihr Aufpasser stieß sie unsanft zurück und zog die Vorhänge dichter zusammen.
    Argwöhnisch betrachtete Adelina den Mann und sah sich in der komfortablen Sänfte um. Sie saß auf bequemen, mit weichem Stoff bezogenen Kissen.
    «Ihr seid keine Stadtsoldaten», stellte sie fest. Panik machte sich in ihr breit. Sie bemühte sich, ihren Aufpasser nichts merken zu lassen, aber sie musste sehr blass geworden sein, denn er grinste böse.
    «Richtig, Schätzchen. Das ist dir aber schnell aufgegangen.»
    «Wo bringt Ihr mich hin?» Sie konnte das Zittern in ihrer Stimme nicht mehr unterdrücken.
    «Wirste schon sehen.» Mehr hatte er offenbar nicht zu sagen, denn er lehnte sich bequem zurück und behielt sie gelassen im Auge. Plötzlich wurde ihr eiskalt. Seine Stimme! Sie kannte seine Stimme! Die Erinnerung an grapschende Hände auf ihrem Leib traf sie wie ein Schlag. Entsetzt fuhr sie zurück, konnte jedoch in der engen Sänfte nicht vor ihm ausweichen. Aufsteigende Angst drückte ihr die Kehle zu, und ihre Zähne schlugen aufeinander.
    «Bist ganz schön blass, Schätzchen.» Der Mann fixierte sie weiterhin vollkommen unverwandt. «Keine Angst, wir bringen dich in einem Stück zu unserm Herrn. Der kann dich dann auseinander nehmen, wenn er will. Du hast ihn wütend gemacht.» Er grinste wieder und pulte sich dabei mit dem Finger zwischen den Zähnen. Adelina würgte den aufsteigenden Brechreiz hinunter.
    Sie musste ruhig bleiben! Und nachdenken. Denken. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie hatten Burka verletzt und vielleicht auch ihren Vater. Und der Kerl, der ihr gegenübersaß, hatte sie schon einmal überfallen. Sie atmete scharf ein, als ihr klar wurde, was das zu bedeuten hatte.
    ***
    Der Weg bis ins Kirchspiel St. Marien erschien Adelina sehr weit. Sie fürchtete sich vor den Männern, die sie entführt hatten, und überlegte fieberhaft, was Reese mit ihr vorhaben mochte. Denn nur er konnte es sein, der sie hatte entführen lassen.
    Wenn sie jedoch gedacht hatte, er würde sie bereits erwarten, musste sie sich eines Besseren belehren lassen.Vor Reeses Haus angelangt, schubste ihr Aufpasser sie grob aus der Sänfte und führte sie durch einen Nebeneingang in einen dunklen Flur, der an der Küche vorbei und eine Treppe hinunter führte. Im Keller war es eiskalt. Sie gingen an mehreren kleinen Vorratsräumen vorbei, wo die Waren lagerten, mit denen Reese sein Geld verdiente: große Ballen flämischen und englischen Tuchs.
    Der Mann schubste sie in eine der Kammern, die nur durch eine winzige Belüftungsöffnung direkt unter der Decke erhellt wurde, und knallte die Tür hinter ihr zu. Das Ratschen des Metallriegels auf dem Türholz ließ sie schaudern. Die Schritte ihres Aufpassers entfernten sich rasch. Sie blickte sich in dem düsteren, engen

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