Tod im Frühling
irgendwas, was nur sie weiß und ihre Entführer nicht wissen können. Überlegen Sie sich was. Wenn Sie die Zeitung m i t der Unterschrift und die drei Antwor t en haben, dann wissen Sie wenigstens, daß Ihre T ochter noch l ebt und in der L age ist zu reagieren. Bis dahin… «
Er zog den gefalteten Zettel aus der Akte auf seinem Tisch .
» Dieser Brief wurde dem Mädchen gegeben, das freigelassen wurde. Wir wissen es nicht genau, aber er sollte Ihnen wahrscheinl i ch bei Ihrer Ankunft übergeben werden . «
Maxwell las den Brief schweigend durch, gab ihn dann dem Generalkonsul zum Lesen und legte ihn wieder in die ausgestreck t e Hand des Capitano. Er zeigte nach wie vor wenig Gefühlsregung, doch es war offensichtlich, daß er sich über sich selbst ärgerte, weil es ihm nicht gel u ngen war, s i ch wie gewohnt durchzusetzen .
Der Capitano wandte s i ch an Mrs. Maxwell: »Verstehen Sie sich gut m ir Ihrer Stieftochter ? «
»Wir verstehen uns prächtig. Natürlich waren wir nie so viel zusam m en… «
» Als Sie h ier zusam m en Einkäufe ge m acht haben, hat sie Ihnen da j e m als e twas darüber erzählt, wofür sie nor m alerweise ihr m onat l iches Geld ausgib t ? «
» N e in, eigentlich nicht… Ich neh m e an, sie hat sich Kleider gekauft, wie andere Mädchen, und ist viel ausgegangen und hat sich a m üsiert. Ich bin sicher, sie hat eine Menge Freunde. «
» Und irgendwelche gesundheitlichen Beschwerden hat sie Ihres Wissens keine ? «
» Überhaupt keine. Sie ist ein kräfti g es Mädchen… Zu Hause war sie eine begeisterte Reiterin. Hier in der Stadt konnte sie natürlich nicht reiten, deswegen hat John… «
» Ja ? «
»Ich glaube, er hätte es gern gesehen, wenn s i e wieder ganz nach Hause gekom m en wäre. «
Sie blickte b esorgt zu ihrem Mann. Sie war es, die, kurz bevor sie gingen, Anzeichen ernstlicher Beunruhigung ze i gte .
» Die tun i h r doch nichts, oder ? … Sie verstehen, was ich m eine… Sie rühren sie doch nicht an, oder…? Ihr Gesicht war unter der Sch m inke flec k ig geworden, und ihre Augen füllten s i ch plötzlich m it Tränen .
» Das ist sehr unwahrscheinlich. Entführung ist ein Geschäf t , wie ich Ihrem Mann schon erklärt habe. Diese Leute haben nichts persönlich gegen ihre Geisel. Es liegt in ihrem Interesse, daß ihr nichts zustößt. Sie wird es nicht sehr bequem haben, aber m an wird ihr genug zu essen geben und s i e anständig versorgen. Bevor Sie gehen, könnten Sie m ir vielleicht s agen, wo Sie wohnen ? «
» I m Excel s i or. «
»Einer von d er sturen Sorte, unser Mr. Maxwell « , be m erkte der Staatsanwalt, als er und der Capitano wieder allein waren. » E s schien Sie aber nicht überrascht zu haben. Ist so ein Verha l ten t y pisch ? «
»Es ist jedenfalls keineswegs ungewöhnlich. Mütter sind sehr viel hilfreicher, wenn sie sich erst m al wieder beruhigt haben und m an ihnen gesagt hat, was zu tun is t . Unwissenheit ist in ei n em solchen Fall ja ein Geschenk des Hi mm els Nahezu alle Väter von Entführungsopfern m achen sich Sorgen darüber, daß ihre Ver m ögensverhältnisse zu genau unter die Lupe genommen werden könnten. Die Vorstellung, daß sie je m and vor der Wahl des Opfers bereits sehr genau unter die Lupe genom m en hat, erschüttert sie beträchtli c h. Ich bezweifle, ob dieser Mann da e i ne Ausnah m e ist . «
»Er hat sich ja auch recht lange Zeit gelassen, wenn er schon am Montag benachrichtigt wurde. Heu t e ist Sa m stag. Wir wissen natürlich nicht, wann er i n Florenz eingetroffen is t … «
Der Capitano nahm den Hörer des Außenapparats ab .
» Verbinden Sie mich m it dem Hotel Excelsior… Nein, ich bleib dran… Excelsior? Können Sie m i r sagen, wann Mr. John Maxwell eingetroffen is t ?… Mittwoch Mittag. Danke . «
Er drehte einen Stift zwischen den Fingern hin und her. » Wieso ist er nicht schon früher gekom m en, frag ich m ich? «
»Einen Platz in einer Maschine zu bekom m en, kann kaum ein Problem gewesen sein. Erste Klasse und im März . « Das Telefon klingelte .
»Wacht m eister Guarnacc i a vom Pitti f ür Sie, Capitano. «
» Danke. Guten Tag, Wacht m eister . «
»Ich wollte eigentlich b ei Ihnen vorbeikom m en, aber hier ist einiges pass i ert. Zunächst ein m al habe ich endlich m it Bertelli reden können, dem Mann von der weinenden Frau von Nu mm e r drei. Er arbeitet in einem Restaurant. Er war es, der den Entführer hereingelassen hat, bevor er zur Arbeit ging. Seine Frau
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