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Tod im Herbst

Tod im Herbst

Titel: Tod im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Enttäuschung erlebt hat und verbittert geworden ist.«
    »Hat sie darüber gesprochen?«
    »Nein... nicht konkret. Trotzdem kann es so gewesen sein. Vielleicht wegen irgendeiner Sache, die vor langer Zeit passiert ist, als sie noch in Deutschland lebte. Seit fünfzehn Jahren lebte sie jetzt hier, und ich bin erst acht Jahre in Florenz, also...«
    »Wo waren Sie vorher?«
    »In einem Hotel in Norditalien. Ich glaube, der Ein druck , da ß si e unglücklic h war , gin g i n erste r Lini e au f ihre Schlafschwierigkeite n zurück.«
    »Sie konnte nicht gut schlafen, also kam sie herunter und hat mit Ihnen geplaudert und so die Zeit herumgebracht, war es so?«
    »Ja...« Es schien ihm peinlich zu sein.
    »Naja, ich nehme an, in Ihrem Job müssen Sie sich oft die Probleme anderer Leute anhören, ob Sie wollen oder nicht.« Er war typisch, dachte der Wachtmeister, für die Sorte Portier, Kellner und Barmann, den alle Welt mit Vornamen anredet und der stets bereit ist, den Leuten auf ganz selbstverständliche Art kleine Gefälligkeiten zu erweisen, immer mit einem freundlichen, verschwöreri sche n Lächeln . »Irgendwelch e Besuche?«
    »Sie hatte nie Besuch, obwohl sie nicht allein war auf der Welt , da s wei ß ich.«
    »Woher?«
    »Sie bekam Briefe, nicht oft, aber regelmäßig. Bevor ich an di e Tagschich t übergebe , nehm e ic h di e Pos t i n Em p fang.«
    »Briefe aus ihrer Heimat?«
    »Nein, ich glaube, es war nie einer aus Deutschland dabei , jedenfall s kan n ic h mic h nich t dara n erinnern , aber möglicherweise war einer darunter, den ich übersehen hab e ode r wen n ic h dienstfre i hatte . Si e kame n au s aller Welt . Si e ha t auc h selbs t welch e geschrieben.«
    »Antworten auf die Briefe, die sie bekam?«
    »Ic h wei ß e s nicht.. . Nein , ic h glaube , si e ginge n immer a n ein e deutsch e Adresse . Si e müßte n a n de r Rezeption nochma l fragen . Wen n si e nich t gerad e weggin g un d die Brief e selbs t einwarf , pflegt e si e si e a n de r Rezeptio n abzu geben.«
    »Ist sie oft weggegangen?«
    »Nein, ich glaube nicht. Aber auch diese Frage sollten Si e mi t de r Tagschich t klären . Gelegentlic h fuh r si e aller ding s fü r ei n paa r Tag e weg.«
    »War sie in der letzten Zeit weggewesen?«
    »Nein , sei t übe r eine m Jah r nich t mehr , wen n ic h mich rech t erinnere. « E r zögert e eine n Momen t un d sagt e dann: »Ic h hab e Ihne n erzählt , da ß si e ni e Besuc h hatte , un d in der Regel stimmte das auch, aber...«
    »Ja?«
    »Naja , ma n konnt e ih n kau m al s Besuche r bezeichne n – ich meine , e r is t nich t au f ih r Zimme r hinaufgegangen , wie Si e vielleich t vermuten , sonder n e s ga b d a eine n Mann , der sic h nac h ih r erkundigte , ei n seh r vertrauenswürdi g aussehende r Mann , ziemlic h groß , gu t angezogen . Si e ka m her unter und begrüßte ihn hier, und dann sind sie zusammen weggegangen.«
    »Nachts vermutlich, da Sie ihn gesehen haben?«
    »Ja. Ich schätze, so gegen elf.«
    »Und wann war das?«
    »Es muß einen Monat her sein.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Nich t au f de n Ta g genau . E r is t nich t mi t ih r zurückge kommen , un d d a e r hie r nich t al s Gas t registrier t war , kann ic h e s nich t überprüfen.«
    »Sind Sie sicher, daß es nicht die Nacht war, in der sie verschwand?«
    »Oh, ganz sicher. Es war lange davor... Dürfte ich Sie ma l wa s fragen?«
    Als der Wachtmeister nickte, fuhr der Portier fort: »Ich wollte bloß ... äh... wissen, was passiert ist. Sie haben gesagt, sie wurde im Arno gefunden, aber Sie haben nicht gesagt ... war es Selbstmord?«
    »Nein.«
    »Aha.« Er wirkte geradezu erleichtert.
    Der Wachtmeister wartete, da der Portier aber keine weiteren Fragen stellte, fuhr er fort: »Hat sie mit Ihnen über vertrauliche Dinge gesprochen, über Dinge privater Natur?«
    »Sie hat viel über ihre Gesundheit gesprochen. Trotz ihre r Schlaflosigkei t nah m si e eigentlic h kau m etwas , keine Schlaftabletten oder so. Sie achtete auch streng auf ihre Ernährung . Abe r nich t so , wi e di e meiste n Frauen , di e im mer Angst haben, dick zu werden. Sie war sehr schlank.«
    »Ja« , murmelt e de r Wachtmeister . Al s e r a n jene m Mor gen mit dem Hauptmann das Flußufer erreicht hatte, war ihm zuerst ein dünnes, bläuliches Bein aufgefallen, das unter einem klatschnassen Pelzmantel hervorragte.
    »Sie schwärmte für dieses Reformhauszeugs. Sie sprach oft von Weizenkeimen und Vitamin C. Einmal hat sie mir sogar

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